Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
konnte er Kate beschützen, wenn er den Schurken nicht sehen
konnte und ihn auch nicht in die Finger bekam? Er stand ganz still da, als der
Dunst sich freiwillig aus dem Gebäude hinauswälzte und die leise
Weihnachtsmusik und das Gelächter der Kinder zurückließ. Er sah sich im Raum
um, betrachtete die fröhlichen Gesichter, den Baum und den Weihnachtsschmuck.
Warum war der Nebel gekommen, wenn er sich ohne Zwischenfälle wieder
zurückgezogen hatte?
Er ging zu Kate, setzte sich neben sie und schlang
einen Arm um ihre Taille, um ihr Kraft zu geben. Mit einem Lächeln auf ihrem
Gesicht und dunklen Ringen unter den Augen schickte sie die Kinder an die
Tische mit den Süßigkeiten. Es wurde gelacht und gescherzt, als sei der Nebel
nie da gewesen, aber Matt suchte den Raum weiterhin systematisch ab. Er war
ganz sicher, dass sie alle etwas übersehen hatten. Es musste mehr
zurückgeblieben sein.
Kate lehnte sich an ihn, als sie aus dem Fenster
schauten. »Er zieht sich freiwillig über das Meer zurück. Weshalb sollte er das
tun? Warum sollte er herkommen und wieder gehen, ohne Schaden anzurichten?«
Matt sah den Kindern beim Essen zu. Der Weihnachtsmann
aß ebenfalls. »Könnte er auf irgendeine Weise das Essen vergiftet haben?«,
fragte er und bei diesem Gedanken schlug ihm das Herz in der Kehle. Seine
Eltern saßen mit Danny, Trudy Garret und ihrem kleinen Sohn an einem Tisch.
»Ich bezweifle es, Matt. Wie sollte das möglich
sein?«
»Wie waren all die Dinge möglich, die er bereits
getan hat?« Seine Hände spannten sich fester um ihre Schultern. »Der
Weihnachtsmann ist ein Symbol für Weihnachten, so viel ist klar. Wofür genau
steht er?«
»Du glaubst doch nicht etwa, er sei gekommen, um
den Mann anzugreifen, der die Rolle des Weihnachtsmanns spielt, und hätte es
sich dann anders überlegt?« Ihr besorgter Blick folgte dem stämmigen Mann in
dem rot-weißen Kostüm.
Matt schüttelte den Kopf. »Ich spüre Gefahr, Katie.
Wenn dieses Gefühl so stark wird, dann ist sie da, ganz in der Nähe. Sag mir,
wofür der Weihnachtsmann steht.«
Sie rieb ihre pochenden Schläfen. »Für guten
Willen, vermute ich. Er steht für Wohlwollen und Großzügigkeit. Er teilt
Geschenke aus, er füllt Strümpfe, er trinkt die Milch und isst die Plätzchen,
die die Kinder für ihn hinstellen.«
»Er verbreitet Wohlwollen unter den Menschen und
ist großzügig, um ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen und sie Großzügigkeit
zu lehren.« Matt zog an ihrer Hand und ging mit ihr auf den Baum zu, denn dort
lag der Sack des Weihnachtsmannes. Matt warf einen Blick hinein und fand nichts
weiter als ein paar Säckchen, die mit Spielsachen, Konfekt und diversen kleinen
persönlichen Gegenständen gefüllt waren. Dinge, die alljährlich zu diesem
Anlass großzügig von der Stadt gespendet wurden. Der Weihnachtsmann hatte
gleich nach seinem Eintreffen die meisten Säckchen in die Strümpfe der Kinder
gesteckt, die an dem langen Querbalken hingen, damit jedes Kind nach dem Fest
etwas nach Hause mitnehmen konnte.
Matt ging zu den vielen bunten Strümpfen. Auf jeden
war in großen Buchstaben der Name eines Kindes gestickt. Kates Finger schlossen
sich enger um seine. Sie wusste es bereits, ebenso wie er. Sie schauten hinein.
Kate wich zurück, unterdrückte einen Aufschrei und sah Matt furchtsam an. In
jedem Strumpf hatte der Nebel der großzügigen Gabe des Weihnachtsmannes seine
eigene Beigabe hinzugefügt. Inmitten von Sand wand sich in widerwärtigen
schwarzen Klumpen Meeresungeziefer. Sämtliche Strümpfe waren nass und rochen
nach Meerwasser und dem ekelhaften Gestank, den der Nebel jedes Mal
zurückzulassen schien. Zerbrochene Muschelschalen und stachelige Seeanemonen,
Riementang und kleine Krebse waren mit den Knäueln sich windenden Ungeziefers
verschlungen.
Der Weihnachtsmann kam zu ihnen und starrte
fassungslos die Sauerei an, während um sie herum Kinder aßen, lachten und
spielten. »Wir müssen sehen, wie wir die Strümpfe schleunigst wegschaffen. Ein
Teil dieses Ungeziefers ist giftig.«
Matt warf einen schnellen Seitenblick auf den Mann,
da er die Stimme erkannte. Der alte Mars spielte tatsächlich den
Weihnachtsmann. »Sie haben recht. Ich organisiere ein paar von den Männern und
wir schaffen die Strümpfe von hier fort, bevor die Kinder versuchen sie
einzusammeln. Kate.« Er führte sie zu einem nahen Stuhl. »Setz dich, bevor du
umfällst. Ich bringe dich nach Hause, sowie wir hier fertig sind.«
»Zu mir nach
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