Drake (German Edition)
arrogant, kaltherzig und ohne Skrupel. Gefühle schienen ihnen fremd zu sein.
»Das ist widerlich!«, fauchte sie ihn an. »Gibt es in Ihrem Denken nur Töten und Bestrafen? Besitzen Sie keine Moral? Ethik? Glauben oder so etwas wie eine Religion, ein regelndes Element? Oder kann Ihr Übersetzungsgerät mit diesen Begriffen auch nichts anfangen?«
»Ich verstehe nicht, was Maitre damit ausdrücken will. Unser oberstes Gebot ist die Befolgung der Naturgesetze. Wir stärken unsere Gene und erhalten damit unsere Rasse. Unser Glaube sind die unumstößlichen Gesetze der Natur und die Fakten des täglichen Lebens. Das wird auf der Welt der Maitre nicht anders sein.«
Caitlyn blickte verzweifelt zu Carruther, der wortlos zugehört hatte, aber keine Anstalten machte, sich in die Diskussion einzumischen.
»Was ist mit Ihren Kindern? Lieben Sie Ihre Kinder?« Nach seinen Gefühlen zu seinen Frauen wagte sie nicht zu fragen.
»Ein schwieriges Gespräch. Die Maitre spricht von ethischen Grundhaltungen, die unserem Volk nicht bekannt sind. Vielleicht verwechselt sie diesen Begriff mit Stolz und Habsucht …«
»Liebe ist keine Grundhaltung«, unterbrach sie ihn. »Liebe ist etwas Natürliches, und damit dürfte sie Ihrem Volk bekannt sein.«
Groc drehte die Handflächen nach innen und sah Carruther an, als wenn er von ihm Hilfe erwartete.
»Ich glaube, die Diskussion führt zu keinem Ergebnis, Miss Mulholland«, äußerte sich dieser diplomatisch. »Sie können ein jahrtausendealtes Modell einer moralischen und ethischen Tradition nicht in wenigen Sätzen erklären oder gar ändern. Die Cobo Ya Ya leben anscheinend nach einer streng natürlichen Auslese, oder sie glauben es zumindest. Wenn Sie es so ansehen, besteht ihre Religion oder ihr Glaube in der Befolgung natürlicher und geradliniger Instinkte. Solange sie dabei in der Lage sind, Gefühle wie Mitleid und Zuneigung auszublenden, könnten sie damit langfristig sogar Erfolg haben.«
»Das ist doch barbarisch!«, fuhr sie ihn an. »Und das wollen intelligente Wesen sein?«
»Intelligenz und eine gewisse Skrupellosigkeit waren schon immer eine gefährliche Mischung.«
Caitlyn fehlten die Worte. Jetzt schlug sich dieser spröde Offizier auch noch auf die Seite dieser gefühllosen Rasse.
»Wieso sind unsere Rassen im Körperbau so ähnlich?«, wandte sie sich wieder an Groc und wechselte damit das Thema. »Zwischen meiner Heimatwelt und Mescalero liegen Tausende von Lichtjahren.«
»Die gleiche Frage kam wohl auf, als die Pearl People unser Planetensystem besetzten«, antwortete dieser gleichmütig. »Und sie konnte nicht beantwortet werden. Das Universum ist alt. Wer weiß schon, was sich vor Millionen oder gar Milliarden von Jahren ereignet hat.«
Noch während sie mühsam versuchte, ihre Gefühle in Zaum zu halten, bemerkte sie plötzlich eine Veränderung in Grocs Gesicht. Seine schmale Nase hob sich leicht nach oben wie bei einem Hund, der eine Fährte aufnahm Die Pupillen seiner Augen begannen sich zu vergrößern und die eigentümliche facettenartige Verlängerung der Augenpartie an den Seiten verdunkelten sich zu einem tiefen Rot. Seine Muskelstränge am Hals traten bläulich und deutlicher hervor.
In diesem Moment glitten die Türen zur Seite und zwei Cobo Ya Ya traten ein. Mit einem unterwürfigen Gehabe schoben sie auf einer Lafette mehrere sperrige Gegenstände in den Raum.
»Die Einrichtungen für Syres Gäste. Liegestätten und Stühle«, meinte einer von ihnen entschuldigend. »Syre hatte danach verlangt.«
Groc beachtete die beiden nicht. Die blauen Federn an seinem Kopf richteten sich leicht auf und bewegten sich wie in einem sanften Windhauch. Ähnlich reagierten auch die zwei anderen Cobo Ya Ya. Sie nahmen eine gespannte Haltung ein. Ihre ellenlangen Handschuhe blitzten metallisch auf.
»Die Tür schließen, schnell!«, rief Groc ihnen zu.
Caitlyn wich zurück. Sie hatte keine Ahnung, was diese unerwartete Anspannung zu bedeuten hatte.
Für eine kleine Weile herrschte Stille, in der sich niemand bewegte. Fast schien es so, als würde die Zeit etwas gedehnt werden.
Im nächsten Augenblick glaubte Caitlyn, ihren Augen nicht zu trauen.
In einer Ecke des Raumes erkannte sie plötzlich schemenhaft die Gestalt von Victoria Lacey.
Noch bevor Caitlyn den Vorgang eindeutig zuordnen konnte, war Victoria auch schon wieder verschwunden.
Groc hatte die Situation sehr viel schneller erkannt.
Er wirbelte herum.
Aus seinen Handschuhen, die nun
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