Drake (German Edition)
uns im Innern befinden. Außerdem passen wir nicht alle in die Schleuse.«
»Rest! Ich bin kein Rest«, fauchte Vic.
Trotz seiner Anspannung musste Verotroicx lächeln. Vic war wirklich etwas Besonderes. Irgendwie schien sie keine Nerven zu besitzen. Sogar ihr Baseballschläger hing an ihrem Gürtel.
Im Innern des Schiffes war es dunkel. Scott Cohen stand mit leuchtenden Helmscheinwerfern an einem Frame an der Wand. »Sieht so aus, als hätte jemand ganz bewusst den Saft abgedreht. Der Reaktor ist okay, er läuft im Ruhestand. Logisch, sonst würde der MOSES auch keine Schwerkraft produzieren.« Er zog einen kleinen Codegeber aus der Außentasche seines Raumanzuges und aktivierte gleichzeitig seinen eigenen Frame. Dann schob er den Codegeber in eine passende Öffnung neben dem Frame in die Wand. Auf dem Frame erschienen einige Zahlenreihen, die aber gleich wieder verblassten. Anschließend begann die Umrandung des Frames gelblich zu leuchten. Kurz darauf gingen die Lichter im Schiff an.
»Merkwürdig, George baut lediglich einen Basic-Status auf«, sagte Scott Cohen. »Also hat hier tatsächlich jemand etwas manipuliert. Ich könnte einen Multiplex zur Unit Eleven herstellen und George mit einem neuen Guide-Programm versehen, dann wäre alles wieder in Ordnung.«
»Warte noch damit!«, meinte Verotroicx. »Lass uns erst nachsehen, was hier passiert ist. Die Grundversorgung läuft jetzt scheinbar einwandfrei. Auch die Luft ist laut den Anzeigen atembar.« Er öffnete seinen Helm und schnüffelte vorsichtig. »Riecht ein bisschen matschig, ist aber ansonsten in Ordnung. Die Klimaanlage scheint auch anzulaufen, ich spüre einen frischen Windzug.«
Scott Cohen klappte ebenfalls seinen Helm zurück und deutete anschließend auf seinen Frame. »Hier im Schiff sind zwei Frames aktiv. Der von Tamini und der von einem Besatzungsmitglied namens McCoy. Tamini hält sich demnach im Zentrum nahe der Anlage von MOSES auf und McCoy befindet sich auf der Brücke. Die anderen Besatzungsmitglieder sind entweder nicht hier oder sie haben ihre Kommunikationssysteme komplett abgeschaltet.« Er sah Verotroicx einen Moment lang nachdenklich an.
»Tamini! Können Sie mich empfangen?«, rief er anschließend laut, nachdem er über seinen Frame eine Verbindung hergestellt hatte. »McCoy?«
Es blieb alles still. Keine Antwort.
Sie erschraken beide, als sich stattdessen Victoria Lacey meldete, die alles mitgehört und natürlich auch die Übertragungen der mobilen Scans gesehen hatte.
»Was ist jetzt? Können wir reinkommen?«
»Positiv. Kommt rein!«, antwortete Verotroicx. »Scott und ich sehen nach Tamini, du und Katrin, ihr geht zu McCoy auf die Brücke.«
»Typisch, Prominenz zu Prominenz, Angestellte zu Angestellte, so war es immer und so wird es immer sein!«
»Richtig erkannt«, bestätigte er, ohne sich über die flapsige Antwort zu ärgern. Hoffmann würde ihm einiges erzählen, wenn er sich nicht persönlich um den Eigner der größten Werft im Sonnensystem kümmern würde.
Die beiden von der MED grinsten verlegen, auch wenn ihnen die Situation nicht ganz geheuer vorkam. Verotroicx ging es nicht viel anders.
Wortlos wartete er, bis die anderen aus der Schleuse kamen.
»Gut, noch einmal, damit es auch wirklich jeder verstanden hat: Scott Cohen und ich, ein MED -Team, wir gehen ins Zentrum zu Tamini. Katrin Gauthier und Victoria Lacey, ein MED -Team, ihr geht auf die Brücke zu McCoy. Die Raumanzüge behalten wir an. Alle Frames aktivieren, damit wir in Verbindung bleiben.«
Seine Anweisungen waren hauptsächlich für das Protokoll gedacht. In der Unit Eleven verfolgten bestimmt 3000 Augenpaare jeden ihrer Schritte. Wenigstens hatte Vic dieses Mal ihre Klappe gehalten und keinen Kommentar zu seinen einfachen Anweisungen gegeben. Er hoffte darauf, dass das weiter so blieb.
Mit vorsichtigen Schritten ging er den Gang entlang, oder besser gesagt, hinauf. Die Timeless war um ein fast baugleiches MOSES -Aggregat wie das in der Unit Eleven konstruiert. Durch die geringeren Ausmaße des Schiffes ergab sich ein kürzerer Radius, der die Konstrukteure veranlasste, die Räume auf der Basis eines Oktaeders zu planen. Dadurch wurden die Gravitationskanten flacher und die Schwerkraft wirkte fast überall in einem schrägen Winkel. Auch durch den ungehinderten Blick auf die abgeknickte Deckenkonstruktion des Oktaeders vermittelte der Gang rein optisch einen leichten Anstieg, ganz gleich, in welche Richtung man sich bewegte.
Eine
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