Dragon Sin: Roman (German Edition)
herausgefunden hatte, dass Celyn sich bei ihrer Nichte Izzy das herausgenommen hatte, wozu er selbst zu feige gewesen war. Natürlich war Izzy mit ihnen nicht blutsverwandt, aber das spielte keine Rolle. Fearghus, Briec und Gwenvael waren sich einig, dass Izzy zur Sippe gehörte. Aber der arme Éibhear wusste nicht, wie er mit der kleinen Izzy umgehen sollte. Er war einfach noch zu jung, um mit dieser Art von Gefühlen zurechtzukommen. Daher verprügelte er stattdessen seinen Vetter. Andauernd. Und Celyn, der ein rechter Kotzbrocken sein konnte, wenn er in der Stimmung dazu war, schlug zurück.
Allerdings waren die beiden Trottel nicht zu ändern: Sie steckten gerade in diesem unangenehmen Drachenalter – noch keine Erwachsenen, aber auch keine süßen kleinen Kinder mehr.
Gute Götter, das ging nun schon fünf Jahre so. Fünf Jahre! Allmählich sollten sie es doch überwunden haben!
Briec betrat die Höhle und ging auf seine Brüder zu. »Hat jemand Keita gesehen?«
»Sollten wir nach ihr suchen?«
»Nein.«
»Warum fragst du uns dann?«, wollte Fearghus wissen.
»Weil ich sie nirgendwo gesehen habe. Sie ist unsere Schwester.«
»Vermutlich hat sie sich aufgemacht, um irgendjemanden zu vergiften. Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen.«
Briec grunzte und fragte den finster dreinblickenden Gwenvael: »Warum siehst du mich so an?«
»Ich frage mich, warum ihr alle nicht bei der Arbeit seid!«
»Jetzt reicht es.« Briec zog sein Schwert, und Éibhear hielt ihn sofort fest. »Ich werde diesem Bastard auch noch den Rest seines Schwanzes abschneiden!«
15 Am späten Nachmittag waren sie noch lange nicht so weit gekommen, wie Rhona es geplant hatte. Die Reise zu Fuß war ermüdend, und sie brannte darauf, Annwyl zu finden. Falls es die Königin noch nicht bis in die Provinzen geschafft haben sollte, wäre Rhona vielleicht in der Lage, sie zurück zu ihren Truppen zu schleifen. Wenn sie allerdings mit dieser Geschwindigkeit weiterzogen, bestand nicht die geringste Hoffnung.
»Da sind ein paar Pferde«, meinte Vigholf, während er wieder einmal auf getrocknetem Fleisch herumkaute. Wenn er so weiterfraß, mussten sie bald jemanden finden, der ihnen frische Vorräte verkaufte. Wenn sie allein gewesen wäre, hätte sie genug für mindestens eine Woche gehabt, vielleicht sogar für zwei. Aber in Begleitung dieses Herrn Vielfraß bestand nicht die geringste Aussicht darauf, so lange durchzuhalten.
»Es sind Wildpferde. Wir sollten besser gezähmte kaufen«, schlug sie vor.
»Kaufen? Warum?«
»Sie sind gelehriger und werden nicht beim ersten Anzeichen deiner Gegenwart die Flucht ergreifen.«
»Ich habe doch dieses Ding, das Prinzessin Morfyd mir gegeben hat.«
»Stimmt, aber ich bin sicher, dass es bloß …«
»Und ich bezweifle, dass deine gelehrigen Pferde mich tragen können. Ich bin nicht unbedingt ein Leichtgewicht.«
»Das habe ich bereits bemerkt.«
»Na gut, wir sollten es versuchen.« Er stapfte davon.
Gute Götter! Mit dem Blitzdrachen zu verhandeln war, wie eine Rattenherde zu hüten: Es war vollkommen sinnlos und brachte nichts als Ärger.
»Warte!«, rief Rhona, während sie hinter ihm herlief.
»Psst. Du wirst sie verscheuchen.«
» Ich soll sie verscheuchen?«
»Bleib im Hintergrund.«
»Du weißt doch gar nichts über Pferde – außer wie man sie am Spieß brät.«
»Aber ich habe diesen Talisman«, prahlte er und war plötzlich ganz vernarrt in dieses verdammte Halskettchen. »Ich werde die Pferde anlocken und …«
Rhona blieb wie angewurzelt stehen, riss die Augen auf und sah zu, wie ein gewaltiger kastanienfarbener Hengst direkt auf Vigholf zulief und über ihn hinwegsetzte.
Vigholf fiel zu Boden. Er war verwirrt und hatte sich eindeutig wehgetan.
»Götterverdammt! Dieses Dämonenbiest!«
Rhona hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Der Hengst kam zurück und stieß Vigholf erneut um, als dieser sich noch auf den Knien befand.
»Aaargh!«
Und abermals kehrte das Pferd zurück, drosch diesmal mit den Hufen auf Vigholf ein und trieb den Blitzdrachen von den anderen Pferden weg.
»Er scheint dich nicht sonderlich zu mögen«, teilte Rhona ihrem Reisegefährten mit und erhielt dafür einen finsteren Blick.
Endlich fand Vigholf das Gleichgewicht wieder und kämpfte sich in eine kniende Position. Der Hengst wendete und stieg auf die Hinterbeine, sodass er Vigholf mit den Vorderhufen weiter treten konnte. Aber nun rammte Vigholf dem Tier
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