Dragon Sin: Roman (German Edition)
wenig Traurigkeit und auch Zorn in dieser kleinen Bewegung. »Wenn er durchdreht, dann dreht er richtig durch.«
»Er wird wieder zu sich kommen«, versicherte Vigholf ihr. »Gib ihm etwas Zeit.«
»Ich weiß nicht. Er scheint wirklich tief erschüttert über Austells Tod zu sein.«
»Wir alle haben Kameraden im Kampf verloren, Rhona. Und wir alle können damit umgehen. Er wird es ebenfalls lernen. Er ist noch jung. Es wird einige Zeit dauern. Und das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann, ist eine Frau, die ihn bemuttert.«
»Ich bin die einzige Frau, die Éibhear nie bemuttert hat. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass er am Leben bleibt.« Sie klopfte ihm auf den Schenkel. »Oh, es fängt an.«
»Was? Was fängt an?«
Ragnar stand keine zehn Fuß entfernt und unterhielt sich mit Gaius. Es war deutlich zu erkennen, dass sein Bruder gerade einen neuen Verbündeten gewann. Darin war er sehr gut.
Aber nun trottete Briec auf die beiden zu; er sah ziemlich unglücklich aus. Izzy war hinter ihm und versuchte verzweifelt, ihn zu beruhigen, doch es schien ihr nicht zu gelingen.
»Geht es um Gaius?«, fragte er Rhona.
»Nein, überhaupt nicht.« Sie bot ihm etwas getrocknetes Fleisch an und sah weiter zu.
Als Briec Ragnar und Gaius erreicht hatte, gab er Ragnar einen Schubs. »Du verdammter Bastard! Kein Wunder, dass meine Schwester dich als Gefährten ausgewählt hat!«
Vigholf zuckte zusammen. »Ich vermute, er hat vom Angriff der Stammeskrieger auf die Insel Garbhán erfahren.«
»Da vermutest du richtig.«
»Du hast es ihm gesagt, nicht wahr? Du hast ihm alles gesagt.«
»Er wollte einen vollständigen Bericht, und den habe ich ihm gegeben.«
»Aber Rhona …«
»Sein Rang ist höher als meiner«, erklärte sie. »Ich muss seinen Befehlen Folge leisten.«
Vigholf sah die Drachin eine Weile an. »Das ist doch Zentaurenmist, du rachsüchtige Harpye.«
»Nachdem er uns mit Keita losgeschickt und uns in ihre wahnsinnigen Intrigen verwickelt hat, hat dein Bruder nichts Besseres verdient.«
»Dein kaltes, unnachgiebiges Herz ruft in mir das Verlangen hervor, tief in dir zu sein.«
»Du Charmeur.«
Er lachte, bis er sah, dass Fearghus und Annwyl auf Briec und die anderen zugingen; Gwenvael folgte ihnen.
»Was ist hier los?«, fragte Fearghus seinen Bruder.
»Die Insel Garbhán wird seit Tagen von Stammeskriegern angegriffen. Seit Tagen! Und dieser Idiot hat es gewusst und nichts gesagt!«
»Heißt das, dass wir jetzt nach Hause gehen?«, fragte Gwenvael voller Eifer.
Annwyl zuckte zusammen und wich hinter ihren Gefährten zurück, nachdem sie Vigholf und Rhona einen kurzen Blick zugeworfen hatte. Sie hatte von dem Angriff gewusst, seit sie sich im Lager der Soldaten aus den Hoheitsgebieten befunden hatte, und sie hatte trotzdem beschlossen, zu Gaius zu gehen und ihn für ihre Sache zu gewinnen. Aber sie hatte recht behalten. Sie hatten Gaius und seine Soldaten gebraucht; ansonsten wären sie von Thracius’ Truppen überrannt worden. Natürlich hatten alle geglaubt, Gaius würde Thracius höchstpersönlich töten, aber schließlich hatte es Éibhear getan.
»Wie hast du uns das verschweigen können?«, wollte Fearghus wissen.
»Wir gehen also nach Hause?«, drängte Gwenvael.
»Es war so«, begann Ragnar. »Keita hat gedacht …«
»Seit wann kann unsere Schwester denken?« Briec gab Ragnar wieder einen Schubs. »Und seit wann hörst du ihr zu, du Dummkopf?«
»Wenn du mich noch einmal anrempelst …«
»Was dann, du Barbar? Was willst du dann tun?«
Rhona gähnte und legte den Kopf an Vigholfs Schulter. »Ich hatte gehofft, ein bisschen schlafen zu können, aber es sieht so aus, als ob wir noch heute Abend zu den Dunklen Ebenen aufbrechen.«
»Ich glaube, du hast recht.«
»Wie geht es also weiter?«
»Ich habe mich in dich verliebt, Rhona. Wo immer du hingehst, ich gehe mit dir.«
Sie hob den Kopf, sah ihm in die Augen und lächelte. Es war das süßeste Lächeln, das er seit langer Zeit gesehen hatte.
»Und was macht ihr beiden da?«, knurrte Briec sie an.
»He!«, rief Rhona zurück. »Hau ab! Ich bin außer Dienst.«
Gwenvael sprang zwischen sie. »Nach Hause!«, rief er. »Wir gehen nach Hause! Sofort! Es passiert wirklich. Jetzt! Bewegt euch! Alle!«
Briec, Ragnar und Fearghus gingen ihrem Bruder aus dem Weg, während dieser loszog und den Truppen befahl, sich bereit zum Aufbruch zu machen.
»Gwenvael will wirklich nach Hause«, bemerkte Vigholf.
»Mein Vetter hat keine Frau
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