Dragon Kiss (epub)
Hände.
»Ich verstehe.« Wenn es eines gab, was er und der Rest des Universums über seinen Vater wussten, dann, dass der Mistkerl einer Frau Freude bereiten konnte. Doch Ailean hatte besonderen Spaß daran, den Körper einer menschlichen Frau zu erkunden. »Dann hast du also viel aufgegeben.«
»Nein. Ich habe meine Höhle noch. Ich gehe dorthin, wenn dein Vater im Krieg oder auf Reisen ist. Wenn ich allein bin, bin ich immer Drache, und ich genieße es. Aber nichts, absolut nichts macht mir so viel Freude wie dein Vater.«
»Er ist laut und unausstehlich.«
»Er ist urkomisch und leidenschaftlich und dein Vater.«
»Leider.«
Die Hand seiner Mutter, die hart auf den Eichentisch niederfuhr, ließ Bercelak zusammenzucken, obwohl er sonst niemals zusammenzuckte.
»Dein Vater liebt dich, du Rotzlöffel. Er würde sterben, um dich zu schützen und will nur, dass du glücklich bist. Ich habe nie einen Drachen so stolz gesehen wie deinen Vater an dem Tag, als du ihn zum ersten Mal mit deinem finsteren Blick angesehen hast. Schon damals wusste er, dass du etwas Besonderes bist. Anders. Also glaub bloß keine Sekunde, dass du ihn nicht ernst nehmen musst, und glaub auf gar keinen Fall, du könntest ihn vor mir schlecht machen. Das werde ich nicht dulden!«
Bercelak neigte den Kopf. »Es tut mir leid.«
Er hörte seine Mutter tief einatmen. Dann noch einmal. Schließlich sagte sie: »Schon gut. Ich weiß, dass du frustriert bist und nicht weißt, was du tun sollst. Aber ich weiß, du wirst das Richtige tun.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
Die Tür zum Studierzimmer ging auf und sein Vater kam herein, hielt aber inne, sobald er die beiden so ernst dreinblicken sah.
»Oh, Entschuldigung. Ich … ähm … unterbreche doch nichts, was mir unangenehm sein könnte, oder?«
Shalin lachte. »Nein, du alter Bär. Tust du nicht. Ich unterhalte mich nur mit unserem Jungen.«
Ailean nickte. »Gut. Gut.« Er ging zu seiner Gefährtin hinüber, sprach aber zu seinem Sohn. »Übrigens gute Arbeit mit den Soldaten da draußen.«
»Danke, Vater.«
»Deine Frau hat ihre Sache auch gut gemacht. Ich bin beeindruckt, dass sie keine fade Prinzessin ist.«
»Sie hat mich beschützt.«
»Gut. Gut.« Sein Vater hob seine Mutter hoch, setzte sich in den Sessel und zog sie auf seinen Schoß, wo er sie fest umschlang, wie er das immer tat. »Ich mag sie, wenn dir das etwas bedeutet. Sie ist ein bisschen ungehobelt, aber ich denke, das liegt daran, dass sie keine Wahl hatte mit dieser Hexe von einer Mutter, mit der sie geschlagen ist.«
»Da bin ich deiner Meinung«, antwortete Bercelak ernst. »Ich weiß nur nicht, wie ich sie glücklich machen soll.«
»Das wirst du noch rechtzeitig lernen. Vielleicht willst du ja nachsehen, ob sie auf dem Boden aufgeschlagen ist oder nicht. Ich habe sie gerade vom Sims unter ihrem Fenster rutschen sehen.«
Bercelaks Kopf ruckte hoch. »Was?«
Eine starke Hand schnappte sie am Handgelenk. »Hab dich!«
Rhiannon sah zu Ghleanna auf, die zu ihr herablächelte. »Fast hätten wir dich verloren.«
»Deine Schwester hat mich zu Tode erschreckt!«
Ghleanna hievte Rhiannon mit Leichtigkeit zurück durch ihr Zimmerfenster. »Die ist schreckhaft wie ein Reh. Sie dachte, du würdest dich zu Tode stürzen.«
» So menschlich bin ich nun doch noch nicht geworden.«
»Freut mich sehr, das zu hören.«
Maelona zuckte die Achseln. »Tut mir leid. Ich hatte eine Panikattacke.«
»Davon hat sie viele«, scherzte ihre Schwester.
»Nein, das stimmt nicht! Ich hab sie nur da draußen sitzen sehen und mir Sorgen gemacht.«
Die Tür wurde aufgetreten und krachte gegen die Wand, als Bercelak mit großen Schritten hereinkam. »Warum hast du über dem Abgrund gehangen?«
Mit einem Seitenblick auf Ghleanna sagte Rhiannon mit falschem Ernst: »Ich konnte nicht mehr. Ich habe beschlossen, alledem ein Ende zu machen.«
Er runzelte verwirrt die Stirn. »Was?«
Ghleanna packte Maelona und zog sie aus dem Raum. »Wir lassen euch einfach allein damit, in Ordnung?«
Die Tür schloss sich und Rhiannon sah Bercelak an. »Glaubst du wirklich, ich würde etwas Dummes tun? Hast du so eine geringe Meinung von mir?«
»Mein Vater sagte nur, er hätte dich vom Gebäude herunterfallen sehen.«
»Wenn er mich gesehen hat, warum hat er dann nicht geholfen?«
Bercelak schnaubte. »Mein Vater? Hast du eine Ahnung, wie oft der alte Mistkerl mich schon vom Dach geworfen hat, als ich ein Mensch war? Für ihn ist das eine
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