Dragon Touch
ihr
Zimmer und sagst ihr, sie soll sich herablassen, hier runterzukommen … sofort !«
»Ich bin hier.« Dagmar warf einen Blick auf ihren Bruder.
»Ich wusste irgendwie, dass Valdís es nicht richtig hinbekommen würde.«
Kurz davor zu fragen, wer zum Teufel Valdís sei – bevor
ihm klar wurde, dass es der Sohn war, dessen Kragen er immer noch in den Händen
hielt –, knurrte Sigmar und blaffte seine Tochter an: »Drache. Draußen.«
»Ja. Ich habe es gehört.« Ruhig wie immer, diese Dagmar.
Immer beherrscht und gelassen. Wie eine Krähe, die vom Dach eines Gebäudes
blickte und wusste, dass es zu hoch war, um sie mit Pfeil und Bogen zu erreichen.
»Er ist ein bisschen weit nördlich, wenn es ein Goldener ist. Aber wenn er noch
nicht angegriffen hat, würde ich sagen, dass er aus einem bestimmten Grund hier
ist.«
»Diese Blutkönigin, an der du so interessiert bist – sie
hat ihn geschickt.«
Die Augen seiner Tochter weiteten sich, und sie schaute
zur Tür, dann zurück zu ihm. Es war seit vielen Jahren die erste wirklich
verblüffte Reaktion, die er aus der kleinen Miss herauslocken konnte.
»Die Blutkönigin hat ihn geschickt? Bist du sicher?«
»Ich bin sicher. Er hat ganz deutlich gesagt: ›Königin
Annwyl aus den Südländern schickt mich. Ich bin hier, um Den Reinholdt oder Die
Bestie zu sprechen.‹ Dann hat er noch was gesagt, das klang wie ›Ihr könnt euch
ruhig in die Hose pissen.‹ Ich dachte, es wäre das Beste, ihn nicht zu fragen,
was er damit meint.«
Sie kicherte. »Er ist an die Drachenfurcht der Bewohner
der Südländer gewöhnt.«
»Es ist mir egal, wie du es nennst. Kein Mann aus den
Nordländern würde …«
»Ich weiß, ich weiß. Kein Nordland-Mann würde je Angst
zeigen.« Sie tat den Kodex, nach dem alle Männer der Nordländer lebten, mit
einer Handbewegung ab. »Wichtiger ist jetzt, ob er in ihrem Namen verhandeln
darf.«
»Du willst, dass wir mit einer Echse verhandeln?«
»Sie sind keine Echsen, Vater. Sie sind außergewöhnliche
Kreaturen, die schon hier waren, lange, bevor irgendein Mensch auf dieser Erde
herumgekrochen ist. Sie sind Krieger und Gelehrte und …«
»Er hat lange Haare wie eine Frau«, plapperte einer von
Sigmars Söhnen daher – welcher Sohn allerdings, das sei dahingestellt.
Das Mädchen schloss die Augen und seufzte. Tief. Das tat
sie manchmal, wenn sie von den Männern ihrer Familie umgeben war. »Um dem
Ganzen hier zu entgehen, werde ich einfach hinausgehen und ihn fragen, warum er
hier ist und was er will.« Aus ihrem Mund klang es ganz einfach, während sie an
ihren Brüdern vorbei auf die Tür zuging, doch Sigmar fing sie am Oberarm ab und
riss sie zurück.
»Du gehst nicht da raus.«
»Warum hast du mich dann hergerufen?«
»Damit du mir sagst, was du vorhast, damit ich mich um
diesen Goldenen kümmern kann.«
Sie presste die Lippen zusammen und starrte ihn an. Diesen
Ausdruck kannte er besser als jeden anderen. Sie würde ihm jetzt überhaupt
nichts sagen, denn sie wollte selbst mit dieser riesigen Echse sprechen, die
vor ihren Toren stand. Die Bestie hielt sich für eine Politikerin. Sie verstand
nicht, dass das Männerarbeit war. Sie konnte gut mit Korrespondenz und solchen
Dingen umgehen – vor allem da sie eine der wenigen von ihnen war, die richtig
gut lesen und schreiben konnte –, aber es war Männersache, sich um die Dinge zu
kümmern, die man von Angesicht zu Angesicht klärte, über einem Fässchen Ale und
mit ein oder zwei Huren zur Unterhaltung. Dagmar wollte das einfach nicht
lernen, und Sigmar sorgte sich, was passieren würde, wenn sie einen würdigen
Ehemann fand, der ihr den Unsinn nicht mehr erlauben würde, den er ihr
durchgehen ließ.
Wohl wissend, dass es nichts nützte, mit ihr zu streiten,
wenn sie diesen speziellen Ausdruck im Gesicht trug, lenkte Sigmar ein winziges
bisschen ein: »Du wirst hinter den Wachen warten, bis ich es dir sage. Verstanden?«
»Wenn wir unbedingt Zeit verschwenden wollen …«
»Wollen wir.« Er sah hinab auf den Hund, der ihr nie von
der Seite wich. Knut hatte sie ihn getauft. Seltsam, dass er sich den Namen des
Hundes merken konnte … »Und für ihn suchst du am besten einen sicheren Platz.
Sonst hält ihn das Ding da draußen noch für einen Leckerbissen.«
»Ja, Vater.«
»Und ärgere mich heute nicht noch mal.«
»Nein, Vater.«
Und sie wussten beide, dass sie log.
3 Dagmar schaute noch einmal an ihrem Kleid hinab und
vergewisserte sich, dass ihr Kopftuch
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