Dragon Sin: Roman (German Edition)
lachende jüngste Tochter wieder in den Arm. »Ich kann nicht glauben, dass ich dich auch nur einen Augenblick lang vermisst habe!«
»Ich habe dich auch vermisst, du schwierige, anstrengende Frau!«
»Schwierig? Ich werde dir zeigen, was schwierig bedeutet!«
»Das tust du bei jedem deiner Atemzüge!«
Fearghus betrat den Burghof und war nicht überrascht, seinen Bruder im Streit mit Talaith zu sehen. Er verdrehte die Augen und war nicht in der Stimmung, etwas dagegen zu unternehmen.
Seine Mutter kam in menschlicher Gestalt auf ihn zu und lächelte.
»Fearghus.«
»Mutter.«
»Ich bin so froh, dass es dir gut geht.« Er wusste, dass sie es ehrlich meinte. Und er war so froh, wieder zu Hause zu sein.
»Ziemlich gut.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Kinder. »Könntest du sie nehmen?«
Sobald seine Mutter Talan und Talwyn übernommen hatte, verwandelte er sich ebenfalls und zog sich eine Hose und Stiefel an. Dann küsste er seine Mutter auf die Wange.
»Sollte ich fragen, wie es ihnen gelingen konnte, nach draußen zu entwischen?«, murmelte er. Er wusste genau, dass die Bewacherinnen der Kinder ihnen niemals erlauben würden, während einer Belagerung herumzuspazieren.
»Ich habe da eine Ahnung, aber …«
Er machte eine abwehrende Handbewegung, denn er spürte, dass es keine einfache Antwort sein würde. »Kann das warten?«, fragte er.
»Ich glaube schon. Es geht ihnen gut, und nur das zählt.«
»Gut. Wir müssen über etwas anderes reden«, sagte er.
»Über was?«
»Über Éibhear.«
Rhiannon versteifte sich. »Er ist …«
»Bei bester Gesundheit. Aber wir müssen trotzdem reden.«
»Natürlich.« Sie gab Ebba ein Zeichen, und die Zentaurin kam herüber. Sofort sprangen die Kinder aus den Armen ihrer Großmutter und auf Ebbas Rücken.
»Bring sie nicht zu weit weg«, sagte Fearghus. »Annwyl wird sie sehen wollen, sobald sie fertig ist.«
»Selbstverständlich.« Ebba lächelte ihn an. »Es ist gut, dass du wieder hier bist, Mylord.«
»Danke, Ebba.«
Sobald sie in dem geschäftigen Burghof so allein waren, wie es hier eben möglich war, nickte Rhiannon ihrem Sohn zu.
»In Ordnung. Erzähl mir alles.«
Die Schlacht dauerte eine Stunde. Die wenigen Stammeskrieger, die übrig blieben, zogen sich rasch zurück, und nur ein paar von Annwyls Männern setzten ihnen nach. Alle waren so müde und so froh, endlich wieder zu Hause zu sein, dass ihnen die überlebenden Stammeskrieger nicht viel bedeuteten – vor allem nicht nach dem fünfjährigen Krieg gegen die Eisendrachen und die Soldaten aus den Hoheitsgebieten.
Mit auf den Rücken geschnallten Schwertern schritt Annwyl in ihr Zuhause; den Arm hatte sie um Izzys Schulter gelegt. Sie sagten nichts, weil es nichts zu sagen gab. Nicht zwischen ihnen. Sie hatten zu viel zusammen durchgestanden, zu viel gesehen … gute Götter, sie hatten zu viel getan , um noch darüber reden zu müssen.
Sie traten durch das Burgtor, und Annwyl war nicht überrascht, Talaith und Briec mitten in einem Streit vorzufinden. Es schien, als müssten sie die vergangenen fünf Jahre wettmachen. Aber sobald Talaith ihre Tochter sah, traten ihr Tränen in die Augen, und sie rannte auf sie zu. Izzy machte sich von Annwyl frei, um ihre Mutter zu begrüßen. Schluchzend und lachend umarmten sich die beiden Frauen.
Annwyl zwinkerte Briec zu. Er lächelte warm, während er die Frauen beobachtete, die er liebte. Sie klopfte ihm auf die Schulter, bückte sich und gab der süßen Rhian einen Kuss auf die Wange. Da wäre Annwyl fast auf ihrem Hinterteil gelandet, als Gwenvael dicht an ihr vorbeistürmte, sich in Sekunden in einen Menschen verwandelte, ohne sich darum zu scheren, eine Hose oder eine Robe anzuziehen.
Dagmar stand bereits auf der Freitreppe zum Rittersaal, aber das Lächeln schwand aus ihrem Gesicht, als sie Gwenvael sah. Sie riss die Augen in einer Panik auf, die man nur selten an ihr sehen konnte.
Gwenvael nahm je drei Stufen auf einmal, hob Dagmar im Laufen hoch und warf sie sich wie einen Getreidesack über die Schulter, bevor er im Rittersaal verschwand.
Annwyl sah Briec an, aber der Silberne schüttelte den Kopf. »Ich will nicht darüber reden. Vielleicht ist er danach kein so schlimmer Bastard mehr. Denn er war wirklich ein richtiger Bastard.«
Annwyl ging auf den Rittersaal zu, aber als sie die Kinder aus der Tür treten sah, blieb sie langsam stehen. Sie schluckte und verspürte einen solchen Aufruhr der Gefühle, dass sie
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