Dragon Touch
ein Stück fritiertes Irgendwas und schmolz in ihrer Badewanne fast
dahin, so köstlich schmeckte es.
»Gwenvael hat dir nicht erzählt, wer Fearghus ist, oder?«
»Er ist Annwyls Gemahl.«
»Und unser Bruder.«
Dagmar schluckte ihr Essen. »Also ist er ein …«
»Ja.«
»Aber Annwyl ist …«
»Ja.«
»Wie ist das möglich?«
»Noch einmal«, sagte Morfyd geduldig: »Es ist sehr
komplex. Wenn wir auf die Geschichte zurückblicken und zum Beginn des …«
»Der Gott Rhydderch Hael hat mein Innenleben
durcheinandergebracht.«
»Götterverdammt,
Annwyl!«
»Du brauchst immer so verdammt lang!«
»Bevor ihr aggressiv werdet«, schaltete sich Dagmar
leichthin ein, »sollten wir uns vielleicht über die Tunnel unterhalten, von
denen ich euch erzählt habe?«
Morfyd musterte sie gründlich und fragte: »Stört es dich
nicht?«
Sie wusste, dass sie nicht die Tunnel meinte. »Was soll
mich stören?«
»Die bald stattfindende unheilige Geburt von Annwyls
Brut?«
»He!«, protestierte Annwyl.
»Wie bitte?«, fragte Dagmar, bevor sie sich noch eine
Köstlichkeit in den Mund schob.
»Nichts für ungut, Dagmar, aber bisher hat noch jeder
Mensch, der ohne die nötige Vorgeschichte von Annwyls Schwangerschaft gehört
hat, Annwyl recht schnell als Hure bezeichnet und ihre Kinder als Dämonen. Aber
dir scheint das egal zu sein.«
»Trage ich ihre Kinder aus?«, wollte Dagmar wissen, während sie sich die Finger ableckte.
Morfyd hob eine weiße Augenbraue. »Nicht, dass ich
wüsste.«
»Dann, um meinen Vater zu zitieren, interessiert mich das
einen Schlachtenscheiß.«
Annwyl prustete heraus, was sie sich gerade in den Mund
gesteckt hatte und traf Morfyd damit im Gesicht.
»Ich mache mir hingegen durchaus Sorgen um diese Tunnel,
also konzentrieren wir uns doch darauf.«
Gwenvael streckte die Beine aus und wackelte mit den
Zehen. »Ich bin so erschöpft. Diese ganze blöde Fliegerei.«
»Nicht einschlafen«, sagte Briec, der gemütlich neben ihm
saß. »Du musst heute Abend zum Essen kommen, sonst machen dir die Tanten ewig
Vorwürfe.«
»Muss ich?«
»Jammer nicht«, blaffte Fearghus, der neben Briec saß.
»Und ja, du musst. Du musst zumindest unseren Nordland-Gast unterhalten. Und
ich habe immer noch nicht gehört, warum du sie hergebracht hast.«
»Weil dieser Blitzdrache sie hierhaben will, und solange
ich nicht herausgefunden habe, warum – bleibt sie hier.«
»Du willst sie doch nur vögeln.«
»Ja«, zischte er Briec an. »Aber das ist nicht alles. Sie
ist extrem schlau und hat einen herrlichen Sinn für Boshaftigkeit, den ich
wirklich sehr zu schätzen weiß.«
»Und du willst sie vögeln.«
Er seufzte. »Ist es zu viel verlangt, dass meine Brüder
auch mal an etwas anderes denken?«
»Sei vorsichtig, Gwenvael«, warnte Fearghus. »Sie war
zwanzig Jahre lang mit Olgeirs Sohn befreundet.«
»Sie wusste es nicht.«
»Das sagt sie. Aber letzten Endes darfst du nicht vergessen,
dass sie immer eine Nordländerin war und es auch immer bleiben wird. Sie leben
nach anderen Regeln als wir.«
»Ich weiß. Sie haben einen Kodex. Wie kommt es, dass wir
keinen Kodex haben?«
»Wir können dich nicht einmal dazu bringen, die allgemeinen
Regeln des Anstands einzuhalten … wie sollen wir dann einen Kodex durchsetzen?«
»Gutes Argument.« Gwenvael blickte von einem Bruder zum
anderen. »Noch einmal?«
Sie nickten zustimmend.
»Also gut. Auf drei. Eins, zwei … drei! «
Alle drei standen gleichzeitig auf und ließen sich sofort
wieder fallen, sodass sie noch einmal auf Éibhears Rücken krachten. Er jaulte
vor Schmerz auf und versuchte erneut, sich unter ihnen herauszuwinden.
»Ihr
seid alle Mistkerle!«
»Jammer nicht!«, schalt ihn Gwenvael. »Gib einfach zu,
dass du verrückt bist nach Iz …«
»Halt
die Klappe!«
Dagmar zog den viel zu großen, aber herrlich weichen
Morgenrock über und knotete den Gürtel in der Mitte. Sie nahm noch ein Glas
Wein von Morfyd und ließ sich in den Sessel fallen, den Annwyl frei gemacht
hatte. »Danke.«
»Sehr gerne.« Morfyd studierte noch einmal die Karten, die
Dagmar ihr gegeben hatte. »Die gebe ich Brastias. Vielleicht kann er herausfinden,
wo all diese Linien hinführen. Oder mein Bruder Éibhear. Er kann sehr gut mit
Karten umgehen.«
»Ich werde helfen, so gut ich kann«, versprach sie.
Morfyd blickte von ihren Notizen auf. »Sag mal, Dagmar,
redest du mit Gwenvael?«
»Ja.«
» Vollständige Gespräche?«
»Ja.«
»Und er interessiert
Weitere Kostenlose Bücher