Dragon Touch
Brief erreicht dich bei guter Gesundheit.
Ich weiß, ich hatte versprochen, inzwischen bei Gestur zu sein, aber es gab
noch eine Planänderung.‹«
Sigmar seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Verdammt.«
»A-ha!«, sagte seine Schwiegertochter, doch als alle sie
anstarrten, beruhigte sie sich wieder.
»Lies weiter«, forderte Sigmar den Diener auf.
»›Ich mache mich auf den Weg in den Süden, um Königin
Annwyl persönlich zu treffen. Ich hoffe, mindestens eine Legion mehr für dich
zu bekommen. Vielleicht zwei.‹«
»Verdammt, dieses Mädchen!«
»Sollten wir ihr nicht folgen?«, fragte sein Ältester,
während er einem der Dienstmädchen ein Zeichen gab, ihm mehr Essen zu bringen.
»Vor ein paar Wochen hätte ich Ja gesagt. Aber dieser
Mönch, Ragnar, ist vor zwei Tagen vorbeigekommen und hat mir gesagt, dass
Jökull unterwegs hierher ist. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste,
dass sie woanders ist. Selbst mit diesem« – er schnaubte – »mit dieser
Heulsuse.«
»Ich auch«, stimmte sein Sohn zu. »und hoffentlich
erreicht sie etwas bei der Verrückten Schlampe von Garbhán.«
»Also willst du es ihr durchgehen lassen, wenn sie dir
nicht gehorcht?«, schrie seine Schwiegertochter beinahe.
»Ruhe!« Er deutete auf den Diener mit dem Brief in der
Hand. »Lies zu Ende.«
»›Ich weiß, dass das nicht das ist, was du von mir hören
wolltest, aber du musst mir vertrauen, dass ich tue, was das Beste für unser
Volk ist.‹« Das wusste Sigmar schon. Daran hatte er keine Zweifel und würde
auch nie welche haben. »›Bitte sei vorsichtig und denk nach, bevor du
handelst.‹«
Sigmar und seine Söhne lachten, während der Diener
weiterlas.
»›Und Kikka hat es mit dem Stallmeister getrieben. Die Heulsuse
und ich haben sie dabei beobachtet, wie sie sich fast zwei Stunden lang
benommen hat wie eine Hure. Es tut mir leid, dass ich es dir auf diese Art
sagen musste, aber ich dachte, es wäre das Beste, wenn du es weißt. Deine
Dagmar.‹«
Der ganze Raum war verstummt, und alle, selbst die Diener,
starrten jetzt mit offenen Mündern seine Schwiegertochter an.
»Sie lügt!«, kreischte sie verzweifelt.
Doch keiner hatte irgendeinen Zweifel an der Wahrheit
dessen, was Dagmar geschrieben hatte, und Sigmar kannte sowohl seine Tochter
als auch seine Schwiegertochter gut genug, um zu wissen, dass er, wenn er danach
suchte, mehr als genug Beweise finden würde.
So ein
dummes Ding , dachte Sigmar, als er aufstand und seine
Lieblingsstreitaxt aufnahm. Er würde es seinem Ältesten überlassen, mit seiner
Frau fertig zu werden, während er sich um den Stallmeister kümmerte.
Als er in den Hof hinausging, elf seiner Söhne hinter
sich, musste er allerdings grinsen und fragte sich: Hat dieses dumme Ding wirklich geglaubt, sie könne sich
mit Der Bestie anlegen – und gewinnen?
17 »Dagmar!«
Sofort setzte sich Dagmar aufrecht hin, riss die Augen auf
und schrie: »Ich lüge
nicht!«
Der große Drache unter ihr seufzte. »Wach auf, du
Schlafmütze. Wir sind fast zu Hause.«
Sie gähnte und streckte sich, rieb sich mit den Händen
übers Gesicht, und grub dann in ihrem Tornister nach ihren Augengläsern. Sie
hatte sie eine Stunde nach Beginn ihres Rückfluges abgesetzt. Zu viele Male war
der Drache im Sturzflug geflogen, oder hatte sich mitten im Flug zur Seite
gedreht, und Dagmar hatte festgestellt, dass sie, wenn sie sich an seine Mähne
klammerte, als hinge ihr Leben davon ab, nicht auch noch gleichzeitig ihre
Augengläser festhalten konnte.
Sie setzte sie ordentlich auf, achtete darauf, dass sie sicher
saßen, und sah sich um. »Es ist schön hier«, sagte sie schließlich. Alles war
voll üppigem Grün und Bäumen mit dicken Blättern.
»Ja. Fast so schön wie ich.«
Die Hände fest in seiner Mähne, beugte sich Dagmar ein
wenig vor und schaute auf einen der vielen Seen hinab, die das Land übersäten.
»Was ist dort los?«
Der Drache blickte nach unten. »Bei den Göttern, sie haben
den alten Mistkerl tatsächlich überredet. Halt dich fest!«
Sie brachte nur ein kurzes Kreischen heraus, bevor sie
scheinbar direkt auf den See und die Drachen dort unten zustürzten. Noch
furchterregender war der dunkelbraune Drache, der direkt auf sie zusteuerte.
Sie schienen auf Kollisionskurs zu sein, und Dagmar konnte nichts tun außer die
Zähne zusammenzubeißen und sich darauf vorzubereiten, sich mit einem Sprung in
den See zu retten. Natürlich würde sie bei einem Aufprall aus
Weitere Kostenlose Bücher