Dragon Sin: Roman (German Edition)
Gefährliches«, versprach Morfyd und tat so, als würde sie nicht bemerken, dass Vigholf Rhona finster ansah. »Sie hilft dir bei den Pferden und nimmt ihnen ein wenig die Angst vor dir. Hier. Nimm sie.«
Als Vigholf nicht reagierte, stand Rhona auf. »Also ehrlich, so wie du dich verhältst, könnte man denken, es wäre eine Schlange.« Sie nahm ihrer Cousine die Silberkette ab, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte sie ihm um den Hals.
»Sie ist zu eng«, beschwerte er sich. »Wenn ich mich verwandle, wird sie mich erwürgen.«
»Das wäre nicht das Schlechteste«, murmelte Rhona und erntete einen bösen Blick von ihm.
»Sie wächst mit dir, Vigholf«, versprach Morfyd, was Vigholf nur noch wütender zu machen schien.
»Wie kann das sein?«, meinte er.
»Sei ruhig«, sagte Rhona, während sie die Kette unter seine Kleidung schob. »Du bist ja schlimmer als ein frisch geschlüpftes Drachenküken.«
Rhona drehte sich zu ihrer Cousine um. »Hast du sonst noch etwas, womit du uns Angst machen kannst, bevor wir aufbrechen?«
»Ich glaube, Gaius Domitus ist beängstigend genug, meinst du nicht?«
»Allerdings, Cousine.« Rhona umarmte Morfyd noch einmal. »Mach dir keine Sorgen«, flüsterte sie ihr ins Ohr. »Ich werde Annwyl und die anderen finden. Und dann bringe ich sie nach Hause.«
Morfyd drückte sie fest. »Danke, Rhona. Ich bin dir so dankbar dafür.«
Rhona verließ das Zelt und ging durch das Lager. Der Blitzdrache hielt sich neben ihr und hatte die Hand dort auf seine Brust gelegt, wo der Talisman ruhte.
»Lass ihn doch in Ruhe.«
»Er versengt mir die Haut.«
»Nein, das tut er nicht. Das passiert nur in deinem Kopf.« Trotzdem zupfte er weiter an seiner Kleidung herum, bis sie seine Hand packte und sie wegzog, ohne auch nur stehen zu bleiben.
Sie hatten fast den Rand dessen erreicht, was von Annwyls Lager übrig war, als Rhona bemerkte, dass sie noch immer die Hand des Blitzdrachen hielt. Sie versuchte sie loszulassen, aber er packte ihre Hand fester und lächelte sie an.
»Du bist wirklich lächerlich, nicht wahr?«, meinte sie.
»Nicht lächerlich«, antwortete Vigholf, »sondern raffiniert.«
»Raffinierte Leute kenne ich. Du vergisst, dass ich bei Keita Babysitterin war. Sie ist raffiniert.«
Er machte sich nicht die Mühe, darauf eine Antwort zu geben, und sie verließen das Lager – wobei Vigholf noch immer ihre Hand festhielt.
Fearghus der Zerstörer machte eine Pause von der Arbeit im Tunnel. Er ging in die Höhle, in der das frische Wasser aufbewahrt wurde, und nahm sich einen vollen Kübel. Er trank ausgiebig und goss sich den Rest über den Kopf. Erst als er sich die nassen Haare aus dem Gesicht schüttelte, bemerkte er, dass ihn sein jüngerer Bruder anstarrte.
»Was machst du da?«, wollte Gwenvael die Nervensäge wissen. In letzter Zeit hatte er sich diesen besonderen Ton angewöhnt, den keiner allzu gern hörte. Insbesondere Fearghus nicht.
»Wonach sieht es denn aus?«
»Wir haben keine Zeit zum Herumlungern und Nichtstun.«
Fearghus schaute auf den Kübel zwischen seinen Klauen. »Ich brauchte Wasser.«
»Aber du hast nicht getrunken und bist sofort wieder gegangen. Du hast getrunken und bist herumgesessen.«
»Nur für zwei Sekunden!«
»Sieh mal«, knurrte Gwenvael Fearghus an, »wir müssen an diesem verdammten Tunnel vielleicht noch eine Woche arbeiten. Je schneller wir fertig werden, desto eher können wir die Eisendrachen umbringen und nach Hause gehen. Und niemand wird mich davon abhalten, nach Hause zu gehen – auch du nicht!«
Fearghus hatte genug vom Gejammer seines Bruders. Er knallte ihm die Klaue gegen die Brust, sodass Gwenvael nach hinten taumelte. »Du solltest dich beruhigen, Bruder.«
»Und du solltest deinen faulen Hintern hochkriegen und dich wieder an die Arbeit machen!«
»Hört auf damit! Aufhören!« Éibhear trat zwischen sie. »Brüder sollten nicht gegeneinander kämpfen.«
Fearghus und Gwenvael starrten zuerst ihren kleineren Bruder und dann einander an. Schließlich lachten sie und kriegten sich gar nicht mehr ein.
»Was ist denn so verdammt lustig daran?«
»Du«, sagte Fearghus zu ihm. »Du sagst uns , dass wir nicht gegeneinander kämpfen sollen? Nach allem, was zwischen dir und Celyn vorgefallen ist?«
»Das ist etwas anderes«, brummte Éibhear.
Das war es nicht wirklich, aber wie wollte man das Éibhear dem Blauen beibringen?
Fearghus’ kleiner Bruder benahm sich Celyn gegenüber wie ein Mistkerl, seit er
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