Dragon Touch
ganzen Haufens – und konnte die meisten Probleme verursachen. Er hatte
schon mindestens zwei seiner Vettern auf seine Seite gezogen, und Olgeir hatte
keine Zweifel, dass mindestens einer seiner Söhne dem Verräter folgen würde.
Der Junge war überzeugend und schmiedete pausenlos Pläne, die Macht zu
übernehmen … als würde Olgeir sie ihm einfach so übergeben.
Olgeir hatte die Mutter dieses Idioten immer gewarnt, dass
er zu viel las, zu viel Zeit mit den Magiern und Mönchen verbrachte, die
überall im Land herumstreunten. Jetzt hielt er sich für besser als sein Vater.
Und er würde wohl leider auf die harte Tour lernen müssen,
dass er es nicht war.
Eine starke Klaue schloss sich um Olgeirs Schulter; einer
seiner vielen Neffen beugte sich zu ihm hinab. »Ich habe eben Nachricht
erhalten, dass ein Südland-Drache über dem Gebiet der Reinholdts gesichtet
wurde.«
Olgeir verzog die Oberlippe. »Jemand, den wir kennen?«
»Noch nicht sicher.«
Er deutete auf drei seiner Enkelsöhne. »Schick sie los,
das zu überprüfen.«
»Sie werden ihn vielleicht erledigen müssen.«
»Na und? Wir haben, was wir brauchen.« Und sie ist perfekt ,
seufzte er innerlich, als er an die Beute dachte, die sicher in seiner
Bergfestung angekettet war.
Sein Neffe schickte die drei mit ihren Anweisungen los und
kam zu seinem Onkel zurück. »Und was ist mit denen da?«
Olgeir sah zu denen hinüber, die dabei erwischt worden
waren, als sie durch sein Gebiet gereist waren. Ihretwegen war er hier draußen,
noch bevor die zwei Sonnen aufgingen. Ihresgleichen wurde selten so weit entfernt
von den brutalen Eisländern gesichtet. Doch wenn sie gesehen wurden – diesmal
wegen eines Tunneleinbruchs –, schrillten die Alarmglocken. Wie die meisten
Bewohner der Eisländer waren sie wankelmütig, aber mächtige Kämpfer. Sogar
Drachen mussten in ihrer Anwesenheit vorsichtig sein.
Es waren über vierzig von ihnen, alle groß und stark, aber
sie waren nur Tiere. Dennoch hatten diese Tiere ein höheres Ziel. Ein höheres
Ziel, das er bedenkenlos unterstützen konnte.
»Bringt sie zu den Tunnels in der Nähe der Brücke und
schickt sie ihrer Wege.«
»Du weißt, wohin diese Tunnels führen, Onkel. Bist du
sicher?«
Olgeir grinste, amüsiert darüber, dass jedes einzelne
dieser Tiere den Namen der Göttin Arzhela mit Messern in die Brust geschnitten
trug. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, das Blut abzuwischen, und
einige der Wunden heilten nicht besonders gut. Doch sie waren Eiferer, und
genau so etwas taten Eiferer.
»Oh, ich bin mir sicher.« Er klopfte seinem Neffen auf die
Schulter. »Lasst sie zu ihr gehen. Lasst sie ihre tote Göttin ehren.«
Er ging zurück in seine Höhle, gefolgt von seiner Wache
hinter sich. »Wenn sie sie töten, ist unser Kampf halb gewonnen.«
Dagmar war mitten in einem seltsamen Traum, in dem es um
Schlagsahne und einen Drachenschwanz ging, als ihre Schlafzimmertür aufgerissen
wurde. Augenblicklich saß sie aufrecht im Bett, immer noch gefangen zwischen
Wachsein und Schlaf, und gellte: »Ich habe nicht gelogen!«
Drei ihrer Brüder standen im Türrahmen und starrten sie
an. Welche? Sie hatte keine Ahnung. Alles, was sie sehen konnte, waren
verschwommene Umrisse.
»Was ist los?«, verlangte sie laut über Knuts hysterisches
Gebell hinweg zu wissen. »Knut!« Der Hund ging zu einem leisen, bedrohlichen
Knurren über, während sie auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett herumtastete
und versuchte, ihre Augengläser zu finden.
»Vater braucht dich unten. Sofort.« Sie erkannte Valdís’
Stimme und spürte, wie seine Hände ihr ihre Augengläser in die Hand drückten.
»Warum? Was ist los?«
»Zieh dich einfach an. Wir warten draußen auf dich.«
Sie hatte keine Zeit für ein Bad, also musste sie sich
damit begnügen, sich an der Waschschüssel zu schrubben und eilig anzuziehen.
Sobald sie ihr Kopftuch umgebunden hatte, ging sie in den Flur, und sofort
schoben ihre Brüder sie in Richtung Treppe. In dem Augenblick, als sie durch
die Tür in die Haupthalle traten, schickte Dagmar Knut nach draußen, damit er
eine Pause hatte und mit den anderen Hunden im Hof spielen konnte. Kaum war der
Hund durch die Tür verschwunden, schnappte Valdís sie am Handgelenk und
schleppte sie in die privaten Gemächer ihres Vaters.
Er zog die Tür auf und schob sie hinein. Sie sah ihren
Vater sofort an dem großen Tisch stehen, der den größten Teil des Raumes
einnahm. Wie üblich war dieser mit Karten
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