Dragon Love 01 - Feuer und Flamme fuer diesen Mann
der Pariser Polizei gesucht wird. „Hör mal, ich muss euch um einen großen Gefallen bitten, aber ihr sollt euch nicht verpflichtet fühlen, Ja zu sagen.“
„Als wenn du überhaupt fragen müsstest“, schalt Ophelia mich aus. „Wir sagen zu allem Ja, um das du uns bittest.“
„Ich brauche für ein oder zwei Tage ein Dach über dem Kopf, für meinen ... äh ... Hund und mich.“
„Wir würden uns freuen, dich bei uns aufnehmen zu können“, erwiderte Perdita, die anscheinend an einem anderen Anschluss abgenommen hatte. „Sogar sehr.“
„Ja, sehr“, echote Ophelia.
„Das ist sehr großzügig von euch, aber ihr müsst euch beide darüber im Klaren sein, dass ich ...äh ...“ Ich blickte mich um, um mich zu vergewissern, dass niemand mithören konnte. „Ich werde gesucht. Die Polizei möchte mit mir sprechen, allerdings habe ich nichts Böses getan.“
„Wir haben gehört, du hast den Venediger umgebracht“, sagte Ophelia aufgeregt.
„Feelie!“
„Naja, das muss sie doch wissen, oder?“
„Ja, aber du kannst es ihr doch nicht so einfach an den Kopf werfen. Solche Dinge muss man behutsamer ...“
„Können wir das vielleicht später besprechen?“, unterbrach ich sie. Es machte mich nervös, dass ich darüber in aller Öffentlichkeit redete. „Und ... es ist mir schrecklich unangenehm, dass ich euch das fragen muss, aber ihr ...äh ... ihr habt doch nicht vor, mich an die Polizei zu verraten?“
„Gnädige Göttin, als ob wir so etwas tun würden!“ Ophelia stieß einen leisen Schrei aus.
„Es tut mir sehr leid, dass ich das überhaupt gefragt habe, aber ich muss sehr vorsichtig sein. Wenn es euch wirklich nichts ausmacht, einen Flüchtling zu beherbergen, wäre ich euch ewig dankbar.“
„Ach, tatsächlich?“, fragte Perdita. „Die Ewigkeit ist ziemlich lang.“
„Ja.“ Wieder blickte ich mich schnell im Café um. Ein Mann, der an der Tür stand, musterte mich eingehend. „Könnt ihr mir eure Adresse geben? Ich habe schreckliche Angst, dass die Polizei mich entdeckt, und deshalb möchte ich so schnell wie möglich weg von hier.“
Ophelia gab mir die Adresse und sagte, sie würden auf mich warten. „Klingle drei Mal hintereinander, dann lassen wir dich rein.“
„Ja. Und vielen Dank.“
„Oh, danke uns lieber jetzt noch nicht“, erwiderte Ophelia mit einem geheimnisvollen Lachen.
Ich legte auf und holte Jim, der den Cafebesitzer und seine kleine Tochter angebettelt hatte.
„Warum hat das kleine Mädchen wa-wa zu dir gesagt?“, fragte ich, als wir zum Taxistand gingen.
„Sie hat Wau-wau gesagt. Das bedeutet ,Hund'. Sie mochte mich eben. Alle mögen mich, außer dir. Im Französischen gibt es die Redewendung avoir du chien. Damit bezeichnet man jemanden, der Charme und Sexappeal hat. Wörtlich übersetzt heißt es ,Hund haben’. Wie findest du das?“
„Ich finde, du solltest jetzt lieber deinen Mund halten. Keine Konversation im Taxi oder vor Perdita und Ophelia. Sie sind ein bisschen komisch, wenn es um Dämonen und so etwas geht.“
„Hast du nicht gesagt, eine der beiden ist die Stellvertreterin des Venedigers?“
„Ja, das stimmt“, erwiderte ich und starrte entsetzt auf einen Zeitungskiosk. Rasch zog ich Jim weiter zum Taxistand.
„He! Was ist los? Du erwürgst mich ja!“
„Schscht! Am Ende hört dich noch einer.“ Ich blieb stehen und spielte an Jims Halsband herum. „Auf der Zeitung war mein Passbild! Auf der ersten Seite!“
„Oh, cool! Komm, wir kaufen eine Ausgabe!“
„Ich denke nicht dran. Und jetzt komm. Ich bin froh, wenn wir endlich im Taxi sitzen.“
Unerkannt schafften wir es bis zu der Wohnung in der Rue Ponthieu, die zu meiner Überraschung direkt neben den Champs Elysees mit all ihren luxuriösen Geschäften lag. Die Wohnung der Schwestern lag zwei Stockwerke über einer teuren Konfiserie. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf und betraten eine Wohnung, in der mir vor Staunen der Mund offen stehen blieb. Amélies moderner Geschmack bezüglich Kunst und Möbel hatte mich überrascht, aber die prachtvollen Antiquitäten aus der Zeit Louis XIV. in der Wohnung von Ophelia und Perdita verschlugen mir die Sprache. Wunderschön gemusterte Perserteppiche lagen auf dem Parkett. Zwei in Rosa- und Beigetönen bestickte Barocksessel standen neben einer im Farbton dazu passenden Couch. Eine Wand wurde von einem riesigen braunen Marmorkamin eingenommen, und an einer anderen hing ein Wandbehang, der eigentlich in ein Museum gehört hätte.
Weitere Kostenlose Bücher