Dragon Touch
hat nicht
ein einziges Mal gelächelt, seit wir uns hingesetzt haben.«
»Er gibt vor, nicht wegen meiner Nichte Izzy eifersüchtig
zu sein.«
»Das hübsche Mädchen, das du mir gezeigt hast? Talaiths
Tochter?« Sie schnaubte. »Dummer, dummer Junge.«
Gwenvael kicherte. »Ich weiß.«
Sie beobachtete andere am Tisch, bevor sie fragte: »Und
hören diese zwei je auch mal auf zu streiten?« Er musste nicht hinsehen, um zu
wissen, von wem sie sprach, doch er tat es trotzdem, um herauszufinden, was das
Streitthema des Abends war.
Talaith hielt Briec einen Apfel vors Gesicht, gefährlich
nahe an seiner Nase. »Der sieht nicht reif genug aus. Warum ist der nicht
reif?«
»Als Gebieter über Obst und Gemüse werde ich mich darum
kümmern.«
»Du erwartest doch wohl nicht, dass ich Obst esse, das
nicht absolut reif ist, und ich bin höchst enttäuscht, dass du dir keine
Gedanken über meine Bedürfnisse machst.«
»Ich erwarte ja auch nicht von dir, dass du einen vernünftigen
Gedanken im Kopf hast, aber ich hege trotzdem gern die Hoffnung. Und um deine
Bedürfnisse, Weib, werde ich mich heute Nacht kümmern.«
Gwenvael biss in sein eigenes Stück Obst, bevor er die
Achseln zuckte. »Das ist kein Streit. Das ist ihre bizarre Vorstellung von
einem Vorspiel.«
»Ach ja? Und was ist deine Vorstellung von einem
Vorspiel?«
Der Bissen Obst, den er nur Augenblicke zuvor geschluckt
hatte, blieb ihm im Hals stecken. Er hustete zwei Mal, bis er sich ein bisschen
rührte und ungehindert seine Speiseröhre hinunterrutschen konnte.
»Alles in Ordnung?«
»Es wird mir besser gehen, wenn ich dich zurück in dein
Zimmer bringe.«
»Das kann noch Stunden dauern.« Sie hielt ihren Becher
hoch, sodass ihr ein Diener mehr Wein eingießen konnte.
»Ich wusste nicht, dass du so eine kleine Nervensäge sein
kannst, Bestie.«
»Willst du, dass ich aufhöre?«
»Im Leben nicht.«
Die beiden rutschten ein bisschen zurück, als ihnen
bewusst wurde, dass der Esstisch nicht mehr vor ihnen stand.
»Waren wir fertig mit dem Essen?«, fragte Dagmar und warf
einen misstrauischen Blick in ihr Weinglas.
»Du hast nicht zu viel getrunken – der Tisch ist wirklich
weg. Und es scheint, es ist Zeit zu tanzen.«
Er hielt ihr die Hand hin und wollte etwas sagen, doch
Dagmar schnitt ihm das Wort ab.
»Nein.«
»Willst du es nicht wenigstens versuchen?«
»Nein. Glaub mir. Es gibt andere Dinge, die ich lieber tun
würde.«
»Und die wären?«
»Mich in Brand setzen. Mich ertränken. Oder mich am
Dachbalken aufhängen. All das wäre dem vorzuziehen.«
Gwenvael lachte, bis ihn seine Nichte bei der Hand nahm.
»Komm, Gwenvael! Wir tanzen!« Izzy zog ihn mit der ihr eigenen beträchtlichen
Kraft von seinem Stuhl hoch.
»Wäre das in Ordnung für dich?«, fragte er Dagmar, während
seine Nichte sich mit ihrem ganzen Gewicht an seine Hand hängte und versuchte,
ihn vorwärtszuziehen.
»Ich komme zurecht.« Sie wedelte ihn mit ihrem Becher
fort. »Geh. Tanze. Wir sehen uns später – wenn du mich findest.«
Bösartiger
kleiner Plagegeist! »Das werde ich.«
Abrupt ließ er Izzys Hand los, und seine Nichte quiekte
und krachte auf den Boden. »Iseabail! Was tust du denn da auf dem Boden? Steh
auf, Mädchen! Benimm dich mal ein bisschen!«
Dagmar fühlte sich wie verliebt. Fürchterlich, wahnsinnig
verliebt.
Sie hätte sich nie träumen lassen, dass sie das je erleben
würde. Doch wie hätte sie es wissen können? Wer hätte wissen können, dass diese
Drachin mit dem freundlichen Gesicht und der sanften Stimme so viel Klatsch und
Tratsch kannte und – was noch viel wichtiger war – so bereitwillig alles mit
Dagmar teilte!
»Und siehst du den kleinen Rothaarigen, der neben Briec
steht? Den Fürst?«
Dagmar wollte durch ihre Augengläser blinzeln – was weiter
weg war, sah dank ihres ausschweifenden Weingenusses an diesem Abend
verschwommener aus als sonst –, aber sie wollte es nicht allzu offensichtlich machen.
Zum Glück war Morfyds Bruder Briec aber recht leicht auszumachen. Arroganz wie
seine konnte einen ganzen Raum ausfüllen. »Ja.«
»Ich habe gehört«, flüsterte Morfyd und beugte sich dabei
näher zu ihr hinüber, »dass er gern die Kleider seiner Frau trägt. Und wenn er
das tut, erwischt ihn seine Frau zufällig in besagten Kleidern.«
»Und dann gibt es Schelte?«
»Aye!« Morfyd senkte wieder die Stimme. »Offenbar liebt
sie es, ihn sehr, sehr, sehr eindrücklich zu schelten. Um genau zu sein schilt sie ihn, bis sie
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