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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. D. Klein
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werden.
    »Vic, ich habe keine Ahnung, aber ich fürchte, wir müssen nehmen, was kommt. Mitgegangen, mitgefangen.« Er hatte absichtlich laut gesprochen, um bei Sternbergs Truppe vielleicht eine Reaktion auf dieses Thema auszulösen, aber seine versteckte Kritik löste noch nicht einmal ein bedauerndes Schulterzucken aus.
    »Eine schwache Peilung im gelben Spektrum, 62 Grad!«, verkündete Khartum. »All-Array aktiviert …« Sie machte eine vorwurfsvolle Pause und bewies damit eine kleine Prise Humor. »… und Nachführung eingeklinkt. Das Objekt ist fast nicht auszumachen und kommt sehr schnell heran. Es überholt uns … jetzt. Hat uns in diesem Moment passiert. In einer Entfernung von 1,2 Parsec. Ziemlich nahe. Die Auswertung läuft.«
    Auf seinem Frame beobachtete Verotroicx den von George technisch verlangsamten Vorbeiflug von Pearl. Die optisch aufbereiteten Bilder des Systems glichen einer riesigen eiförmigen Seifenblase, die rhythmisch ihre Form veränderte. Es war schwer vorstellbar, dass dieses zerbrechliche Gebilde ein ganzes Sonnensystem beinhalten sollte.
    »Unglaublich!«, rief Werfel aus. »Die Außensphäre schwingt durch die Beschleunigung vor und zurück. Gleichzeitig entsteht dadurch eine Rotation der Sphäre. Es müssen ungeheuer komplexe Kräfte in der dünnen Hülle herrschen. Es ist mir unerklärlich, wie man sie stabil halten kann.« Er sauste zurück an seine Konsole und war bald von zahlreichen Frames umgeben.
    »Die Geschwindigkeit von Pearl ist über 60 % höher als die der Timeless«, las Khartum die Werte ab. »Wir beginnen jetzt zu beschleunigen. Die Angleichung dauert etwa elf Stunden. Danach bringen wir uns mit einem kurzen Durchgang an Pearl heran.«
    Die Versammlung vor dem großen Frame löste sich auf. Sternberg kam an den Tisch von Verotroicx und sagte, ohne ihn anzusehen: »Ein historischer Moment steht in wenigen Stunden bevor. Sie dürfen sich glücklich schätzen, dabei zu sein. Das erste Mal in einer jahrtausendealten Geschichte trifft die Menschheit auf eine gleichwertige Rasse. Ein wahrlich historischer Moment.« Er tippte kurz auf den Tisch und verließ die Zentrale.
    Verotroicx konnte nur noch den Kopf schütteln, während Victoria Lacey Sternberg anscheinend gar nicht wahrgenommen hatte.
    »Echsen«, meinte sie. »Ich wette, dass es Echsen sind, die uns den Kopf wegpusten. Mit Strahlengewehren, die ihnen aus der Hand herauswachsen.«
    »Deine Phantasie lässt nach. Eine Rasse mit dieser großartigen Technologie gibt sich bestimmt nicht mit Strahlengewehren ab. Wahrscheinlich polen sie dich um und du wirst die erste schwarze Echsenfrau in ihrem Reich werden. Mit einem Baseballschläger in der Hand.«
    Sie sah ihn mit großen und ungläubigen Augen an.
    Er grinste und sagte: »War ein Scherz. Komm, wir gehen zu Werfel rüber. Ich will wissen, was er über die ganze Sache denkt.«
    Werfel beachtete sie nicht, als sie vor seiner Konsole erschienen.
    Mittlerweile schwebten beinahe ein Dutzend Frames um ihn herum.
    Verotroicx blieb mit Vic einfach neben der Konsole stehen.
    »Was wollen Sie von mir, Verotroicx?«, fragte Werfel schließlich.
    »Mich würde interessieren, was Sternberg vorhat, ich meine, wie will er in die Seifenblase hineinkommen?«
    »Mein Gott, das liegt doch auf der Hand. Die Timeless führt einen kurzen Durchgang durch und ist drin!«
    »Einfach so? Blind? Ohne zu wissen, wo sich Sonne und Planeten befinden?«
    »Was glauben Sie, womit ich mich hier beschäftige? Direkt hineinsehen können wir nicht, das System ist perfekt getarnt. Ich schätze mal, in ein paar Jahrhunderten wird Pearl vollkommen unsichtbar sein. Ich versuche, an Hand der wenigen Daten, die wir von Pearl besitzen, die Konstellationen in dem System zu errechnen.«
    »Und?«
    »Wenn Sie darauf abzielen, ob ich damit Erfolg habe, so muss ich sagen: Nein. Kein Mensch weiß, was in den letzten 10 000 oder mehr Jahren mit Pearl vorgegangen ist. Es könnte zum Beispiel sein, dass das ganze System rotiert. Wenn ja, dann ist die ganze Rechnerei sinnlos. Die Sphäre hat einen Durchmesser von über zwei Lichtjahren. Es ist also unwahrscheinlich, dass die Timeless ihren Durchgang in einem Planeten oder gar in dem Stern beendet.«
    Verotroicx setze sich. Vic blieb stehen.
    »Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich?«, hakte er nach.
    Werfel blickte auf einen Frame, der links über ihm schwebte, und las eine Zahl ab.
    »1:174 000 000, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Das klang beruhigend.

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