Dragon Sin: Roman (German Edition)
die Faust gegen den Brustkorb.
»Wenn du ihn umbringst, wird sich dir kein Pferd mehr nähern«, warnte Rhona ihn.
»Ich habe nicht vor, ihn zu töten«, knurrte Vigholf. »Ich will diesem Bastard bloß eine Lektion erteilen.« Vigholf trieb das Pferd zurück und kam endlich auf die Beine. Schnittwunden prangten auf seinem Gesicht, er hatte blaue Flecke am Hals und rieb sich die Brust, was sie befürchten ließ, er könnte sich einige seiner Menschenrippen gebrochen haben.
Vigholf hob die Fäuste, und Rhona fragte sich, ob der Drache noch bei Verstand war.
»Du kannst nicht mit ihm boxen!«
»Er hat angefangen!«
Wie um Rhona dies zu beweisen, schlug das Pferd seinen Huf gegen Vigholfs Kopf. Der Blitzdrache knurrte und boxte zurück, traf das Tier an Maul und Kehle. Doch im Gegensatz zu den kleineren Tieren der Stammeskrieger verlor dieses nicht das Bewusstsein, sondern wurde immer zorniger.
»Bei den Göttern des Schmiedefeuers«, lachte Rhona, »haben wir wirklich Zeit für so etwas?«
»Das müssen wir, wenn du reiten willst.«
»Er wird dich niemals auf sich reiten lassen, du Dummkopf.«
Vigholf senkte seine blau geschlagenen Hände. »Warum nicht?«
»Weil er dich nicht mag. Begreifst du das etwa nicht?« Sie brachte ihn mit einer gehobenen Hand zum Schweigen, bevor er eine Antwort geben konnte. »Du bist ein dickköpfiger Blitzdrache. Natürlich begreifst du es nicht.«
»Was soll denn das bedeuten?«
Eine große weiße Stute stellte sich nun an Rhonas Seite. Die beiden weiblichen Wesen sahen sich an und schüttelten die Köpfe.
»Ich weiß«, sagte Rhona zu dem Pferd. »Es ist ein Jammer.«
Vigholf kniff die Augen zusammen, als er sah, wie ihn dieser verdammte Hengst verhöhnte. Er verhöhnte ihn, Vigholf! Ein echter Nordländer und Kommandant der Olgeirsson-Horde wurde von einem dummen Tier verspottet! Dieses verdammte Ding sollte man mit einem von Vigholfs Blitzen rösten und dann von seinen Gefährten in Stücke reißen lassen.
Und was machte die Drachin? Sie plauderte mit dieser verfluchten Stute!
»Ich weiß nicht, was du erwartet hast«, sagte Rhona zu Vigholf. »Vermutlich hast du das arme Ding zu Tode erschreckt.«
»Er hat mich umgerannt! Wie sollte er da erschreckt sein?«
»Du kannst gern hierbleiben und mit ihm kämpfen. Ich jedenfalls reite jetzt los.« Sie bestieg die Stute mit Leichtigkeit, benutzte die Mähne als Zügel und ritt davon.
»Verstehst du das?«, fragte er den Hengst. »Die beiden tun so, als würden wir gar nicht existieren.«
Das Pferd schüttelte den Kopf; seine lange Mähne wirbelte umher.
»Ich würde dieses undankbare Stück ja ziehen lassen, aber sie ist eine Frau und daher schwach. Wer weiß, was ihr alles zustößt, wenn ich sie nicht beschütze? Wir können schließlich nicht erwarten, dass die Stute auf sie aufpasst. Zwei Frauen zusammen? Das bringt nichts.«
Vigholf zuckte die Achseln und seufzte. »Ich glaube, wir folgen ihnen besser.«
Der Hengst nickte und preschte los.
»Warte! Es wäre viel einfacher, wenn du mich auf dir reiten lässt, du verfluchter Bastard!«
Seit sie die Pferde hatten, kamen sie viel schneller voran. Sie ritten über die Ebene und erreichten bald die Wälder, die sie zu den Westlichen Bergen führen würden.
Es war schon spät, als sie schließlich beschlossen, an einem kleinen Fluss anzuhalten. Während Vigholf eine Feuergrube aushob und etwas zum Abendessen jagte, fand Rhona einen Apfelbaum und konnte die Pferde füttern. Als sie zu ihrem Lager zurückkehrte, hatte Vigholf bereits seine Portion des Wildschweins gegessen, das er erlegt hatte, doch immerhin hatte er Rhona die Hälfte übrig gelassen.
Sie ging zu dem kleinen Lagerfeuer, setzte sich mit einem Seufzer und lehnte sich mit dem Rücken gegen ihre Reisetasche. »Die Pferde sind für die Nacht versorgt«, sagte sie.
»Glaubst du, sie bringen uns bis zu den Provinzen?«
»Vielleicht. Sie sind noch immer wild und könnten daher jederzeit beschließen, genug von uns zu haben. Der Versuch, sie zu zähmen, wäre sinnlos, also machen wir weiter wie bisher, solange es möglich ist.«
»Woher weißt du so viel über Pferde?«
Rhona lächelte und dachte an die Vergangenheit. »Meine Großmutter und mein Großvater haben es mir beigebracht. Wenn du so oft wie die Cadwaladrs in Menschengestalt kämpfst, lernst du zu reiten und dich um die Pferde zu kümmern. Meine Großmutter Shalin war besonders gut darin. Sie hat die erstaunlichsten Kriegspferde
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