Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
spielen
wollten.«
»Und ich habe dich für einen brillanten Mann
gehalten«, sagte sie spöttisch. Sie setzte sich auf und zupfte kleine Zweige
aus ihrem Haar. Als sie ihr brennendes Ohr anfasste, merkte sie, dass es stark
blutete. Warum hatte es ausgerechnet ihr Lieblingsohrring sein müssen?
Die Gardinen raschelten und Damon streckte den Kopf
aus dem Fenster. »Wollen wir uns weiterhin über diese Entfernung unterhalten
oder kommst du endlich rein und redest mit mir.« Seine Stimme war eher fordernd
als fragend.
Sarah lachte leise. »Hältst du das wirklich für
eine gute Idee? Kannst du dir vorstellen, was Inez sagen würde, wenn sie
wüsste, dass ich dich mitten in der Nacht besucht habe?« Sie griff nach dem
Gewehr und achtete sorgsam darauf, es mit einem Taschentuch anzufassen. »Sie
würde dich aushorchen, um in Erfahrung zu bringen, ob du ernsthafte Absichten
hast. Dann müsstest du jegliche Absichten leugnen. Es würde sich schnell
herumsprechen, dass du mich entehrt hast, und dann würde ich bemitleidet. Das
wäre mir unerträglich. Es ist besser, wenn ich mich still und leise wieder nach
Hause schleiche.«
Damon beugte sich weiter aus dem Fenster hinaus.
»Verflucht noch mal, Sarah, ich finde das gar nicht komisch. Es hätte dich das
Leben kosten können. Ist dir das überhaupt klar? Diese Männer waren gefährlich
und du treibst dich im Mondschein hier draußen herum, machst einen kleinen
Spaziergang und spielst Hobbydetektiv.« Seine Stimme klang barscher, als er
beabsichtigt hatte, aber Sarah hatte ihm einen wahrhaft teuflischen Schrecken
eingejagt. Er rieb sich mit einer Hand das Gesicht und ihm wurde übel bei dem
Gedanken, dass sie in Gefahr geschwebt hatte.
Ich war nicht in Gefahr, Damon«, beteuerte ihm
Sarah. Falls es dich interessiert, dieses Gewehr ist mit Betäubungspfeilen
geladen, nicht mit scharfer Munition. Zumindest haben sie nicht versucht, dich
zu töten. Sie wollten dich lebend haben.«
Er seufzte. Sie saß seelenruhig auf dem Boden und
der silberne Mondschein fiel auf sie. Das Gewehr lag lässig auf ihren Knien und
sie lächelte ihn an. Sarahs Lächeln reichte aus, damit einem Mann das Herz
stehen blieb. Damon sah sich ihre Kleidung und die Pistole, die sie noch in der
Hand hielt, genauer an. Er nahm eine steife Haltung ein und fluchte leise. »Der
Teufel soll dich holen, Drake. Ich hätte mir ja gleich denken können, dass es
zu schön gewesen wäre, um wahr zu sein.«
Dann kennst du also die Geschichten über mich,
Damon?«, fragte sie. Ein leises Grauen begann sich einzuschleichen, obwohl ihr
ganz egal sein konnte, was er von ihr hielt. Oder was er über sie wusste. Sie
hatte einen Auftrag angenommen. Alles andere sollte ihr gleichgültig sein. Und
doch senkte sich ein Gewicht auf ihre Brust herab, so schwer wie ein Stein, und
in ihrer Magengrube regte sich die Furcht, etwas ganz Besonderes zu verlieren,
ehe es auch nur begonnen hatte.
»Wer hat dich geschickt, Sarah? Tisch mir bloß
keine Lügen auf. Für wen arbeitest du?«
»Hast du im Ernst geglaubt, nach allem, was
passiert ist, würden sie dich ohne irgendwelche Schutzmaßnahmen dir selbst
überlassen, Damon?« Sarah achtete sorgsam darauf, keine Spur von Mitgefühl in
ihre Stimme einfließen zu lassen, denn sie wusste, dass ihn das nur noch mehr
erbost hätte.
Er fluchte erbittert. »Ich habe denen doch
ausdrücklich gesagt, ich dächte gar nicht daran, die Verantwortung für weitere
Tote auf mich zu nehmen. Verdammt noch mal, Sarah, verschwinde von meinem
Grundstück und komm bloß nie mehr wieder.« Tief in seinem Innern setzte ganz
und gar unerwartet ein teuflischer Schmerz ein. Er hatte sie gerade erst
kennengelernt. Die Hoffnung hatte noch keine klare Gestalt angenommen, und doch
war sie nicht zu leugnen gewesen. Jetzt fühlte er sich verraten, und seine
Sarah, die geheimnisvolle Sarah mit dem wunderschönen Lächeln und den lügenden
Augen, hatte ihm, Damon, diesen Funken der Hoffnung genommen, bevor es ihm
gelungen war, sich selbst zu finden.
»Ich kann Ihnen versichern, Mr. Wilder«, sagte sie
und ließ absichtlich Entrüstung in ihren Ton einfließen, »ich bin ungeachtet der
Tatsache, dass ich eine Frau bin, sehr wohl in der Lage, meinen Auftrag
auszuführen.« Damit versuchte sie die Auseinandersetzung in eine andere
Richtung zu lenken.
»Mir ist ganz egal, wie gut Sie Ihre verdammte
Arbeit machen oder was Sie sonst noch können. Verschwinden Sie von meinen
Grundstück, bevor ich den Sheriff rufe und
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