Dragon Touch
es.«
Der Blitzdrache schob die Kapuze seines Umhangs zurück und
grinste Briec an, offenbar nicht im Geringsten beleidigt. »Guten Morgen,
Feuerspucker.«
»Blitz.« Briec warf seiner Familie einen Blick zu.
»Mutter, unser sterblicher Feind besucht uns zu Tee und Keksen.«
Dagmar entging den Gesprächen über Waffen und Minotauren
in Fearghus’ Höhle, indem sie ganz einfach die Höhle verließ.
Es war ein schöner Tag, die zwei Sonnen schienen hell auf
sie herab. Gleichzeitig sorgte eine kühlende Brise aus dem Osten dafür, dass
sie nicht schwitzte, was sie sehr zu schätzen wusste.
Sie schlenderte ziellos zwischen dem dichten Laubwerk der
Finsteren Schlucht herum und genoss die Ruhe und den Frieden.
»Dieses Kleid steht dir sehr gut.«
Dagmar blieb stehen und musterte das Kleid, das Annwyl in
Fearghus’ Schätzen für sie gefunden hatte. Es war ein einfaches Kittelkleid mit
langen Ärmeln und einem Ausschnitt knapp unter ihrem Schlüsselbein, sodass sie
sich nicht eingezwängt fühlte, aber auch nicht wie eine Hure. Außerdem war es
grau, was ihr am besten gefiel. Sie hatte keine Lust, leuchtende Farben zu
tragen und war froh, dass die Königin das auch nicht von ihr verlangt hatte.
»Danke.« Sie hob den Blick zu einem großen Felsblock.
Darauf saß lässig die Göttin, einen Arm auf ein hochgezogenes Knie gestützt.
Sie trug heute keinen Umhang, und ihr gepolstertes Hemd war diesmal ärmellos.
Die braune Haut ihrer Arme war mit Drachenbrandzeichen, Runentätowierungen und
Narben übersät. Diesmal sah sie entschieden größer aus. Größer und kräftiger.
»Hallo Eir«, sagte sie. »Es ist schön, dich wiederzusehen.«
»Ebenfalls, meine Freundin.«
Eirs Wolfsgefährte drückte sich an Dagmars Seite, bis sie
sein raues Fell streichelte. »Und du musst …« – sie durchstöberte ihr Wissen
über die verschiedenen Götterhimmel – »Nannulf, der Beschützer der Kampfhunde
sein!«
»Sehr gut«, kommentierte Eir. »Wir sind schon sehr lange
Freunde, er und ich.« Eirianwen, eine der gefürchtetsten und brutalsten
Göttinnen der bekannten Welt, glitt von dem Felsblock und sprang neben Dagmar
auf den Boden. »Er hat dich schon immer gemocht. Ihm gefällt es, wie du deine
Hunde ausbildest. Du vermisst sie, nicht wahr?«
»Sehr.«
»Und sie dich. Natürlich kannst du überall Hunde züchten
und ausbilden. Annwyl hat keine Kampfhunde. Keine richtigen. Nur Typen, die
ihre eigenen Hunde in die Schlacht mitnehmen.«
»So habe ich es auch verstanden. Und ich kann Annwyl
jederzeit ein Zuchtpaar schicken.«
»Das ist eine Möglichkeit.«
Dagmar kraulte Nannulf an einer Stelle, die den Wolfsgott
dazu brachte, fröhlich gleich mit dem ganzen Körper zu wedeln.
»Habe ich noch andere Möglichkeiten?«
Eir legte Dagmar eine beunruhigend große Hand auf die
Schulter. »Das Wissen zieht immer andere Möglichkeiten in Betracht.«
»Hat dir nicht ein Finger gefehlt?«, fragte Dagmar und
starrte auf Eirs Hand.
Die hob den Arm und wackelte mit den Fingern. »Sie wachsen
nach … bei mir zumindest.«
»Es muss nett sein, ein Gott zu sein.«
»Ab und zu. Und hör auf, ständig vom Thema abzulenken. Du
weißt genau, was ich dir sagen will.«
»Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich bei
Gwenvael bleibe.«
Eir klatschte breit grinsend die Hände zusammen. »Aber er
mag dich so sehr!«
»Ich finde es erschreckend, dass die meistgefürchtete und
tödlichste Kriegsgöttin im Herzen Romantikerin ist.«
»Findest du nicht, dass ihr zwei ein bezauberndes Paar
abgebt?«
Dagmar klatschte eifrig in die Hände und antwortete:
»Nein!«, bevor ihr Gesicht wieder zu seinem üblichen verächtlichen Ausdruck
zurückkehrte.
»Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, der dich so
nimmt, wie du bist, dich aber auch so erträgt.«
»Was soll das heißen?«
»Es heißt, dass du die Art Frau bist, die nur blutrünstige
Kampfhunde lieben können.«
»Vielen Dank«, gab Dagmar trocken zurück.
»Bevor du beleidigt bist … ich bin genauso! Aber Rhy liebt
mich trotzdem.«
»Rhy?«
»Fang nicht damit an.« Sie blickte seufzend in die Ferne.
»Rhy liebt mich trotz …«
»Gelegentlich fehlender Körperteile?«
»Na ja …«
»Blutverkrusteter Haare?«
»Das ist …«
»Leichen, die sich in deinem Namen zu Bergen auftürmen?«
»Ja!« Sie stieß ein frustriertes Knurren aus. »Trotz alledem
liebt er mich.«
»Und doch hast du Annwyl zurückgeholt. Entgegen seinen
Wünschen.«
»Sie war schon tot. Seine«
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