Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Sadowski. »Es ist nicht weit von hier. Sie verlassen Bomlitz in Richtung Walsrode. In Uetzingen zweigt eine Straße rechts ab. Dieser Straße folgen Sie, bis Sie nach etwa zwei Kilometern links den Teich sehen. Rechts befindet sich ein Parkplatz für Wanderer. Sie können die Stelle eigentlich nicht verfehlen. Wenn Sie einen Bahnübergang überqueren, sind Sie zu weit gefahren. Der Teich befindet sich etwa einen Kilometer davor. Man muss nur die Augen aufhalten. Wollen Sie dorthin fahren?«, fragte Sadowski.
»Was würden Sie denn tun?«, fragte Hermann van Eyck zurück.
»Ich weiß es nicht«, sagte Sadowski. »Dieser Drauschner ist schon eigenartig. Wenn man sich treffen will, kann man das auch woanders tun, oder? Mir käme jedenfalls nicht die Lichtung an dem Teich in den Sinn.«
»Einen Friedemann Drauschner gibt es nicht«, warf Wanninger ein. Er schlürfte nachdenklich seinen Kaffee.
»Drauschner gibt es gar nicht?«, staunte Sadowski. »Dann gibt es doch gar keine Diskussion. Warum sollten Sie sich an dieser merkwürdigen Stelle mit einem Unbekannten treffen wollen?«
»Trifft man dort auf Spaziergänger?«, fragte Wanninger. »Kann man um diese Zeit dort gewöhnlich mit welchen rechnen?«
»Der kleine Parkplatz auf der anderen Seite des Teiches ist bei schönem Wetter häufig gefüllt«, meinte Sadowski. »Es gibt dort etliche Wanderwege, die in unterschiedliche Richtungen führen. Aber es ist Sonntagabend. Gewöhnlich gehen um diese Zeit nicht mehr viele spazieren. Der Weg in die Lichtung führt nach rund 200 Metern an eine Forstschranke. Dahinter geht es noch ein Stück weiter bis ins Moor. Dort kann man nicht weiter. Deshalb wird der Weg nicht häufig benutzt. Letztlich ist es eine Sackgasse. Liebespaare gehen manchmal dorthin. Es gibt einige nette Flecken, wo man ungestört ist.«
Sadowski sah van Eyck verwundert an.
»Sie wollen doch nicht ernsthaft dorthin?«
»Warum nicht?«, fragte van Eyck betont gelassen. »Wer auch immer Sie angerufen hat, Herr Sadowski: So ganz geheim sollte es wohl nicht sein, oder was denken Sie?«
»Sie wollen da hin, Herr van Eyck?«, staunte Wanninger.
»Was haben Sie dagegen, Herr Wanninger?«, konterte van Eyck ruhig. »Wir sind doch ganz auf Ihrer Spur. Sie sollten Ihrer Fährte folgen, statt sie zu hinterfragen. Vielleicht lüften wir gleich das große Geheimnis der seltenen Erden bei ThyssenKrupp.«
»Wenn es so ist, wie ich befürchte, werden Sie dort nichts Gutes erwarten können«, beharrte Wanninger.
»Ich sagte doch, Herr Wanninger: So schlimm wird es schon nicht werden, denn sonst hätten wir die geheimnisvolle Botschaft sicherlich anders erfahren als über diesen Anruf.«
Er lächelte entschuldigend und beobachtete, wie Wanninger seine Provokation aufnahm, doch der ignorierte van Eycks Anwurf.
»Du erwartest nicht, dass ich in dieses Waldstück gehe«, schaltete sich erstmals Anne van Eyck ein.
Ihr Mann behielt weiterhin Wanninger im Visier.
Doch der Journalist wehrte ab. »Drauschner will Anne van Eyck treffen. Also sollte zumindest eine Frau hingehen, selbstverständlich nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen.«
»Größte Vorsichtsmaßnahmen«, wiederholte Hermann van Eyck höhnisch. »Wie stellen Sie sich das denn vor, Herr Wanninger?«
»Sie begleiten Ihre Frau«, schlug der Journalist vor.
»Nein!«, widersprach Hermann van Eyck entschieden. »Anne wird gar nicht hingehen. Und auch nicht in meiner Begleitung. Wir sind nicht lebensmüde.«
»Dann gehe ich eben selbst«, sagte Wanninger.
»Und warum?«, forschte van Eyck nach. Er strich über sein Kinn und musterte ungerührt den Journalisten.
»Weil wir ihn dort treffen werden«, war sich Wanninger sicher.
»Also müssen wir doch nicht mit dem Schlimmsten rechnen«, bohrte Hermann van Eyck nach. »Gerade waren Sie noch anderer Ansicht.«
Wanninger fuchtelte mit den Händen. »Ich verstehe Ihre Aggression nicht, Herr van Eyck!«
Sascha Sadowski schenkte Kaffee nach, doch die Geste wirkte hilflos. Er spürte, dass hinter der Figur des Herrn Drauschner eine Gefahr zu lauern schien, die er bisher nicht wahrgenommen hatte.
»Ich gehe davon aus, dass der Anrufer sich per Handy gemeldet hat«, sagte Marie und wandte sich an Sadowski. »Haben Sie seine Handynummer erkennen können?«
»Nein, er rief mit unterdrückter Nummer an.«
»War es die Stimme des Mannes, der Sie hier am 16. Dezember besucht hat?«, fragte Hermann van Eyck.
Sascha Sadowski zuckte mit den Schultern. »Ich habe ja
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