Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
rieb
sich mit den Händen die Arme. »Und da wir gerade beim Thema sind, Joley, es tut
mir leid, aber es ist unentschuldbar, dass du uns nicht erzählt hast, was dir
zugestoßen ist. Du treibst es viel zu weit mit deinem Wunsch, uns
abzuschirmen.«
Sarah lächelte Joley sanft an. »Sie hat recht,
Schätzchen. Du hättest uns erzählen sollen, was passiert ist. Hast du noch mehr
schlechte Nachrichten, mit denen du uns keine Sorgen bereiten möchtest?«
Joley zögerte einen Moment und zuckte dann die
Achseln. »Tut mir leid, ich hätte euch erzählen sollen, dass der Nebel mich
gewürgt hat. Macht ihr euch überhaupt eine Vorstellung davon, wie lachhaft das
klingt?« Sie lachte laut los.
Kate fiel in ihr Gelächter ein. »Ich muss zugeben,
dass er mit Adventskränzen nach mir geworfen hat.«
»Und kein Mensch würde glauben, dass der Nebel mich
über den Rand der Klippe gestoßen hat«, sagte Elle mit einem schelmischen
Lächeln. »Das kommt in unser Tagebuch, aber ansonsten erfährt niemand etwas
davon!«
»Ich habe die Absicht, es unseren Kindern zu
erzählen«, kündigte Matt an. »Das ist eine tolle Geschichte, wenn man um ein
Lagerfeuer herumsitzt, und sie werden uns ohnehin kein Wort glauben. Sie werden
mich aber für einen grandiosen Geschichtenerzähler halten.«
»Kinder?« Joley zog die Augenbrauen hoch. »Ich
fände es ganz toll, wenn Kate Kinder bekäme. Es stimmt doch, dass die Granites
grundsätzlich Jungen in die Welt setzen, oder? Große, kräftige, hungrige
Jungen, die nie genug kriegen können?« Ihre Schwestern brachen in schallendes
Gelächter aus, doch Kate schlug sich die Hände vors Gesicht und stöhnte.
»Das war alles andere als hilfreich, Joley«, sagte
Matt und schlang seine Arme schützend um Kate, damit sie ihr Gesicht an seiner
Schulter verbergen konnte. »Sie hat noch nicht mal eingewilligt, mich zu
heiraten. Schreck sie mir bloß nicht mit dem Gedanken an kleine Jungen ab, die
durch die Gegend laufen.«
Sarah betrachtete weiterhin das Wachs, das an der
Kerze hinabrann. »Siehst du sonst noch etwas in dem Tagebuch, das uns
weiterhelfen könnte, Elle?«
Elle rieb die Beule auf ihrer Stirn und sah
stirnrunzelnd die dünnen Seiten an. »Als sich die ersten Einwohner hier
niedergelassen haben, gab es keine vorherrschende oder mehrheitliche Religion.
Eine Splittergruppe hat den Geburtstag eines heidnischen Gottes feierlich
begangen. Das ist sehr interessant.« Elle blickte zu ihren Schwestern auf.
»Viele der ersten Siedler haben sich regelmäßig versammelt, um ihre
unterschiedlichen Weltanschauungen zu feiern, die es ihnen unmöglich gemacht
hätten, in einer anderen Gemeinschaft zu leben. Die Gründerväter waren auf der
Suche nach einem Zufluchtsort am Meer hier angelangt und sie haben sich
ausgemalt, eines Tages würde die Stadt einen Hafen haben, um die Versorgung zu
sichern. Hier steht tatsächlich eine ganze Menge über die Stadtgründer.
Vielleicht gibt uns das Aufschluss darüber, warum die Menschen hier anderen
gegenüber so tolerant sind.«
»Das erklärt auch, warum unsere eigene Familie sich
ausgerechnet in Sea Haven niedergelassen hat.«
Kate knabberte zart an Matthews Hals. »Meine
Großmutter hat uns regelmäßig Geschichtsunterricht gegeben, und wenn ich mich
recht erinnere, hat sie gesagt, Weihnachten hätte in Amerika nur zögernd
Anklang gefunden. Die frühen Siedler hätten Weihnachten überhaupt nicht
gefeiert und in einigen Fällen sei das Fest tatsächlich verboten worden.«
»Stimmt.« Joley schnalzte mit den Fingern. »In
manchen Gegenden wurde es als heidnisches Ritual angesehen. Aber das war lange
Zeit vor der Gründung dieses Städtchens, oder nicht?« Sie strich Elle das Haar
aus dem Gesicht und band es zu einem Pferdeschwanz zusammen. »Hat das etwas mit
dieser ganzen Geschichte zu tun?«
»Danke, Joley«, sagte Elle. Sie strich die
zerknitterten alten Seiten glatt. »Hier wollten die Einwohner Weihnachten
feiern und sie haben sich auf einen Umzug geeinigt. Alle wurden, ungeachtet
ihres Glaubens, aufgefordert mitzumachen, einfach nur so, zum Spaß. Sie sind
damit umgegangen wie mit einer Theateraufführung, einer Inszenierung, bei der
alle Einwohner mitspielten. Es war weniger eine religiöse Angelegenheit,
sondern vielmehr dazu gedacht, dass alle ihren Spaß haben.« Sie blickte
lächelnd auf. »Libby, unsere Ururgroßmutter mit noch viel mehr Urs davor, ich
weiß nicht, wie viele, hat deine hochinteressante Handschrift. Ich muss, von
der Sprache
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