Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
nicht
versucht, Joley umzubringen? Bei Elle hat er es mit Sicherheit versucht«,
wandte Abbey ein. »Vielleicht war er nicht darauf vorbereitet, dass sie sich
mit solcher Heftigkeit wehrt.«
»Ich sage, dass es nicht versucht hat, mich
umzubringen«, sagte Joley.
»Was hat es denn dann getan?«, fragte Sarah.
»Ich glaube, es hat versucht, mich zum Schweigen zu
bringen. Mir meine Stimme zu rauben.«
Kate legte sich eine schützende Hand auf den Hals.
»In der Schattenwelt wollte er mir auch an die Kehle gehen.«
Tief im Innern von Matt erstarrte etwas. Kate hatte
eine unglaubliche Stimme. »Wenn er die Stimmen, die bezaubern können, zum
Verstummen bringen will, dann stehen Joley, Abbey und Kate eindeutig auf seiner
Abschussliste.« Er sah Elle an. »Aber warum du?«
Sie lächelte und ihre grünen Augen strahlten.
»Vielleicht hat er etwas gegen Rothaarige.«
»Ich glaube, er will nicht erlöst werden«, stellte
Kate in den Raum. »Als ich seine Hand berührt habe, habe ich Wut gefühlt, ja,
aber das war nicht das vorherrschende Gefühl.« Sie beugte sich zu Elle vor.
»Hast du nicht auch Kummer und Schuldbewusstsein wahrgenommen? Du warst da, du
musst es auch gefühlt haben.«
Elle blickte mit bekümmerter Miene auf das Tagebuch
hinunter. »Ich habe es gefühlt«, sagte sie leise.
Matt hob ruckartig seinen Kopf. »Elle nimmt die
Gefühle anderer wahr. Du hast dich mit Jackson in Verbindung gesetzt, als er
gefangen genommen wurde.«
Elle wich seinen Augen aus. »Ja.«
»Aber er war am anderen Ende der Welt«, wandte Matt
ein.
Libby hielt ihrer jüngsten Schwester eine Hand hin
und Elle griff sofort danach. »Es ist manchmal sehr schwierig, Matthew«,
erklärte Libby. »Wir sind anders. Wir sehen so aus wie andere Menschen und wir
versuchen, uns so zu benehmen wie sie, aber wir sind nicht normal und manchmal
ist die Überbelastung, der wir ausgesetzt sind ...« Sie suchte nach dem
richtigen Wort und sah ihre Schwestern hilflos an.
»Gefährlich«, warf Sarah hilfreich ein. »Jede von
uns muss ihren eigenen Weg finden, um das zu bewältigen, was ihre Gabe zwangsläufig
mit sich bringt.«
»Ich habe es an Kate beobachtet«, räumte Matt
bereitwillig ein. »Gibt es eine Möglichkeit, diese Nebenwirkungen auf ein
Minimum zu beschränken?«
Die sieben Frauen sahen einander an. Wie üblich war
Sarah diejenige, die antwortete. »Jede von uns geht anders damit um. Die
meisten von uns suchen sich ihren Freiraum, einen Ort, an den wir uns
zurückziehen können, um dort so abgeschirmt wie möglich zu leben.« Sie lächelte
Matt an. »Ich weiß, dass es Kate helfen wird, dich zu haben. Damon ist mir eine
große Hilfe.«
»Bisher ist es mir nicht gelungen, sie davon
abzuhalten, dass sie sich restlos übernimmt. Jedes Mal, wenn ich glaubte, wir
bekämen eine kurze Verschnaufpause, wälzte sich der Nebel wieder heran«, hob
Matt hervor. Es machte ihn außerordentlich glücklich, dass Sarah seine
Beziehung zu Kate akzeptiert hatte.
»Du warst mir aber immer eine enorme Hilfe«,
gestand Kate ihm dankbar zu.
Elle blätterte in dem Tagebuch. »Du hast gesagt,
auf dem Siegel hätten Symbole gestanden, Kate. Konntest du irgendetwas davon
lesen?«
»Die ersten Drakes, die sich hier niedergelassen
haben, müssen diesen Geist, der nicht zur Ruhe kommt, unter dem Siegel
eingesperrt haben, Elle. Es stammt eindeutig aus der Zeit, zu der die Stadt
gegründet wurde. Dem Wenigen, was ich lesen konnte, habe ich entnommen, dass es
um rasende Wut geht und auch darum, den Geist unter dem Siegel einzusperren,
bis eine geboren wird, die etwas tun kann. Ich bin noch mal hingefahren, um es
mir genauer anzusehen, aber der größte Teil des Siegels ist abgebröckelt und
somit ist viel von der Aufschrift verloren gegangen.«
»Bis eine geboren wird, die etwas tun kann«,
wiederholte Sarah laut. »Etwas, was mit ihrer Stimme zu tun hat.«
»Ich hab's«, sagte Elle triumphierend. »Er, dem
keine Vergebung zuteil werden wird, muss versiegelt bleiben, bis eine geboren
wird, die ihm Frieden geben kann.«
Lange Zeit herrschte Schweigen. Matt starrte die
Moosbeerkerze an, deren drei Flammen flackernd brannten. Heißes Wachs rann wie
ein Lavastrom an ihr herunter und bildete um den Kerzenhalter herum eine große
Pfütze. Der Anblick war faszinierend, tiefrotes Wachs, das fast wie dunkles
Blut floss. »Weshalb sollte er Frieden brauchen?«
Elle drückte sich eine Brille auf die Nase und
befasste sich eingehend mit den ausgeblichenen
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