Dragon Touch
allein in den Kampf lassen. Immer
muss ich neben ihr bleiben. Mein Bruder ist auch noch keine hundert und darf
allein in den Kampf ziehen. Das ist unfair.«
»Das stimmt! Aber das sehen sie nie ein, oder?«
»Nein, tun sie nicht. Das kann einem echt auf den Geist
gehen, was?«
Izzy lächelte endlich. »Allerdings.«
Branwen musterte Izzy von oben bis unten.
»Also, bist du jetzt fertig mit Heulen, Iseabail, Tochter
der Talaith? Denn ich kann dir aus Erfahrung sagen: Tränen wirken bei Müttern
nie. Nur bei Vätern. Wozu also die Mühe?«
Jetzt grinste Izzy. Sie konnte Branwen einfach nicht
hassen. »Du hast recht. Wozu die Mühe? Und alle nennen mich Izzy.«
»Also gut, Izzy.«
»He!«, rief eine Stimme aus der Ferne hinter ihnen.
»Branwen! Wo bist du, du blöde Kuh?«
Branwen seufzte. »Das sind mein Idiot von Bruder und meine
Vettern.« Sie zog Izzy am Arm, und sie gingen zusammen los. »Und was sagt dein
Vater dazu, dass du in den Krieg willst?«
»Er hat für mich gekämpft. Ich weiß es. Aber er kann meine
Mum nicht überzeugen … keiner kann das.« Inzwischen fühlte sie sich sicher,
deshalb fügte sie hinzu: »Mein Vater ist übrigens Briec der Mächtige. Nicht
mein leiblicher Vater, aber … du verstehst schon. Meine Mum ist seine Gefährtin.«
»Briec?« Branwen blieb stehen und sah sie an, die dunklen
Augen weit aufgerissen. »Du bist Briecs Tochter?«
Ihre plötzliche Begeisterung überraschte Izzy ein
bisschen. Auch wenn Briecs Brüder und Schwestern sie freundlich aufgenommen
hatten, tolerierten sie die anderen Drachen zwar – »die idiotischen Royals«,
wie ihr Großvater immer brummelte –, aber es war nicht schwer zu sehen, dass
sie sie nur für eine von vielen Menschen und eine mögliche Mahlzeit hielten.
»Aye«, sagte sie mit einem Hauch von Selbstvertrauen. »Die
bin ich.«
Branwen schlug Izzy auf den Arm, und Izzy schnappte vor
Schmerzen nach Luft. »Also dann, du Heulsuse, bist du meine Cousine!«
Izzy blinzelte. »Bin ich das?«
»Aye! Ich bin eine Cadwaladr. Briecs Cousine. Meine Mum
ist die Schwester von deinem Großvater. Damit sind wir Cousinen zweiten Grades
… glaube ich. Jedenfalls sind wir verwandt. Verstehste? Familie.«
»Also gut.« Izzy konnte Branwens Begeisterung nicht
ignorieren. Sie schien so froh, sie kennenzulernen.
»Das ist genial! Das ändert alles!«
»Ach ja?«
Branwen legte ihren Arm um Izzys Schultern. »Sag mal,
Cousine, hast du schon mal Renn und Spring gespielt?«
»Nein.«
»Tja, als deine ältere Cousine ist es mein Recht, es dir
beizubringen. Das ist das Schöne an der Blutsverwandtschaft.«
»Wird meine Mutter was dagegen haben?«
»Unglaublich viel, wette ich.«
Izzy zögerte nicht. »Dann zeig mir, wo’s langgeht,
Cousine.«
Er roch Weihrauch, Kräuter und frisches Gemüse, und es
duftete köstlich nach Eintopf.
Gwenvael sah sich langsam um. Er wusste nicht, wo er war,
und doch kam ihm der Raum merkwürdig bekannt vor. Es war ein Haus. Er hatte vor
langer Zeit davon geträumt, doch er wusste, dass er nie hier gewesen war.
Vielleicht war er noch gar nicht wach. Im Moment war das
schwer zu sagen. Er schloss die Augen, aber die Gerüche blieben. Und darüber
hinweg roch er sie. Seine Nasenflügel blähten sich, und seine Augen gingen
wieder auf und suchten nach ihr. Sie saß an einem kleinen Esstisch neben der
offenen Feuerstelle in der Wand. Sie hatte einen Metallbecher vor sich und den
Kopf in die Hände gestützt. Ihr Kopftuch und die Augengläser lagen auf dem
Tisch, und ihr Tornister stand zu ihren Füßen.
Sie dort wohlbehalten zu sehen half ihm mehr als alles
andere.
Sie hob den Kopf aus den Händen und wandte sich zu ihm um.
Er lächelte sie an, aber sie lächelte nicht zurück. Stattdessen senkte sie den
Kopf und blinzelte ihn an.
»Wenn du mich nicht sehen kannst, du faule Kuh, dann setz
deine verdammten Augengläser auf.«
Ihr Rücken streckte sich, und sie sah ihn finster an. »Ich
sehe dich perfekt, was bedeutet: so gut wie gar nicht.«
»Lässt du mich warten?«
»Bis ans Ende der Zeit.«
Gwenvael schob die Unterlippe vor und zitterte ein
bisschen. »Aber ich habe solche Schmerzen.«
»Bei aller Vernunft, hast du überhaupt kein Schamgefühl?«
»Kein bisschen.« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Jetzt
komm her.«
Sie setzte ihre Augengläser wieder auf, stand auf und ging
durch den Raum. Sie legte ihre Hand in seine, und er zog sie zu sich, bis sie
neben ihm kauerte.
»Geht es dir gut?« Jetzt neckte
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