Dragon Touch
Groß gewachsen und
kräftig gebaut. Mit Muskeln, um die sie jeder männliche Krieger beneidet hätte
und üppigen Brüsten, die sich wohl jede Frau gewünscht hätte. Das einzige Anzeichen,
dass Annwyl einmal schwanger gewesen war, war die horizontale Narbe, die sich
über ihren Unterbauch zog. Aber sie sah aus, als wäre sie dort schon seit
Jahren.
Es schien, als hätte Annwyl eine neue Schutzgöttin, die
sich viel besser um ihre Getreuen kümmerte als Rhydderch Hael, indem sie Annwyl
wieder so hergestellt hatte, wie sie vor der Geburt der Babys gewesen war –
zumindest körperlich.
Seelisch war diese Frau allerdings ein einziges Chaos.
»Sie weinen, weil sie Angst haben«, erklärte Dagmar, die
hoffte, die Königin werde ihr ihre Babys schnell abnehmen. Ihre Arme wurden
langsam lahm – durch ihre unnatürliche Größe waren die Babys auch recht schwer.
Annwyl blickte auf das Minotaurenschwert in ihren Händen
hinab, dann legte sie es hin. Danach ging sie in der geräumigen Höhle umher und
rieb die Hände aneinander. Dagmar sah einen Tisch und Stühle und setzte sich.
Die Königin wandte sich wieder ihr zu. »Ich habe das
Schwert abgelegt, warum weinen sie dann immer noch?«
»Sie haben wahrscheinlich Hunger.«
»Dann füttere sie.«
O-oh.
»Es sind nicht meine.«
»Wem gehören sie dann?«
Na,
das ist ja ganz toll!
Dagmar räusperte sich und sagte vorsichtig. »Es sind
deine.«
»Ich habe keine Kinder.«
Dagmar war so müde, dass ihre Geduld, auf die sie sich so
viel einbildete, sie rasch verließ. »Woran erinnerst du dich?«
Die Königin dachte einen Moment nach, dann deutete sie auf
das Pferd. »Ich erinnere mich an ihn.«
»Weißt du noch seinen Namen?«
Annwyl runzelte die Stirn. »Black … ie?«
Dagmar stieß hörbar den Atem aus. »Erinnerst du dich an
deinen Namen?«
Sie kaute auf der Innenseite ihrer Wangen und starrte zur
Decke hinauf. Nach mehreren Minuten fragte die Königin: »Muss ich das?«
»Die Vernunft möge mir helfen«, seufzte Dagmar. Die Babys
schrien lauter, und sie sah auf sie hinab. »Ihr müsst zur Ruhe kommen.«
Und als sie es taten, beunruhigte sie das mehr als ihre
verrückt gewordene Mutter es tat.
»Siehst du?«, sagte Annwyl mit einem erleichterten
Lächeln. »Es sind deine.«
»Nein, Mylady, sie sind ganz eindeutig …«
»Sie können gar nicht meine sein«, schnitt ihr Annwyl
schnell das Wort ab. »Ich wäre eine schreckliche Mutter. Fünf Minuten mit mir,
und sie wären schon blutverschmiert.«
»Ja, aber …«
»Ich komme wieder.« Abrupt ging die Königin in einen
dunklen Tunnel, in den ihr Dagmar auf keinen Fall folgen wollte.
Gwenvael wandte sich zu seiner Mutter um. »Dann hat sie
also den Verstand verloren?«
»Na ja, sie ist eindeutig nicht geistig gesund.«
»Ich folge ihr«, sagte Fearghus.
Rhiannon schnappte ihren ältesten Sohn an den Haaren.
»Mutter!«
»Sei ein einziges Mal kein Dummkopf, Fearghus. Sie erkennt
dich nicht einmal. Wenn du jetzt in ihre Nähe kommst, tötet sie dich.«
»Wenn das so ist, dann ist es ja gut, dass sie allein mit
den Kindern ist«, stellte Briec trocken fest.
»Und sie hat Dagmar.« Als ihn alle ansahen, fügte Gwenvael
hinzu: »Sie zählt auch.«
»Ihnen wird nichts passieren«, sagte Izzy, optimistisch
wie immer. »Annwyl braucht nur ein bisschen Zeit, dann ist sie wieder ganz die
Alte.«
Éibhear schnaubte. »Bist du nicht diejenige, die gesagt
hat, dass wir Rhydderch Hael vertrauen sollen und dass er ihr nie etwas tun
würde?«
Izzys Mund blieb offen stehen und ihre Augen wurden groß.
»Du blauhaariger …«
»Das reicht!« Talaith stellte sich zwischen den riesigen
blauen Drachen und ihre Tochter. »Auseinander. Auseinander! Ihr ärgert mich
beide!« Sie holte tief Luft. »Fearghus, geh zu ihr, aber nähere dich
vorsichtig. Betrachte es als Kriegsneurose. Geh langsam, erschrecke sie nicht,
dränge sie nicht. Geh es langsam und locker an. Verstanden?«
»Verstanden. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wo sie
ist.«
»Wir fliegen, bis wir sie gefunden haben.«
Talaith schüttelte den Kopf über Gwenvaels Vorschlag. »Sie
wird irgendwo hingehen, wo sie sich sicher fühlt.«
»Auch wenn sie das Gedächtnis verloren hat?«
»Sie wusste, dass sie die Babys beschützen musste. Sie
kannte ihr Pferd. Fearghus, sie wird dorthin gehen, wo sie sich am sichersten
fühlt. Wo sie sich immer am sichersten gefühlt hat.«
Fearghus’ Lächeln war schwach, aber er lächelte. »Die
Finstere
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