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Dragon Touch

Dragon Touch

Titel: Dragon Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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dabei. Wie man es ihn
gelehrt hatte, riss er meinen Vetter zu Boden und hielt ihn dort an der Kehle
fest, während er auf meinen nächsten Befehl wartete.« Sie hielt inne und nahm
noch einen Schluck Wein. »Mein Vetter flehte mich an, ihn zurückzurufen. Da
standen auch schon mein Vater und meine drei ältesten Brüder hinter mir, die
von den Dienern gerufen worden waren. Ich sah meinen Vater an und sagte: ›Ich
sollte es nicht tun.‹ Er antwortete: ›Aber als Nordländerin wirst du es tun,
das wissen wir alle.‹ Ich wusste, was von mir erwartet wurde, also tat ich es.«
Sie schluckte hart. »Ich gab das Kommando, und mein Hund … gab ihm den Rest. Am
nächsten Tag schickte mein Vater seine Überreste zurück zu meinem Onkel, mit
einer Botschaft, in der stand: ›Ein kleines Geschenk von Der Bestie.‹«
    »Und dieser Onkel war Jökull?«
    Sie nickte. »Und es war Jökulls Lieblingssohn. Nicht lange
danach war die Belagerung, bei der die Frau meines Bruders ums Leben kam.«
    »Du gibst dir die Schuld.«
    »Manchmal. Ich kann nicht anders, ich frage mich immer
wieder, wo wir heute stünden, wenn ich nur einen anderen Befehl gegeben hätte.«
    »Für solche Gedanken ist es zu spät. Sie helfen nicht.
Übrigens mache ich mir keine Gedanken darüber, was ich hätte tun sollen. Ich
mache mir nur Gedanken darüber, was ich jetzt tue.«
    »Ja. Das klingt ganz nach dir.«
    Er stand auf. »Na, komm. Wir müssen uns fertig machen.«
    »Du hast immer noch vor, mich in den Süden zu bringen?«
Sie streckte die Hand aus, und er nahm sie und zog sie mühelos auf die Beine.
»Erscheint mir unklug.«
    »Vielleicht. Wir werden sehen.« Doch das glaubte er nicht.
Nichts hatte sich je zuvor in Gwenvaels Leben richtiger angefühlt, als Dagmar
Reinholdt mit in die Dunklen Ebenen zu nehmen.
    »Ich muss meinem Vater noch einen Brief schreiben, bevor
wir gehen.« Sie wischte sich mit beiden Händen den Schmutz von der Rückseite
ihres Kleides und grinste dieses boshafte kleine Grinsen, das ihm so gefiel.
»Und ich glaube, ich könnte deine Hilfe beim Formulieren gebrauchen.«
    Sigmar schaufelte sich Essen in den Mund und ignorierte
seine Schwiegertochter komplett. Seit Dagmar mit dem Drachen weggegangen war,
wurde die Frau seines ältesten Sohnes immer unmöglicher.
    Es war nichts Neues, dass sie seine Tochter hasste, aber
sie musste sich damit abfinden, dass sie nicht die geringste Chance gegen Die
Bestie hatte. Das hatten wenige.
    »Ich will doch nur sagen, dass eine Hochzeit zwischen ihr
und Lord Tryggvi sehr gut für dich wäre.«
    »Ach ja?«, fragte Sigmar und legte seinen Löffel hin. »Was
weißt du über ihn?«
    »Er ist der Herrscher von Spikenhammer und ein
ausgezeichneter Krieger.«
    »Das ist allerdings wahr. Was noch?«
    »Was noch? Na ja, ich weiß, dass seine Mutter …«
    »Seine Mutter? Was geht mich seine Mutter an? Ich meine,
was ist mit ihm? Welche Götter verehrt er?«
    »Ich weiß es nicht. Wen interessiert das?«
    »Dich sollte es interessieren. Was ist, wenn er Götter
verehrt, die Opfer verlangen? Menschenopfer«, sagte er, bevor sie Ochsen oder
Hirsche nennen konnte. »Wie geht er mit Verbrechen in seiner Stadt um? Welche
Art von Exekutionen führt er durch? Glaubt er an Folter? Und wenn ja, an welche
Art?«
    Ihr Mund öffnete und schloss sich mehrmals, aber sie hatte
keine Antworten.
    »Das ist der Unterschied zwischen euch beiden.« Er sah
seine Söhne an, die alle herzhaft aßen, bevor sie zum Training gingen. »Nicht
wahr?«
    Sie grunzten zustimmend mit vollem Mund.
    »Du kennst diese Antworten nicht, Mädchen, aber sie würde sie
kennen. Sie würde verdammt sicher nicht mit so einer halb garen Idee
daherkommen. Sie hätte die Fragen schon gestellt und die Antworten herausgefunden.«
Er hämmerte sich mehrmals mit dem Finger gegen die Schläfe. »Weil sie denkt . Was man von
dir nicht gerade sagen kann.«
    Sie sah Sigmars Ältesten an. »Willst du zulassen, dass er
so mit mir redet?«
    »Nur, wenn er recht hat. Und er hat recht.«
    »Mylord.« Einer der Diener kam hereingestürmt. Es war
derjenige, der am engsten mit Dagmar zusammenarbeitete und der viele ihrer
Aufgaben übernommen hatte, während sie fort war. Er war schlauer als die
meisten, fürchtete Sigmar aber genug, um nichts zu überstürzen. »Noch eine
Botschaft von Lady Dagmar. Sie scheint fast drei Tage alt zu sein.«
    »Lies vor«, befahl Sigmar ihm.
    Rasch öffnete er die versiegelte Rolle und begann:
»›Liebster Vater. Ich hoffe, dieser

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