Dragon Sin: Roman (German Edition)
es sein?«
»Weil du nicht zurückgekehrt bist. Weil du nicht auf dem Rückweg nach Euphrasia bist und eure Truppen für die Vernichtung der Eisendrachen vorbereitest. Weil du dich aus reiner Dummheit mit mir auf einem Todesmarsch befindest, um eine verrückte Königin zu retten.«
»Äh … nein. Nichts davon scheint ihm Sorgen zu bereiten. Er hat es sogar verstanden.«
»Was hat er verstanden? Dass du dieses rasende Verlangen hast, jede Frau zu beschützen, die du kennenlernst?«
»Also … ja. Ja, das versteht er.«
Rhona lachte und biss in das Fleisch.
»Du solltest das alles positiver sehen«, sagte er zu ihr. »Ich bin sicher, am Ende wird alles gut werden.«
Sie blieb stehen. »Warum glaubst du das?«
»Einer von uns muss doch positiv denken«, erklärte Vigholf beim Weitergehen. »Ansonsten werden wir beide bald tot sein.«
Dankbar nahm Keita den Weinkelch entgegen, den ihr Freund ihr reichte, und rutschte ein wenig zur Seite, damit er sich neben sie setzen konnte. In ihrem Rücken befand sich die Wand des Treppenhauses, das hoch zu den Schlafzimmern der Burg führte.
»Es ist beunruhigend still, mein Freund«, bemerkte Keita, nachdem sie einen Schluck Wein genommen hatte.
Ren nickte. »Ich weiß. Die Stammeskrieger werden dieses Territorium vor ihrem Angriff gut ausgekundschaftet haben. Sie werden sich irgendwo verstecken und ihren nächsten Ausfall planen.«
»Wir hätten die Kinder von hier wegbringen müssen. Verdammt seien diese idiotischen Hexen!«, sagte sie noch einmal und erntete dafür einen bösen Blick von einer der Kyvich, die in der Nähe standen. Keita streckte ihr die Zunge heraus wie eine ungezogene Dreijährige.
»Ich glaube, ich hätte an den Kyvich vorbeikommen können«, meinte er, »aber nicht an deiner Mutter. Du wirst es nicht gern hören, doch ich glaube, sie hatte recht. Wenn wir jetzt mit den Kindern weglaufen, werden sie für immer auf der Flucht sein. Stattdessen sollten wir ihnen beibringen, standhaft zu sein.«
»Aber wenn ihnen etwas zustößt und ich vorher meine Brüder nicht gewarnt habe …«
»Die Kinder schaffen das. Sie könnten nicht besser geschützt sein.«
»Vermutlich nicht.«
»Was macht dir sonst noch Sorgen, Keita?«
»Ich habe versucht, Kontakt zu meinen Brüdern aufzunehmen, nur um …«
»… um etwas über Ragnar zu erfahren, in den du unsterblich verliebt bist, auch wenn du es dir selbst noch immer nicht eingestehen kannst?«
»Wenn du meinst. Aber sie antworten nicht.«
»Ich glaube, wir werden erst wieder von ihnen hören, wenn all das hier vorbei ist.«
Keita sah ihren Freund an. »Warum sagst du das?«
»Von Anfang an, noch vor der Geburt der Kinder, interessierten sich die Götter für diese Familie, Keita. Ich weiß nicht, warum ihr so faszinierend für sie seid, aber so ist es nun einmal. Ich glaube, dass Verbindungen zwischen euch abreißen, gehört irgendwie dazu.«
»Glaubst du etwa, dass einer der Götter Annwyl nach Westen geschickt hat?«
»Würde dich das wirklich überraschen? Annwyl mag ihre verrückten Momente haben, aber würde sie nach Westen gehen, um einfach so zur Märtyrerin zu werden? Ich kenne diese Frau noch nicht lange, aber das sieht Annwyl gar nicht ähnlich.« Er nahm Keita den Kelch aus der Hand und trank einen Schluck. »Nein, ich fürchte, die Götter treiben ihr Spiel, und wir stecken mittendrin.«
»Ich muss zugeben, Ren, dass ich ziemlich sauer auf diese Götter bin. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wozu sie eigentlich da sind – außer natürlich um mich so schön zu machen, wie ich bin.«
Ren lachte, küsste ihre Haare und gab ihr den Kelch zurück. »Ich weiß es auch nicht, Keita.«
Neben einem Fluss fanden sie eine Stelle, an der sie ein paar Stunden schlafen konnten. Sie hatten frisches Wasser, in der Nähe befand sich eine Höhle, in der sie Schutz finden konnten, falls es nötig werden sollte, und überdies graste eine Viehherde in der Nähe.
Vigholf war satt von dem Lamm, das er verspeist hatte, und lehnte sich mit dem Rücken gegen sein Gepäck.
Rhona streckte die Hände aus. »Ich will ihn sehen.«
Vigholf hielt seinen Hammer hoch. »Ihn?«
»Aye.«
Er warf ihr die Waffe zu, und sie fing sie mit beiden Händen auf. »Warum benutzt jemand freiwillig etwas so Schweres und Unhandliches?«, fragte sie.
»Schwer? Mein alter Hammer war schwer. Dieser, den dein Vater gemacht hat, ist leicht wie eine Feder.«
»Leicht ist etwas anderes, Nordländer.« Sie stand mit dem Hammer
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