Dragon Touch
Schlucht.« Er nickte, da er wusste, dass sie recht hatte. »Sie wird in
die Finstere Schlucht gehen. Sie wird nach Hause gehen.«
Dagmar schlief auf dem großen Bett, das sie in einer der
Höhlen gesehen hatte. Vorher hatte sie die Babys auf die Felle gelegt und sie
mit schützenden Kissen umgeben, für den Fall, dass sie sich im Schlaf
herumwälzte. Dann hatte sie sich der Länge nach auf dem Bett ausgestreckt, und
das war das Letzte, woran sie sich erinnerte, bis sie spürte, wie sich ihr
jemand näherte.
Bevor sie die Augen aufschlug, tastete sie nach ihrem
kleinen Dolch in ihrem Gürtel, dann setzte sich auf. Doch als sie versuchte,
den Mann zu erkennen, der vor ihr stand, rutschte ihr der Dolch aus den Fingern
und wirbelte davon.
Zum Glück reagierte der Mann schnell und fing die Klinge,
bevor sie sich in seine Stirn bohrte. Blinzelnd beugte sie sich vor und verzog
das Gesicht. »Entschuldige, Fearghus.«
Erst schaffte sie es, dass seine Gefährtin getötet wurde,
dann wurden seine Zwillinge fast getötet, und jetzt warf sie Messer nach seinem
Kopf.
»Ich bringe dir bei, wie man dieses verdammte Ding
benutzt«, sagte eine Stimme hinter ihr. »Du kannst das ja wirklich überhaupt
nicht.«
Dagmar konnte den prächtigen Körper in der braunen, eng
anliegenden Hose und mit langen, goldenen Haaren kaum ausmachen, aber sie
erkannte ihren Gwenvael. Während sie vom Bett und in seine offenen Arme sprang,
stieß sie keuchend hervor: »Ich bin so froh, dass ihr uns gefunden habt!«
Gwenvael drückte sie so fest an sich, dass ihre Füße sich
vom Boden lösten. » Ich bin froh, dass wir euch gefunden haben.« Er küsste ihre Wangen, die Stirn und
das Kinn. »Geht es dir gut? Bist du verletzt? Sag mir, dass alles in Ordnung
ist.«
»Mir geht es gut.« Auch wenn sie das irrationale Bedürfnis
hatte zu weinen. »Ich bin nicht verletzt. Und den Babys geht es gut.«
»Und wo ist Lady Gaga?«
Ohne den Kopf von der wundervollen Stelle an seiner
Schulter zu lösen, deutete Dagmar in die Richtung, in die Annwyl ihrer
Erinnerung nach gegangen war. »Sie und dieses Höllenpferd sind da langgegangen.
Sie sagte, sie werde wiederkommen. Ich habe beschlossen, es nicht als Drohung
zu betrachten.«
Fearghus setzte sich aufs Bett und strich beiden Babys
über den Kopf. »Der See liegt in dieser Richtung.«
»Wenn man bedenkt, dass sie förmlich in Minotaurenblut
getränkt ist, könnte das gut sein.«
Gwenvael stellte sie wieder auf die Füße, doch bevor er
sich von ihr löste, gab er ihr den süßesten aller Küsse auf die Stirn. »Bevor
mein Bruder seine verrückte Gefährtin suchen geht, kannst du uns vielleicht
sagen, was passiert ist? Je mehr wir wissen, desto besser wird er mit Annwyl
zurechtkommen.«
Dagmar nickte. »Ja. Natürlich.« Sie setzte sich aufs Bett.
»Als Allererstes, Fearghus, muss ich mich entschuldigen.« Und in diesem
Augenblick fiel die erste Träne.
»Dagmar?«
»Es ist alles meine Schuld, Gwenvael. Das Ganze. Ich
wollte nur helfen, aber stattdessen habe ich fast deine ganze Familie
ausgelöscht!«
Gwenvael kauerte sich vor sie und nahm ihre Hände in
seine. Allein das Gefühl seiner Haut an ihrer, seine Daumen, die über ihre
Knöchel strichen, beruhigten sie fast sofort.
»Jetzt hör mir mal gut zu, Lady Reinholdt«, sagte er.
»Niemand macht dir wegen irgendwas einen Vorwurf.«
»Noch nicht.«
Dagmar und Gwenvael sahen Fearghus an.
»Habe ich das laut gesagt?« Dann zwinkerte er, und Dagmar
fing fast wieder an zu weinen, auch wenn er ihr ein Lächeln entlockte.
»Ignorier ihn, Bestie.« Gwenvael nahm sich einen Stuhl und
setzte sich vor sie. Er nahm wieder ihre Hände. »Und jetzt erzähl uns alles.«
Sie machte es kurz und bündig, ohne emotional zu werden.
Keine Erwähnung ihrer eigenen Mutter und des Wunsches, die Zwillinge davor zu
bewahren, was sie selbst hatte durchmachen müssen.
Stattdessen erzählte sie ihnen, was vorgefallen war, wie
sie es ihrem eigenen Vater erzählt hätte. In knappen Worten, »ohne diese
hochtrabende Analysiererei«, die ihr Vater hasste.
Fearghus blieb auf dem Bett in der Nähe seiner Babys und
behielt sie ständig im Blick. Keiner sprach, während sie erzählte. Keiner
stellte Fragen. Sie warteten, bis sie zu Ende erzählt hatte.
»Ich weiß, die Babys haben Hunger«, sagte sie, als sie
fertig war. »Aber sie waren die ganze Zeit überraschend verträglich und sind
sofort eingeschlafen, als ich sie hingelegt habe. Aber irgendwann werden sie
etwas zu
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