Dragur und das Geheimnis der Schmugglerhöhle (German Edition)
tot noch lebendig.“
Dragur hielt die Fackel höher, so dass sie besser sehen konnten. In einer Ecke lagen kleinere Äste und getrocknete Gräser, und es sah aus, als wäre hier einmal ein Drachennest gewesen. Doch das musste lange her gewesen sein, denn alles war von einer dicken Staubschicht bedeckt und hatte schon lange niemandem mehr als Bett gedient.
„Aber er war hier!“ Dragurs Herz klopfte wild. „Er war hier und ….!“
„Das hat ja auch niemand bestritten. Natürlich war er hier. Er war hier! Doch nun ist hier niemand mehr – und wir sollten schleunigst einen Weg nach Hause finden.“ Er sah Dragur mit festem Blick an und seine Stimme duldete keinen Widerspruch, als er fortfuhr:
„Während du hier herumgekrochen bist, habe ich mir die Höhle noch einmal genau angesehen. Es gibt dort einen Gang, den wir ausprobieren sollten. Er ist breit und die Luft ist gut, er muss also irgendwo nach draußen führen.“
Skips Vorschlag war verlockend. Auch Dragur wollte eigentlich nur noch nach Hause, ganz gleich, wie viel Ärger es auch geben würde. Andererseits … Er betrachtete das Ende der schweren Kette und stellte sich vor, sie um seinen Hals zu spüren. Was musste dieser Billor durchgestanden haben, allein mit den Zweibeinern und ohne Hoffnung auf Rettung? Ob er Angst gehabt hatte? Dragur schüttelte sich bei dem Gedanken, mit einer Kette um den Hals in einer Höhle zusammen mit Zweibeinern eingesperrt zu sein. Ganz allmählich begann er zu begreifen, warum die Drachen so sehr darauf aus waren, keinen Kontakt zu den Zweibeinern zu haben. Und obwohl es schon lange nicht mehr zu einem Zusammenstoß zwischen ihnen und den Drachen gekommen war, verstand er nun, warum bis heute jeden Tag Spähtrupps losflogen, um nach ihren Schiffen Ausschau zu halten. Es schien einfach besser zu sein, sie nie wieder auf die Insel zu lassen. Er stieß die Kette mit einem Fuß an. Sie klirrte leise.
„Könntest du dir vorstellen, so leben zu müssen? Angekettet in einer dunklen, staubigen Höhle und nur die fiesen Zweibeiner um dich herum?“
Er sah Skip nachdenklich an. Dieser schüttelte den Kopf.
„Nein, und ich bin froh, dass wir noch nie einen von ihnen gesehen haben. Aber ich glaube, unsere Eltern werden uns auch anketten, wenn wir nicht endlich nach Hause gehen.“
„Skip, ich kann jetzt nicht gehen. Ich will herausfinden, was mit diesem Drachen geschehen ist. Und ich …“
„Nein, Dragur, wir gehen heim!“
Skip drehte sich um und ging zurück zur Höhle mit all den Schätzen, die die Piraten vor langer Zeit erbeutet und hierher gebracht hatten.
Dragur sah zwischen Skip und der Kette hin und her. Dann folgte er dem Freund. Wahrscheinlich war es wirklich am besten, sie suchten einen Weg, der sie nach Hause bringen würde. In der großen Höhle sahen sich die Drachenjungen noch einmal um. So viele Schätze, so viel leuchtendes, blinkendes Zeug, aber was hatte es den Piraten genützt? Nun lag es hier herum, die Zweibeiner waren lange fort und ihre Schiffe lagen versenkt auf dem Meeresgrund. Und für all das hatten Billor und die anderen Drachen ihr Leben lassen müssen. Dragur seufzte. Dann nahmen sie den breiten Gang in Augenschein, den Skip gefunden hatte und der sie in die Freiheit und zurück zum Lager führen sollte. Er war groß genug, um auch erwachsene Drachen durchzulassen, und die Erde bestand aus weichem Sand.
„Das ist bestimmt der Gang, den unsere Vorfahren benutzt haben, um den Höhleneingang da hinten zu verschließen.“, meinte Skip und hatte es mit einem Mal sehr eilig. Er nahm sich eine der knisternd brennenden Fackeln von der Wand und ging als erster hinein. Erstaunt folgte Dragur ihm. Skip war doch sonst nicht so mutig.
Skip aber wollte nur noch aus diesen unheimlichen Höhlen hinaus. Es gruselte ihn vor all den dunklen Seitengängen und engen Löchern, die Dragur ja immer unbedingt auskundschaften musste. Ständig musste er sich an im Weg stehenden Felsbrocken vorbeizwängen oder stieß sich den Kopf. Sein Magen grummelte vor Hunger und gegen frisches Wasser hätte er jetzt auch nichts gehabt. Nein, er wollte nur noch raus hier, zurück ins Lager und sich einen der fetten Fische fangen, die so zahlreich im Ozean herum schwammen. Er wollte den Mond sehen und morgen früh die Sonne, er wollte in die Schule gehen und mit den anderen nachmittags am heißen Strand liegen. Das war es, was er wollte. Stattdessen krabbelten sie in diesem dunklen Höhlenlabyrinth herum und wussten
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