Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
sonnigen Frühstücksraum im Hotel saß. Der Teller vor mir war übersät mit Eierschalen und den Überresten von Croissants. Ich goss den Rest Kaffee aus der kleinen Kanne in meine Tasse und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Zwei Dinge lagen auf der Hand: Ich musste mich von dem Verdacht reinwaschen, damit die Polizei mir meinen Pass wiedergab, und ich musste Drake finden, damit ich den Drachen wiederbekam. Bei Ersterem konnte mir doch sicher die amerikanische Botschaft helfen.
„Schritt eins, kauf dir was zum Anziehen. Und dann geh zur amerikanischen Botschaft.“ Ich blickte in meinen Brustbeutel. Das Geld reichte nur noch für heute Morgen. Aber ich hatte ja noch mein Flugticket ... Da Onkel Damian solche Dinge immer bar bezahlte, konnte ich es bestimmt einlösen. Das würde mich erst mal vor dem Hungertod bewahren. Die Hotelrechnung stand auf einem anderen Blatt. Ich wusste, dass Beth die erste Nacht mit der Kreditkarte des Unternehmens bezahlt hatte - vielleicht konnte ich ja das Hotel überreden, den Rest in Rechnung zu stellen. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Wenn es mit dem Hotel und dem Geld für Essen und neue Kleider klappte, konnte ich mich auf die anderen beiden drängenden Themen konzentrieren - der Polizei beweisen, dass ich nichts mit dem Mord zu tun hatte, und den Drachen zurückbekommen. Später konnte ich mir dann immer noch Gedanken darüber machen, wie ich wieder nach Hause kam.
„Das Wichtigste zuerst“, sagte ich und trat zum Telefon in der Lobby. Ich zog die angeschmutzte Visitenkarte heraus, die René, der Taxifahrer, mir gegeben hatte, und wählte die Handynummer, die darauf stand.
Zehn Minuten später hielt René gegenüber vom Hotel. Sein breites Grinsen erlosch, als er mein zerknittertes, blutverschmiertes Kleid sah. „Sie sehen aus, als hätten Sie gerade eine Fabrik für foie gras besichtigt. Was ist passiert?“
„Das ist eine lange Geschichte, viel zu lang, um Sie Ihnen hier zu erzählen. Gilt Ihr Angebot noch, dass Sie mich für fünfzig Euro den ganzen Morgen herumfahren?“
René stieg aus und machte mir die hintere Wagentür auf. Er kniff die Augen zusammen, als er sah, wie ich meinen Brustbeutel betastete. „Aber Sie bleiben doch in Paris, nicht wahr? Sie wollen nicht nach Marseille oder Cannes?“
Ich lächelte wehmütig. „In Marseille oder Cannes kenne ich niemanden, wohingegen ich in Paris drei Personen kenne - Sie, einen sehr bösen Mann namens Drake und Inspektor Proust von der Mordkommission. Ich kann nur hoffen, dass Drake Paris nicht verlassen hat.“
„Inspektor Proust?“, stieß René hervor, hielt mich jedoch nicht davon ab, in sein Taxi zu steigen. „Sie hatten mit der Polizei zu tun?“
„Ich habe doch gesagt, es ist eine lange Geschichte. Wenn das mit den fünfzig Euro noch gilt, könnten Sie mich dann zuerst zu einem netten, nicht so teuren Laden fahren, in dem ich diesen Fetzen hier endlich loswerde? Man hat mir meine Reisetasche gestohlen, und ich habe nichts mehr zum Anziehen. Auf dem Weg dorthin erzähle ich Ihnen alles.“
Er warf mir einen zweifelnden Blick zu, stieg aber wieder in sein Auto und stellte das Taxameter aus. „Ich fahre mit Ihnen zum La Pomme Putréfiée. Der Laden gehört der Cousine meiner Frau. Berthilde wird Ihnen einen Sonderrabatt einräumen.“
„Sonder klingt gut, solange es billig ist. Ach, vorher möchte ich bitte noch bei der Fluggesellschaft vorbeifahren und mein Ticket zu Geld machen. Liegt das auf dem Weg?“
Seine dunklen Augen blickten mich aus dem Rückspiegel an.
„Non. Aber ich fahre vorbei. Und jetzt erzählen Sie mir Ihre Geschichte. Ich bin schon sehr gespannt.“
Nachdem ich das Geld für mein Flugticket in der Tasche hatte (mit leisen Gewissensbissen, weil ich es ja schließlich nicht bezahlt hatte) und in dem Laden angelangt war, den René mir empfohlen hatte, hatte ich ihm das meiste berichtet. Den letzten Rest erzählte ich in der Umkleidekabine, wo ich ein paar Sommerkleider anprobierte. Ich beantwortete Renés Fragen und versuchte mich zwischen einer sehr schicken, ärmellosen beigefarbenen Leinentunika mit einer dazu passenden Hose und einem aufregenden Kleid im Stil der Dreißigerjahre mit großen roten Mohnblumen zu entscheiden.
„Was hat denn Inspektor Proust gesagt, als Sie ihm von dem Mann erzählt haben, der Ihren Drachen gestohlen hat?“, fragte René.
Ich schob die Vorhänge beiseite und drehte mich einmal vor ihm im Kreis. „Was meinen Sie, ist das zu
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