Drahtzieher - Knobels siebter Fall
tasteten sich vor und sahen zurück. Hinter der Schranke, etwa 200 Meter weit entfernt, standen Marie, Stephan und Anne van Eyck. Vor ihnen lagen noch rund 100 Meter, dann hatten sie den Waldsaum erreicht. Dahinter breitete sich die anschließende Moorfläche im abendlichen Gegenlicht aus. Sie gingen noch einige Schritte und entdeckten nichts Außergewöhnliches. Die tanzenden Mücken zeugten von dem nahen Feuchtgebiet. Es war still.
»Ich glaube, wir sollten umkehren«, meinte Hermann van Eyck und beobachtete Gisbert Wanninger aus den Augenwinkeln. »Was meinen Sie?«
»Es sieht nicht wirklich danach aus, dass wir hier jemanden treffen«, bestätigte Wanninger. Er blickte zurück. »Außerdem entfernen wir uns zu weit von den anderen.« Er blieb stehen. »Und in das Moor möchte ich, ehrlich gesagt, nicht«, fügte er an.
»Nach Sadowskis Beschreibung und der Karte endet der Weg dahinten sowieso«, erwiderte Hermann van Eyck. »Kehren wir also um?«
Wanninger nickte.
Sie gingen gemächlich, wie sie gekommen waren, zurück, schauten wieder nach rechts und links, doch sie konnten nichts Auffälliges entdecken.
»Ich denke, hier ist und war nichts«, kommentierte Hermann van Eyck, als sie wieder auf die anderen trafen.
Stephan rief von seinem Handy bei Sascha Sadowski an, um sich zu erkundigen, ob sich Drauschner dort noch einmal gemeldet habe, doch der verneinte.
»Also geht es unverrichteter Dinge wieder zurück«, stellte Anne van Eyck fest. Sie lächelte unschlüssig. »Was halten Sie von der Sache, Herr Wanninger?«
Der Journalist verzog keine Miene. »Ich weiß es nicht, Frau van Eyck. Ich wünschte, ich wüsste mehr.«
Sie stiegen in die Autos. Wanninger quetschte sich wieder auf die Rückbank in Stephans Wagen, Marie und Stephan tauschten die Plätze. Zurück wollte sie fahren.
Wanninger war auf der Rückfahrt so schweigsam wie auf der Hinfahrt. Kurz hinter Hannover überholten die van Eycks Stephans Wagen. Er bemerkte das Fahrzeug hinter ihnen, als Hermann van Eyck zweimal kurz hintereinander mit der Lichthupe aufblendete. Dann zog das andere Auto an ihnen vorbei. Anne van Eyck winkte aus dem Beifahrerfenster Marie zu, und ihr Mann rief kurz über Handy durch. Weder die van Eycks noch Marie und Stephan oder Gisbert Wanninger wussten die merkwürdigen Ereignisse in Bomlitz zu deuten. Dann verschwand das Auto der van Eycks vor ihnen in der einbrechenden Dunkelheit.
Marie fuhr mit mäßigem Tempo. Sie und Stephan hatten gerade Wanninger an seiner nicht weit von seinem Büro gelegenen Wohnung im Dortmunder Kreuzviertel abgesetzt, als sie einen verzweifelten Anruf von Anne van Eyck erhielten. Sie war mit ihrem Mann soeben auf dem heimatlichen Hof nahe Dorsten angekommen und musste das Unfassbare feststellen: Es war abermals in Liekes Wohnung eingebrochen worden, dazu noch in das Büro der Unternehmensberatung van Eyck und in deren Privatwohnung. Marie versprach, sofort zu kommen, und als sie mit Stephan rund eine Dreiviertelstunde später auf dem Hof ankam, durchsuchten Polizeibeamte das Grundstück und sicherten Spuren in den verwüsteten Räumen.
»Mir ist jetzt klar, warum wir nach Bomlitz gelockt wurden«, hauchte Hermann van Eyck matt. »Wir haben den Tätern mit unserer Fahrt dorthin bis zu unserer Rückkehr kalkulierte sechs bis sieben Stunden Zeit gegeben. Das ist sonnenklar.«
Er begann, aufgebracht und ziellos über das Hofgelände zu gehen, dessen Vorderseite nun von Stativscheinwerfern ausgeleuchtet wurde. Ein Beamter bat Hermann van Eyck, nicht weiter umherzulaufen, um etwaige Spuren nicht zu beschädigen.
»Wo ist Ihre Frau?«, fragte Marie.
Herr van Eyck deutete auf einen Pkw, der an der Hofzufahrt parkte. Als Marie sich in das Fahrzeug beugte, zitterte Anne van Eyck. Ihr Gesicht war tränennass.
»Es ist viel zerstört worden«, flüsterte sie. »Es kann uns die Existenz kosten. Ich habe nur mit einem Blick die Verwüstung im Büro gesehen. Unsere Kunden wird nicht trösten, dass es Einbrecher waren, die unsere Arbeit vernichtet haben. Weg ist weg. – Und dann das Chaos in unserer und in Liekes Wohnung. Kein Vergleich zu dem ersten Einbruch Anfang März.«
»Sie haben der Polizei von Ihrem Verdacht erzählt?«, erkundigte sich Stephan, der hinter Marie getreten war.
»Natürlich«, sagte sie, »ich habe auch gesagt, dass es einen Zusammenhang mit dem ersten Einbruch geben dürfte.«
»Wie konkret haben Sie von Ihren Vermutungen berichtet?«, fragte Stephan weiter.
»Ich weiß
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