Drake (German Edition)
gewesen.
MOSES arbeitete immer noch nicht.
Sorgenvoll beschleunigte er seinen Schritt.
Nach einigen Stockwerken fielen ihm dunkle Striche an den Wänden auf, die mehr oder weniger in gleicher Höhe parallel über den Stufen zu sehen waren. Victoria grinste nur, als er sie darauf ansprach.
»Hast du früher nie auf den ›Mulholland Drive‹ gewettet?«, fragte sie ihn. »Schafft sie ihre tägliche Strecke ohne Sturz oder in welcher Zeit gelangt sie an ihren Arbeitsplatz?«
Er sah sie verständnislos an, bis es ihm endlich dämmerte.
»Du meinst, Caitlyn ist mit ihren Grafitschuhen die Treppen runtergerutscht?«
»Eine höchst sportliche Leistung, muss ich sagen. Hier an den Wänden hat sie sich abgestoßen, um die Kurven zu kriegen. Vielleicht hat sie auch zusätzlich dazu die Geländer benutzt. Auf jeden Fall hat sie dabei einen ganz schönen Zahn draufgehabt. Komisch, dass MOSES trotzdem noch nicht läuft. Eigentlich müsste sie schon lange unten sein.«
»Hoffentlich ist ihr nichts passiert.«
Er nahm drei oder vier Stufen auf einmal.
In diesem Moment erschienen überall rot blinkende Farbbänder, auf denen die Aktivierung der Schiffsschwerkraft angekündigt wurde.
Verotroicx blieb stehen und atmete tief durch. Ihm fiel eine Zentnerlast vom Herzen und von der Seele. Der alles entscheidende Durchbruch war gelungen.
Er wartete, bis der Countdown abgelaufen war, und wechselte dann den Zeitzwischenraum. Mit einer kurzen Verzögerung hallte ein kollektives Rauschen durch das Schiff, als alle in der Luft umherdümpelnden Objekte auf den Boden fielen.
MOSES arbeitete also wieder. Noch eine knappe Stunde, dann wäre auch ein Durchgang wieder möglich. Sehr weit müsste er nicht sein, vielleicht nur ein Lichtjahr.
Victoria klatschte ohne große Begeisterung Beifall und begann, die Treppen wieder hinaufzusteigen.
»Wo willst du denn hin?«, fragte Verotroicx.
»Nach oben. Unten ist ja wohl alles in Ordnung.«
Er zögerte. »Ich gehe runter. Irgendwie habe ich das Gefühl, das da etwas nicht stimmt.«
Victoria verdrehte die Augen. »Dann nehmen wir aber die Druckkabinen. Sie funktionieren wieder.«
Tatsächlich, die Leisten um die Ein- und Ausgänge der Kabinen leuchteten in einem satten Grün. Trotzdem wandte er sich der Treppe zu. »Du kannst es ja versuchen«, meinte er. »Bevor die Kabinen nicht von den Larrys überprüft wurden, gehe ich da nicht rein.« Eine überflüssige Warnung, denn kein öffentliches System im Schiff wurde so gut überwacht wie das der Druckkabinen.
Mit einem versteckten Grinsen beobachtete er Victoria, die zweifelnd vor den Kabinen stand, und setzte dann seinen Weg nach unten fort.
Er wollte Caitlyns Weg nach unten direkt verfolgen. Außerdem wollte er einen Eindruck über den Zustand des Schiffes gewinnen und sich weiter über das Befinden der Besatzung informieren.
Victoria folgte ihm schließlich lustlos und schloss nach einigen weiteren Stockwerken zu ihm auf.
Minuten später spürte er, wie seine Kondition nachließ. Eine Folge mangelnden Schlafes und der Anspannung der letzten Stunden. Zudem wurde er immer öfter von den Besatzungsmitgliedern bedrängt, die ihn erkannten; sie forderten Antworten von ihm. Er verfluchte innerlich, dass er den Zeitzwischenraum verlassen hatte, aber es hätte merkwürdig ausgesehen, wenn er sich plötzlich vor den Augen der Leute in Nichts aufgelöst hätte.
Victoria gab ihm eine Vodafinil als Aufputschmittel und nahm selbst zwei von den Tabletten. Lange würden sie auf der Basis nicht mehr durchhalten.
Plötzlich hallte die Stimme von Koss SERVICE durch die Gänge. Sie umriss kurz die Lage und beschrieb das weitere Vorgehen, ohne zu sehr in Details zu gehen. Mit Erleichterung registrierte Verotroicx, dass die Leute von ihm und Victoria abließen, um Irene konzentriert zuhören zu können.
Koss SERVICE ! Es war fast wie in früheren Zeiten.
Unbehelligt gelangten sie nach und nach in die unteren Stockwerke.
Kurz vor den letzten Stockwerken stockten seine Schritte.
»Hörst du das auch?«, fragte er Victoria.
»Nein. Was sollte ich denn hören?«
»Akustische Warnsignale von Larrys. Unter uns müssen einige von ihnen bei der Arbeit sein.«
Victoria winkte ab. »Nicht nur unter uns. Ich schätze mal, alle Larrys der Unit Eleven werden bei der Arbeit sein. Die werden ganz schön ins Schwitzen kommen, wenn sie den ganzen Kram der Leute aufräumen wollen.«
»Aber nicht hier unten. Hier sind hauptsächlich technische Einrichtungen
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