Dragon Touch
sich so sehr
gewünscht, irgendetwas tun zu können, um seinem Bruder zu helfen. Fearghus war
nie so ein unbeschwerter Drache gewesen wie Gwenvael, aber so wie jetzt war er
noch nie gewesen.
Gebrochen.
Sein Bruder war gebrochen. Und obwohl Fearghus’
Verzweiflung groß gewesen wäre, wenn Annwyl im Kampf gefallen wäre, hätte er
dann zumindest einen klaren Feind gehabt. Seine Aufgabe wäre klar gewesen – all
jene zu töten und zu vernichten, die bei Annwyls Tod die Hände im Spiel gehabt
hatten.
Aber wie tötete man einen Gott?
Hätte Briec es gewusst, er hätte es selbst längst getan.
Während Bercelak seine schlechte Laune an seinem eigenen
Bruder ausließ und Addolgar – dessen Launen noch viel schlimmer sein konnten –
sich revanchierte, sah sich Briec im Raum um.
Etwas … er spürte etwas .
Sofort sah er seine Schwester an. Ihr Gesichtsausdruck
änderte sich nicht, ihre Verärgerung nahm nicht ab.
Wenn Morfyd nichts spürte, gab es vielleicht nichts zu
spüren.
Er tat es als Unsinn ab, konzentrierte sich wieder auf
seinen Vater und überlegte, wer von den beiden den ersten Schlag ausführen
würde.
Ah.
Bercelak natürlich. Das war keine Überraschung .
Der Gott in Menschengestalt stand hoch aufgerichtet da und
sah sie an. Seine Haare waren wild und lang, ein guter Teil davon schleifte
über den Boden, und es sah aus, als zöge sich eine ganze Palette von Farben in
Strähnen durch all das Schwarz. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war
es zu dunkel gewesen, um all die Nuancen sehen zu können, aber jetzt konnte sie
alles deutlich erkennen. Selbst seine Augen hatten eine seltsame Farbe. Vielleicht
veilchenblau? Sehr ähnlich wie Briecs Augenfarbe, wenn auch strahlender – und
überraschenderweise auch wärmer als die von Briec. Freundlicher. Genau wie sein
schön geschnittenes Gesicht.
Alles an ihm sah hübsch, charmant und liebenswürdig aus –
und Dagmar glaubte nichts davon auch nur eine Sekunde lang.
»Du verehrst die Götter also nicht.«
Dagmar trat weiter in den Raum hinein.
»Vernunft und Logik sind alles, was ich brauche.«
»Jedoch so kalt und gefühllos sind die liebe Vernunft und
Logik.«
»Für mich reichen sie vollkommen aus. Ich habe gesehen,
wie mein Volk an den Altären von Göttern wie dir geopfert hat, und bisher
konnte ich noch keinen Nutzen erkennen. Männer im besten Alter werden im Kampf
massakriert und hinterlassen Frauen und kleine Kinder. Dann betet die Frau zu
ihrem Gott: ›Bitte, Gott, hilf mir, jetzt, wo mein Ehemann fort ist.‹« Dagmar
zuckte die Achseln. »Nach einem oder zwei Monaten, wenn die armselige Summe,
die sie von der Armee bekommen hat, verbraucht ist, sehe ich, wie sie sich auf
der Straße meistbietend verkauft. In der Hoffnung, genug zu verdienen, um Essen
für ihre Kinder auf den Tisch zu bringen, die wiederum zu Dieben und Mördern
heranwachsen werden. Oder vielleicht zu Soldaten, da ja ihr Vater einer war,
und dann fängt alles wieder von vorn an. Nein, es tut mir leid. Das kann keine
Götterverehrung sein.«
»Aber würdest du mich belügen, um deine Freundin zu
retten? Würdest du mir sagen, was ich hören will? Würdest du nicht dieselben
Spiele spielen, die du mit anderen spielst?«
»Ich habe genug über die Drachengötter gelesen, um zu
wissen, dass mir das nichts nützen würde. Ich kann dir mit Komplimenten
schmeicheln, aber was wird mir das einbringen?«
»Warum bist du dann hier, meine gute Lady Dagmar?«
»Ich will verstehen, warum.«
»Warum was?«
»Warum du ihnen das antust. Es gab niemanden, der meine
Mutter oder mich beschützt hat, also war ihr Tod unvermeidlich. Aber diese
Babys« – sie deutete auf die Zwillinge, die an ihrer Mutter zupften, um ihre
Aufmerksamkeit zu bekommen – »sie sind deine Schöpfung. Warum tust du ihnen das
dann an?«
»Ich habe ihnen nichts getan.«
»Du nimmst Ihnen die Mutter weg. Glaubst du, das werden
sie dir verzeihen?«
»Sie werden es verstehen müssen. Sie ist zu schwach, um
sie zu beschützen.«
»Ja, jetzt ist sie das. Aber nicht, bevor sie schwanger
war. Und du bist ein Gott. Du könntest ihr das zurückgeben.«
»Falls ich sie für würdig befände ja. Das tue ich aber
nicht. Keine Angst, süße Dagmar, ich bringe die zwei von hier fort. Ich werde
sie beschützen und sichergehen, dass sie angemessen aufgezogen werden. Ich habe
meine Sache bei Izzy sehr gut gemacht.«
»Warum glaubst du nicht, dass ihr Vater es gut machen
würde?«
»Er ist sehr wütend. Er will
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