Dragon Sin: Roman (German Edition)
weit im Westen gewesen.«
»Richtig, aber sind nicht alle dunklen Wälder in der Nähe eines Berges gleich?«
»Von mir aus kannst du da drüben schlafen …«
Mit seinem Reisegepäck in der Hand hüpfte Vigholf über das Feuer und ließ sich unmittelbar neben Rhona nieder.
»Müssen wir wirklich so eng beieinanderbleiben?«, fragte sie.
»Ja.«
»Und warum?«
»Aus Sicherheitsgründen.«
»Erzählst du mir das nur, damit ich nicht bemerke, dass du nur eine Ausrede brauchst, um dich an mich zu kuscheln?«
»Ja.«
Sie drehte ihm den Rücken zu. »Wenigstens bist du ehrlich. Meine Vettern hätten gelogen.« Sie sah ihn über die Schulter an. » Das ist der Cadwaladr-Kodex, fürchte ich.«
»Deswegen mache ich mir erst gar nicht die Mühe zu lügen. Du erkennst Lügner aus einer Entfernung von einer Meile.« Vigholf streckte sich aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schaute hoch zu den Sternen. »Meine Güte, ist mir heiß.«
Rhona setzte sich wieder auf und starrte ihn an. »Es liegt Schnee. Ich trage einen Pelzumhang. Ich sehe meinen eigenen Atem, wenn ich rede oder auch nur ausatme. Hier ist Winter.«
»Nordländer würden das Frühling nennen. Eisländer, also die Stachler, eher einen miserablen Sommer.«
»Dazu fällt mir nichts mehr ein.« Sie legte sich wieder auf die Seite, und nach wenigen Minuten drängte sich Vigholf an sie und legte den Arm um sie.
»Was machst du da?«, fragte sie.
»Ich wärme dich. Du willst doch in der Nacht nicht erfrieren, oder?«
»Ich bin eine feuerspuckende Drachin. Mir ist es nachts nie kalt.«
Es entstand eine unangenehm lange Pause, während der Vigholf erwartete, dass sie seinen Arm beiseiteschob oder ihn vielleicht sogar mit ihrem Speer kastrierte. Doch schließlich gab sie zu: »Du hast wirklich eine erstaunliche Körperwärme. Und in Menschengestalt wird es mir tatsächlich manchmal etwas kalt.«
Grinsend kuschelte er sich noch enger an sie.
»Nicht aufdringlich werden, Blitzdrache. Halt mich einfach warm. Mehr nicht.«
»Vermutlich wäre es besser, wenn wir beide nackt wären und …«
»Vergiss es«, unterbrach sie ihn sofort.
»Wie wäre es dann mit einem Kuss?«, schlug er vor.
»Ich kann es einfach nicht glauben, Nordländer!«
»Wir könnten es endlich hinter uns bringen.«
»Es gibt nichts, was wir hinter uns bringen müssten.«
»Wir wissen beide, dass du mich am Ende küssen wirst, Sergeantin. Ich bin schließlich unwiderstehlich.«
»Ich widerstehe dir schon seit fünf Jahren.«
»Weil du stur und unvernünftig bist. Ich dachte, das hätten wir schon geklärt.«
Die Drachin rollte sich auf den Rücken, damit sie ihm in die Augen sehen konnte, und warnte ihn: »Pass bloß auf, wo deine Hände sind, und lass deine Lippen und dein Ding …«
»Wann war denn die Rede von meinem Ding?«
»… weit weg von mir, oder ich benutze die Axt, die mir mein Vater gegeben hat, und hacke dir das eine oder andere ab.«
»Schon gut, schon gut. Kein Grund, meine wichtigsten Körperteile zu bedrohen.«
»Wir haben noch eine lange Reise vor uns. Ich glaube, wir sollten klare Grenzen zwischen uns ziehen.«
»In Ordnung. Grenzen. Eine lange Reise miteinander – allein.«
»Wir müssen uns beeilen. Wir müssen in einen Krieg zurückkehren, Nordländer.«
»Das werden wir.« Vigholf legte sich wieder hin und schlang die Arme um sie, da sie ihn nicht davon abhielt. »Ich bezweifle, dass er ohne uns weiterläuft. Und bevor du jetzt etwas sagst: Ja, ich glaube, dass wir so wichtig sind.«
»Du bist zwar nicht ganz so anmaßend wie meine königlichen Verwandten«, murmelte sie, während sie bereits einschlief, »aber du kommst ihnen erstaunlich nahe.«
16 Wo bist du, Bruder?
Ragnars Stimme in seinem Kopf weckte Vigholf auf. Gähnend setzte er sich und kratzte sich am Kopf. Noch eineinhalb Tage bis zu den Westlichen Bergen. Hast du Kontakt mit Keita aufgenommen?
Nein. Ich konnte weder sie noch sonst jemanden in den Dunklen Ebenen erreichen. Ich habe schon versucht, dich zu kontaktieren, aber dies ist das erste Mal, dass ich zu dir durchdringe. Ich glaube, das liegt daran, dass du weder in den Dunklen Ebenen noch hier bist. Die Gebiete schotten sich gegenseitig ab, aber ich weiß nicht, warum das so ist und wer dafür verantwortlich ist.
Es gibt Schwierigkeiten, Ragnar.
Was ist los?
Die Stammeskrieger haben gleich nach unserer Ankunft angegriffen , erzählte Vigholf, fügte aber rasch hinzu: Die Kyvich schützen die Tore, und die
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