Dragon Touch
mich.«
»Wie hast du …?«
Die Hexe nahm Gwenvaels Arm und Bein und hob seinen Körper
auf ihre Schulter. »Komm mit.«
Selbst in seiner menschlichen Gestalt besaß Gwenvael ein
gewaltiges Gewicht. Keine menschliche Hexe von ihrer Größe konnte ihn anheben.
»Du bist ein Drache.«
»Das bin ich.«
»Ihr seid überall.« Dagmar konnte sich ein höhnisches
Schnauben nicht verkneifen. »Anscheinend weiß ich nie, wann ich es mit einem zu
tun habe.«
»Aber du lernst dazu«, sagte die Frau mit einem Lachen.
»Das merke ich.«
15 Dagmar
folgte Esyld zu einem kleinen Haus tief in einem Wäldchen. Es war wirklich ein
charmantes kleines Häuschen. Aus dem Kamin stiegen Rauchwölkchen, und es besaß
einen Kräutergarten und einen steinernen Gartenweg, der zur Haustür führte.
Große Bäume standen um das Haus herum, deren Äste und Blätter ihm Schutz boten.
Die Drachin hatte die Eingangstür offen gelassen und ging
auf direktem Weg hinein, gefolgt von Dagmar.
Das Innere des Hauses war so gemütlich und charmant wie
das Äußere, auch wenn es nur einen Raum besaß. Dagmar konnte sich vorstellen,
glücklich hier allein zu leben. Wahrhaftig, sie wusste, dass sie es genießen
würde, und sie hatte immer gehofft, wenn sie ungefähr ihren vierzigsten Winter
erreichte, würde sie ein kleines Häuschen wie dieses hier in der Nähe der Festung
ihres Vaters bekommen. Sie wusste, dass ihre Schwägerinnen dieses Thema nur zu
gern bei ihren Ehemännern vorantreiben würden.
Esyld trug Gwenvael zu dem langen Bett, das dicht an der
Wand stand. Sie hob ihn von ihrer Schulter und legte ihn vorsichtig ab. Mit
einem sanften Lächeln strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht. »Er ist zu so
einem hübschen Kerl herangewachsen.«
Dagmar verengte die Augen zu Schlitzen. Wer zur Hölle war
das? Und warum hielt sie es für akzeptabel, ihn auf so eine Art zu berühren?
»Wirst du mir nun sagen, wer du bist oder nicht?«
»Das habe ich schon. Mein Name ist Esyld.« Und bevor
Dagmar ihr widersprechen konnte, deutete sie auf Gwenvael. »Siehst du die?«
Dagmar kauerte sich neben das Bett und schob die
Augengläser auf den Kopf, damit sie sich aus der Nähe ansehen konnte, wie sich
seine Haut an mehreren Stellen wölbte.
An vielen Stellen, um genau zu sein. Am ganzen Körper.
»Was ist das?«
»Eine brutale Foltermethode.«
Esyld zog ihren Umhang aus. Darunter trug sie ein
einfaches, blaues Kleid. Es passte perfekt zu ihren roten Haaren.
»Du bist keine von den Horden.«
»Nein, bin ich nicht.« Sie kniete sich neben Dagmar auf
den Boden. Ihre Finger schwebten leicht über einer der Beulen. »Das ist die
alte Art, einem Drachen Schaden zuzufügen. Wenn man in Drachengestalt ist,
werden einem die Schuppen gewaltsam vom Fleisch abgehoben und kleine, gezackte
Stahlstücke daruntergeschoben. Allein dieser Prozess ist ziemlich schmerzhaft.
Es ist nicht leicht, Schuppen vom Fleisch wegzustemmen. Normalerweise muss man
ein Messer in die Fugen schieben.«
»Ich habe nie bemerkt … ich meine …« Dagmar, die nicht
mehr kauern konnte, kniete sich hin und rieb sich die Augen mit den Fäusten.
Fragte sie gerade wirklich nach mehr Informationen über verdammte Fugen zwischen
Drachenschuppen? »Vergiss, dass ich etwas sagen wollte.«
»Man muss sehr genau hinsehen, damit man die Fugen sehen
kann. Also, wenn die Schuppe dann wieder an ihren Platz zurückgedrückt wird,
heilt sie wieder zu und schließt das gezackte Metallstück ein. Der Schmerz ist
ziemlich qualvoll«, sagte sie leichthin, fast fröhlich. »Noch schlimmer ist,
dass das Fleisch um das Metall herum heilt und den Schmerz noch verstärkt.«
Dagmars geballte Fäuste landeten in ihrem Schoß. »All das
aus Rache?«
»Sie wollten, dass er leidet.« Sie stützte einen Arm auf
das Bett. »Ich bezweifle, dass sie hofften, Informationen aus ihm
herauszubekommen. Er mag ein Mitglied des Königshauses sein, aber er ist auch
ein Nachkomme des Cadwaladr-Clans. Die bringt man nie zum Reden.«
»Er ist …« Dagmar richtete sich auf. »Er ist ein Mitglied
des Königshauses?«
»Ein Sohn der Drachenkönigin höchstpersönlich.« Esyld
betrachtete sie genau. »Er hat es dir nie gesagt, oder?«
»Er war schnell dabei, mir von dem Moment zu erzählen, als
er in einem Abflussrohr in Kerezik aufgewacht ist. Aber seine königliche
Abstammung … Darauf kam das Gespräch nie.« Und weiß die Vernunft, er verhielt sich auch nie wie ein Mitglied
des Königshauses.
Die Drachin kicherte. »Das
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