Dragon Touch
ihrem Leben fehlt, der gut auf sie aufpasst.«
»Und die Frauen, die ich kenne, brauchen keinen Mann, der
auf sie aufpasst.«
»Stößt dich das nicht ab? Solche Frauen?«
»Kaum. Aber immer finden meine Brüder sie zuerst, und dann
lassen sie sie nicht mehr los. Nicht einmal für eine Nacht.«
Ihre Lippen begannen, sich zu einem Lächeln zu verziehen,
aber sie schaffte es, sie aufzuhalten, bevor es aus dem Ruder lief. »Ich habe
tatsächlich eine Badewanne, die du benutzen kannst. Ich lasse sie hier hereinbringen.
Es könnte aber eine Weile dauern. Sie ist schwer.«
»Nur keine Umstände. Ich werde einfach mit in dein Zimmer
kommen.«
Es war nur ein Grinsen, aber es war tödlich. »Ach, wirst
du das?«
»Traust du mir nicht, meine unschuldige Lady Dagmar?«
Ihr kalter Blick prüfte ihn lange. »Ich vertraue niemandem«,
gab sie schließlich zu, und Gwenvael wusste instinktiv, dass sie es vollkommen
ehrlich meinte. Vollkommene Ehrlichkeit, von der er bezweifelte, dass sie sie
oft anwandte.
»Mein Zimmer ist rechts, fünf Türen weiter«, sagte sie.
»Ich muss mich um meine Hunde kümmern, nachdem du sie zu Tode erschreckt hast,
also wird es bis nach dem Abendessen frei sein.«
»Danke, Lady Dagmar.«
Sie durchquerte den Raum und öffnete die Tür. Dieser
sogenannte Hund stand davor und wartete auf sie. Er senkte den Kopf und sah
Gwenvael zähnefletschend an.
»Knut. Aus.« Sie hob niemals die Stimme. Und anscheinend
musste sie das auch nicht, denn der Hund hörte augenblicklich auf.
»Das erinnert mich an etwas«, sagte er und stand auf. Er
wusste, wenn er sich wieder hinlegte, würde er in den nächsten Stunden nicht
wieder hochkommen.
»Und was ist das?«
Er warf dem Hund einen langen Blick zu, bevor er Dagmar
anlächelte. »Ich sterbe vor Hunger. Gibt es etwas zu … naschen vor dem
Abendessen?«
Sie sah ihn mit schmalen Augen an und machte eine rasche
Geste mit den Händen. Der Hund machte sich auf der Stelle davon. »Ich lasse dir
ein bisschen Brot und Käse heraufbringen.«
»Brot und Käse? Hast du nichts mit ein bisschen mehr Flei…«
»Brot und Käse, Südländer. Sei froh, dass du überhaupt
etwas bekommst. Und halte dich von meinen Hunden fern.«
Sie ging hinaus, und Gwenvael rief ihr nach: »Hier sorgt
jemand nicht gerade gut für mich!«
7 »Wir haben ein Problem.«
Briec blickte von seinem Buch auf und direkt ins Gesicht
von Brastias, General von Annwyls Truppen und einer der wenigen männlichen
Menschen, die Briec ertragen konnte.
Er klappte das Buch zu und fragte: »Was hat Gwenvael jetzt
wieder angestellt? Muss ich meine Mutter kontaktieren? Befinden wir uns schon
im Krieg, oder kommt er nur auf uns zu?«
Brastias, dessen narbiges Gesicht meistens grimmig aussah,
lächelte. »Jedes Mal, wenn ich ein Gespräch so anfange, stellt ihr alle
dieselben Fragen.«
»Mein Bruder zieht Ärger an, wie Pferdeäpfel die Fliegen.
Und das wissen wir alle.«
»Es ist leider nichts dergleichen. Und du wirst dir
wahrscheinlich noch wünschen, dass es ein Problem mit Gwenvael gäbe.«
»Was ist los?«
»Du musst es dir ansehen. Wenn ich es dir sage, nützt das
gar nichts.«
Brastias führte ihn hinaus auf die Kampfübungsplätze. In
der Geschwindigkeit in der Annwyls Truppen anwuchsen, waren auch die
verschiedenen Bereiche mitgewachsen, die speziell zum Training benutzt wurden.
Der Platz, auf den Brastias ihn führte, war der, den sie für neue Lehrlinge
benutzten. Briecs Tochter war einer dieser Lehrlinge. Sie verbrachte die
meisten Tage mit ihrer Übungseinheit, aber kam und ging im Schloss, wie es ihr
beliebte. Und obwohl ihre Mutter – seine liebe, süße, ruhige Talaith – ungeduldig darauf
wartete, dass Izzy ihr Interesse am Soldatendasein verlor, fürchtete Briec,
dass dieser Tag niemals kommen würde, denn Izzy sprach und träumte pausenlos
vom Kampf und davon, eine Kriegerin zu sein.
Doch jedes Mal, wenn Briec seine Izzy sah, hatte sie eine
neue Prellung oder Schnittwunde, oder ein Teil von ihr war auf das Doppelte der
normalen Größe angeschwollen. Wenn sie einmal mit ihnen allen zusammen aß, kam
sie mit einem finsteren Blick, der den Göttern Angst einjagen konnte, hinkte,
hatte einen Arm geschient oder einen Verband um eine böse Kopfverletzung. Beim
Essen schlief sie regelmäßig am Tisch ein, und Talaith und Briec trugen sie in
ihr Zimmer, damit sie in ihrem eigenen Bett schlafen konnte. Morgens war sie
dann wieder fort, wieder draußen mit ihrer Einheit, trainierte und
Weitere Kostenlose Bücher