Dragon Kiss (epub)
Rat hören, Bercelak. Aber du musst mir zutrauen, dass ich die Entscheidungen treffe, die ich für nötig halte.«
Er sah ihren Körper an, antwortete aber nicht.
»Bercelak?«
»Was?«
»Ich hätte eigentlich gern eine Antwort.«
Er richtete den Blick wieder auf ihr Gesicht. »Eine Antwort worauf?«
»Deine Aufmerksamkeit scheint mir nachzulassen.«
»Eigentlich nicht.« Sein Blick wanderte wieder über ihre Drachengestalt. »Du bist ein Drache, Rhiannon.«
»Aye, Bercelak. Das bin ich.«
»Dann komm zu mir. Ich habe vor, dich als Drache zu nehmen.«
Sie wusste, wie dieses Spiel gespielt wurde, auch wenn sie bisher niemanden für würdig gehalten hatte. Bis jetzt.
Mit einem Kopfschütteln, bei dem ihr weißes Haar um sie fiel, entgegnete sie: »Du wirst mich erst fangen müssen, Nichtswürdiger.«
Dann stieg sie in die Abenddämmerung auf, ihren Liebhaber dicht auf den Fersen.
Es war ihr Schrei, der ihn am nächsten Morgen weckte. Bercelak rappelte sich auf und sah sich in der Umgebung nach weiteren Soldaten um. Doch alles, was er sah, war eine kreischende Rhiannon.
Eine kreischende menschliche Rhiannon.
»Sieh mich an! Was ist passiert?«
Er hatte keine Ahnung. Als sie schließlich ausgelaugt gewesen waren, nachdem sie eine Menge anderer Verwendungsmöglichkeiten für ihre Schwänze gefunden hatten, hatte die Erschöpfung des Tages und der Nacht sie schließlich eingeholt und es war fast schon eine Ohnmacht, die sie umfangen hatte, und kein Schlaf.
Doch während sie schliefen, hatte Rhiannon der Drache eingerollt an seine Seite geschmiegt gelegen, und ihr leises Knurren im Schlaf hatte ihn zufriedener gemacht als er es je zuvor gewesen war.
Dennoch stand sie jetzt im grellen Licht der zwei Sonnen vor ihm. Als Mensch. Es war ihm nicht wichtig, ob Rhiannon Mensch oder Drache war. Solange sie ihm gehörte. Doch er wusste, dass es sie störte und das bedeutete, dass er es in Ordnung bringen musste.
»Rhiannon …«
»Sieh dir diese spindeldürren Dinger an!« Ihre Arme wedelten wild über ihrem Kopf. »Und all diese weiche, nutzlose Haut!«
Wenn sie versuchen wollte, ihn heiß zu machen, dann schaffte sie das ganz gut.
Sie drehte sich um und deutete auf ihren Hintern. »Und ich mag mich irren, aber ich glaube, dieses Ding ist noch größer als es für einen Menschen meiner Größe normal wäre. Wie kann das angehen?«
Rasch verwandelte sich Bercelak. »Rhiannon, beruhige …«
» Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen! Das hat mir diese Schlampe angetan, und sie wird dafür bezahlen!«
Sie stürmte davon, und Bercelak hatte alle Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Jede andere, davon war er überzeugt, hätte nur große Reden darüber gehalten, die Königin herauszufordern. Doch Rhiannon traute er alles zu, vor allem, wenn sie so wütend war. Doch konnte er sie jetzt nicht vor ihre Mutter treten lassen. Ganz zu schweigen von den Wachen, die der Königin nie von der Seite wichen. Rhiannon war immer noch ein Mensch – und würde das auch offenbar bleiben, solange der Zauber ungebrochen war –, und ihre Kräfte waren nicht annähernd so stark wie als Drache. Und da er in all den Jahrzehnten, die er sich an ihrem Hof aufgehalten hatte, nie erlebt hatte, dass die Königin menschliche Gestalt annahm, bezweifelte er, dass sie es jetzt tun würde, wenn ihre Tochter sie herausforderte. In Wahrheit war er sich relativ sicher, dass nichts die Königin dazu bringen konnte, sich in einen Menschen zu verwandeln, solange Rhiannon noch atmete.
»Ich wünschte, du würdest mal für eine Sekunde Ruhe geben, damit wir reden können.«
»Reden? Worüber?«
»Darüber, was wir als Nächstes tun müssen.«
»Abgesehen davon, meine Mutter umzubringen? Ich habe keine Ahnung!«
Bercelak nahm ihren Arm, zog sie heran und drehte sie zu sich um. »Das geht uns beide an, Rhiannon. Dich und mich. Was dich verletzt, betrifft mich auf dieselbe Art.«
»Du verstehst das nicht.«
Er umschloss auch ihren anderen Arm sanft und zog sie an sich. »Dann erkläre es mir.«
Rhiannon holte tief Luft und sah zu Boden. »Sie wusste, wie sehr mich das verletzen würde. Wie sehr kein Drache zu sein an mir … an mir zehren würde, bis nichts mehr von mir übrig ist.« Sie sah zu ihm auf. »Ich weiß, dass du es nicht siehst. Ich weiß, dass du die wahren Absichten meiner Mutter nicht siehst. Du hattest schon immer Scheuklappen an, wenn es um sie ging. Aber sie wird nicht eher zufrieden sein, als bis sie mich vernichtet hat,
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