Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
serviert wurden, und blieb auf dem Weg dorthin an der Rezeption stehen, um das Management davon in Kenntnis zu setzen, dass man mir die Reisetasche aus dem Zimmer gestohlen hatte.
Die Frau an der Rezeption wirkte nicht besonders erfreut, als ich ihr das mitteilte, und mir blieb nichts anderes übrig, als noch einmal mit ihr die fünf Stockwerke hinaufzusteigen, damit sie das Zimmer auf Einbruchspuren hin untersuchen konnte.
„Sie haben bestimmt die Tür nicht abgeschlossen, als Sie gegangen sind“, meinte sie schließlich. „Und dann ist ein Fremder in Ihr Zimmer eingedrungen und hat Ihre Tasche mitgenommen. Unter solchen Umständen übernimmt das Hotel keine Haftung.“
Ich beteuerte meine Unschuld, aber sie hatte sich ihre Meinung schon gebildet, und ich war zu erschöpft, um mit ihr zu streiten. Außerdem fragte ich mich im Stillen, ob nicht eventuell die Polizei mein Gepäck konfisziert hatte. Gelegenheit hatte sie ja genug gehabt, während sie mich verhörte. Gemeinsam gingen wir wieder hinunter. „Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn jemand meine Tasche abgibt? Es ist zwar nichts Wertvolles darin, nur meine Kleider und Kosmetika, aber im Moment ist das alles, was ich besitze.“
Naserümpfend kehrte sie hinter den hölzernen Schreibtisch zurück, der als Rezeption diente, und warf mir einen abfälligen Blick zu. „In der Rue des Mille Décès sind viele Geschäfte. Sie werden sich gewiss mit allem Notwendigen versorgen wollen, bevor Sie ins Hotel zurückkommen.“
Ich zupfte an meinem noch feuchten Kleid herum und verzog die Lippen zu einem Grinsen. „Ach, haben Sie etwa Angst, dass ich einen schlechten Eindruck hinterlassen könnte? Ja, ja, ich werde mir schon etwas kaufen, keine Sorge. Später. Zuerst möchte ich jedoch frühstücken.“
Sie sah aus, als hätte sie mir am liebsten den Zugang zum Speiseraum verwehrt, aber Frühstück war im Zimmerpreis inbegriffen, und deshalb betrat ich ungehindert einen heiteren, weiß getünchten Raum mit Blick auf einen kleinen Garten. Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke und konzentrierte mich darauf, so viel Koffein und Nahrung zu mir zu nehmen, wie eine einzelne Person in einer halben Stunde bewältigen kann.
Als ich mit dem Frühstück fertig war, hatte ich mehrere Beschlüsse gefasst. Zunächst einmal würde ich Onkel Damian nicht anrufen. Noch nicht. Mein Ausflug aufs Polizeirevier hatte mir deutlich gemacht, dass die Polizei zwar nichts gegen mich in der Hand hatte, mich aber als Verdächtige ansah. Wahrscheinlich als einzige Verdächtige, weil Drake sich ja aus dem Staub gemacht hatte.
Mit dem Löffel malte ich Kreise auf dem Tischtuch, während ich, neu belebt durch das Koffein, noch einmal die Ereignisse des vergangenen Abends überdachte. Der Großteil der letzten zwölf Stunden lag im Nebel, weil ich die meiste Zeit in einem kleinen, stickigen Raum gesessen und darauf gewartet hatte, dass der Dolmetscher endlich eintraf. Dann kam Jean-Baptiste Proust, ein kleiner, kahlköpfiger Mann, der Chef der Mordkommission, und die Dinge gerieten in Bewegung. Die Polizei rief bei der amerikanischen Botschaft an. Man nahm mir Fingerabdrücke ab und von meinem Kleid Proben des Blutes. Sie stellten mir Fragen, manche auf Englisch, manche auf Französisch. Ich erklärte, wer ich sei, zeigte meinen Pass und mein Visum und die Rechnung des Aquamaniles.
„Wo ist dieses wertvolle Artefakt?“, fragte Inspektor Proust leise. Alles an ihm war ruhig, von seinen milden braunen Augen bis hin zu den gedämpften Tönen seines braunen Anzugs. Aber mir war klar, dass man nicht Chef der Mordkommission wird, wenn man nicht über einen rasiermesserscharfen Verstand verfügt.
„Es ist mir gestohlen worden. Kurz bevor die Polizei eintraf.“
Inspektor Proust blickte auf ein Notizbuch, das ihm ein anderer Polizist gereicht hatte. „Ach ja, von dem Mann, der angeblich bei Interpol ist.“
„Nicht angeblich, er ist tatsächlich dort. Er sagte, er sei Interpol Detective. Er hat mir sogar seinen Ausweis gezeigt, allerdings habe ich nicht richtig hingeschaut. Ich war ...äh ...abgelenkt.“ Von dem Unsinn mit den Dämonen, aber das würde ich Inspektor Proust auf keinen Fall erzählen.
Er blickte mich traurig an. „Sind Sie sich darüber im Klaren, Mademoiselle Grey, dass es bei Interpol gar keine Detectives gibt?“
Ich starrte ihn an. Meine Hände wurden plötzlich ganz feucht. „Nein?“
„Nein. Interpol ist eine Organisation, die lediglich für den Austausch von
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