Dragon Sin: Roman (German Edition)
ein Mädchen mit unheiligen Augen beschrieben hatte. Die Priesterin hatte gesagt, man müsse sich vor »den drei« in Acht nehmen.
»Bringen wir sie um, Kommandant?«, fragte der Leutnant, denn er wusste, dass sie alle nach Hause gehen konnten, sobald die Kinder tot waren.
»Ja.«
Der Leutnant nickte und gab den Truppen ein Zeichen, ihre Bögen bereit zu machen.
»Nein!«, schrie eine Frau auf der Burgmauer, während sich das Tor öffnete. Er konnte die Dämonenpferde dieser verdammten Hexen hören. Sie kamen nach draußen und würden versuchen, die Stammeskrieger aufzuhalten. Deshalb sollte sein Kommandant die Kinder nicht erst entführen und später in einem Ritual töten. Es war zu aufwendig. Stattdessen würden sie die drei mit so vielen Pfeilen töten, dass es für eine ganze Armee reichte.
Der Kommandant, der solche Befehle immer gern persönlich gab, hob die Hand und wollte gerade das Signal für die Bogenschützen geben.
In diesem Augenblick sagte das kleinste Mädchen – das mit der braunen Haut – in die erwartungsvolle Stille hinein: »Daddy ist wieder zu Hause.«
Der Kommandant sah den Leutnant an, aber bevor dieser etwas sagen oder einen Befehl geben konnte, stieß ein gewaltiger silberner Drache hinter dem Mädchen vom Himmel herab, und die Erde erzitterte. Der Drache nahm das Kind auf und drückte es sanft an seinen Hals. Seine Krallen hielten es mit großer Sanftheit.
»Seht ihr?«, meinte das kleine Mädchen. »Daddy ist wieder zu Hause.«
»Kommandant?«, drängte der Leutnant in dem kurzen Augenblick der Ruhe, der darauf folgte. Sie hatten sich schon seit Tagen mit rachsüchtigen Drachen herumgeplagt. Was machte einer mehr schon aus?
Aber nun stieß einer nach dem anderen aus dem Himmel herab. Es waren Hunderte. Drachen aller Farben und Größen. Anscheinend hatten sie schon eine Schlacht hinter sich, denn viele von ihnen hatten Wunden, die bereits verheilten, oder gebrochene Gliedmaßen. Dennoch erkannte er an ihren Mienen, dass sie bereit für einen weiteren Kampf waren.
»Kommandant?«, drängte der Leutnant abermals.
»Auf mein Kommando schickt ihr …« Etwas landete hinter dem Kommandanten auf dessen Pferd. Schwertklingen blitzten auf, trafen in der Mitte des Halses des Kommandanten gegeneinander, und sein Kopf fiel ab, flog zu Boden und rollte einige Fuß weit weg.
Die Frau stieß den Leichnam des Kommandanten vom Pferd und setzte sich in den leeren Sattel.
»Hallo, Jungs«, sagte die Frau. »Mein Name ist Annwyl.«
Dann lächelte sie, und der Leutnant wusste, dass er das Ende dieses Tages nicht mehr erleben würde.
Talaith rannte die Stufen hinunter zum Hof. Mit Erleichterung und einem Gefühl, das sie beinahe ängstlich als Freude bezeichnete, sah sie zu, wie Briec der Mächtige durch das Tor hereinstapfte; ihre jüngste Tochter ritt freudig auf den Schultern ihres Vaters.
Der silberne Drache blieb stehen, als er Talaith sah. Die beiden starrten sich an. Talaith sah und spürte es, und sie wusste, dass ihr Gefährte dasselbe empfand. Dieses überwältigende Gefühl von Liebe und Zusammengehörigkeit – und keiner von beiden war darauf vorbereitet.
Der Drache nahm seine Tochter mithilfe seines Schwanzes von den Schultern, hielt sie in den Klauen und knurrte: »Erkläre mir, warum meine vollkommene, meine einfach perfekte Tochter da draußen war.« Er streckte Rhian Talaith entgegen. »Ungeschützt!«
Talaith nahm dem Ungeheuer, das sie liebte, ihre Tochter ab, trat rasch vor den Flammen zurück, die seine Verwandlung begleiteten, und knurrte zurück: »Nenn sie nicht immer so!«
»Pieps mich nicht so an, Frau!«
»Piepsen? Piepsen? «
»Du hast meine vollkommene, meine einfach perfekte Tochter großen Gefahren ausgesetzt!« Er zog Hose und Stiefel an, die ihm von einem der Diener gereicht wurden, und riss Rhian wieder an sich. »Was machst du hier eigentlich? Du lässt sie wild herumrennen? Wie eine Banshee!«
»Du musst wissen …«
Izzy rannte durch das Tor herein. »Guten Morgen, Mum!«, rief sie fröhlich, als sie an Talaith vorbeilief. Sie war auf dem Weg zu Sulien dem Schmied. Er schien sofort zu wissen, was sie brauchte, und warf ihr eine riesige Kriegsaxt zu. »Danke, Onkel Sulien.«
»Willkommen, Izzy!«
»Iseabail!«, rief ihre Mutter hinter ihr her.
»Bin gleich zurück, Mum!« Dann war sie verschwunden.
»Verdammt sei dieses Mädchen!«
»Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Briec.
»Nein!«, fuhr Talaith ihn an und nahm ihre hysterisch
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