Dragon Kiss (epub)
Männern.
Die zwei Brüder sahen sich an. Nie kamen sie so gut miteinander aus als wenn sie gemeinsam eine Schlacht fochten. Und Fearghus gab endlich vor sich selbst zu, dass es ihm Freude machte, dass seine Familie heute mit ihm kämpfte.
Die beiden Brüder trennten sich, und Fearghus gesellte sich zu Morfyd, um ihr zu helfen. Doch als sie zwei Drachen erledigte – einen mit Flammen und den anderen mit einem Zauber –, war er sich nicht mehr sicher, warum er sich Sorgen um sie gemacht hatte.
Dann sah er Éibhear an sich vorbeipurzeln. Er schnappte seinen Bruder am Arm, bevor der auf die Erde fallen konnte, während er den feindlichen Drachen mit seiner Flamme traf und zurückschlug.
»Éibhear! Bist du in Ordnung?«, fragte er in der alten Sprache der Drachen.
»Aye, Bruder. Dieses Miststück hat mich nur überrumpelt, das ist alles.«
»Tja, dann achte darauf, was hinter dir los ist, Kleiner! Ich würde es mir ewig anhören müssen, wenn dir etwas passiert. Du bist ihr Liebling.«
Éibhear stieg wieder in die Luft und jagte der Drachenfrau nach, die gerade versucht hatte, ihn zu töten.
»Morfyd!« Fearghus flog zu seiner Schwester. »Hefaidd-Hen. Wo ist er?«
Seine Schwester schloss die Augen und versuchte, die Fühler ihrer Magie auszustrecken und den Drachen zu finden. Plötzlich riss sie die Augen auf und sah ihren Bruder an.
»Was ist los?«
»Annwyl.«
Annwyl riss eine Schneise in die Truppen ihres Bruders. Die meisten von ihnen köpfte sie, wie es ihre Art war. Sie verlor nur Zeit mit Armen und Beinen, wenn der Kopf nicht bequem erreichbar war. Und diese Gliedmaßen hackte sie nur ab, um den Feind lange genug zu bremsen, damit sie den Kopf abschlagen konnte.
Ein Soldat warf sich auf sie. Sie parierte seinen Schlag, hieb ihm mit ihrem anderen Schwert den halben Schädel weg und ließ die Schreie des Mannes verstummen. Sie drehte sich um, als ein weiterer Soldat hoffte, sich von hinten anschleichen zu können. Sie schlitzte ihm den Bauch auf, was sie ebenfalls gerne tat. Vor allem, wenn ihre Klinge die Gedärme löste.
Mit einem Lächeln wurde ihr bewusst, dass sie ihren Namen ehrlich verdiente. Sie war tatsächlich Annwyl die Blutrünstige. Und stolz darauf. Doch sie wurde es müde, ihre Zeit an diese Männer zu verschwenden. Sie wollte ihren Bruder. Seinen Kopf wollte sie. Und bei den Göttern, sie würde ihn bekommen.
Sie schlachtete zwei weitere Soldaten ab, die dumm genug waren, ihr in den Weg zu geraten, dann stürmte sie den Bergkamm hinauf und schrie dabei nach Lorcan. Oben kam sie in dem nassen Gras rutschend zum Halten. Lorcan wartete auf sie. Mit seinem Drachen.
Sie warf einen Blick hinter sich und sah, dass weitere seiner Soldaten ihr den Fluchtweg abschnitten.
Annwyl sah ihren Bruder böse an. »Na, Angst, dich mir allein zu stellen, Lorcan?« Er sah ihr nicht einmal in die Augen. »Kannst du mir nicht antworten, Bruder?«
»Du kannst deine Fragen an mich richten, Lady Annwyl.«
Der Sprecher konnte nur Hefaidd-Hen sein. Anders als bei Fearghus und seiner Sippe sah sie in dieser Bestie keine Schönheit. Keine Anmut oder Eleganz. Nur einen kaltblütigen Mörder. Sein Drachenkörper schien fast wie ein Skelett. Seine Farbe war ein widerwärtiges Madenweiß. Seine Drachenaugen waren von einem blassen, wässrigen Blau. Allein sein Anblick verursachte ihr eine Gänsehaut.
»Bist du jetzt der Herrscher der Dunklen Ebenen, Hefaidd-Hen?«
»Ich bin lediglich Lorcans Berater.«
»Und was war dein Rat an meinen Bruder?«
»Dass er seine Zeit nicht damit verschwenden soll, dich zu töten. Das sollte er mir überlassen.«
Annwyl unterdrückte ihre Panik. Die Königin hatte ihr ein Geschenk gemacht, das ihr helfen sollte, Hefaidd-Hen zu bekämpfen. Sie hatte keine Ahnung, was ihre Flammen bewirkt haben sollten, doch sie betete, dass die Königin ihr wirklich geholfen hatte. Sie betete inbrünstig. Denn obwohl sie Brastias’ Rufe an seine Männer hörte und hören konnte, wie sie kämpften, um die Linie von Soldaten zu durchbrechen, die sie von ihr trennte, wusste sie es doch. Sie wusste, als Hefaidd-Hen sich zurücklehnte, um eine Lunge voll Luft einzusaugen, dass sie niemals rechtzeitig bei ihr sein würden.
Sie sah ihren Bruder an. »Egal, was passiert: Wir sind noch nicht miteinander fertig, Bruder.«
Fearghus flog so schnell er konnte; Morfyd tat ihr Bestes, um mitzuhalten und rief seinen Namen. Er ignorierte sie. Morfyd sah den Hinterhalt. Ein Hinterhalt, allein für
Weitere Kostenlose Bücher