Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
daran nachzugeben.
Sie hat den Auftrag angenommen, mich zu bewachen, und ich kann sie nicht davon
abbringen, mit keinem Mittel. Ich habe schon hundertmal mit dem Gedanken
gespielt, von hier fortzugehen, damit sie in Sicherheit ist, aber...« Er ließ
seinen Satz abreißen und wünschte, er besäße mehr Charakterstärke. Aber es
hatte nie jemanden gegeben, der ihn so angesehen hatte wie Sarah, und er konnte
sich einfach nicht dazu durchringen, auf ihre Gesellschaft zu verzichten.
»Sie würde dir ja doch nur folgen, Damon«, sagte
Jonas. »Die Drakes sind hartnäckig. Wenn sie sich erst einmal in ein Problem
verbissen haben, dann wird es gelöst, denn die Bedeutung des Wortes ›aufgeben‹
ist ihnen fremd. Sarah wird dich nicht aufgeben, also gib du sie auch nicht
auf.«
Damon zuckte nicht zurück, als er sah, dass sich
eine gewisse Kälte und die Härte von Stahl in den Blick des Mannes
eingeschlichen hatten. »Keine Sorge, Harrington, ich habe deine Warnung
durchaus gehört. Ich möchte stark bezweifeln, dass ich Sarah verletzen kann, es
sei denn, meine Vergangenheit holt mich ein und bringt sie in Gefahr, aber
Sarah riskiert es, mir das Herz aus der Brust zu reißen und es mir auf einem
silbernen Tablett zu präsentieren.«
»So schlimm hat es dich erwischt?«
»Ja, zum Teufel. Ich hätte nie geglaubt, dass mir
das passieren könnte, und dann auch noch in so kurzer Zeit. Ich denke ständig
an sie.« Sein Mund wurde trocken und sein Herz pochte heftig, und all das nur,
weil er über Sarah sprach. Er konnte sich nicht vorstellen, warum eine Frau,
die so lebhaft und fröhlich und voller Lebenslust und Liebe war, sich
freiwillig mit jemandem zusammentun sollte, der so melancholisch und trübsinnig
war wie er. Er war alles andere als gesellig und er neigte dazu, andere Leute
mit seinem Intellekt zu brüskieren und rücksichtslos über sie hinwegzugehen.
Auf Smalltalk und höfliche Konversation ließ er sich äußerst selten ein und er
wusste selbst, dass er sich meistens über die grundlegenden Gebote der
Höflichkeit hinwegsetzte. Bisher hatte ihm das nie etwas ausgemacht, aber Sarah
würde es etwas ausmachen.
»Vielleicht ist dir damit weitergeholfen, wenn ich
dir Folgendes sage: Ich habe noch nie erlebt, dass sich Sarah ernsthaft für
einen Mann interessiert. Bestimmt hat es Männer in ihrem Leben gegeben, aber
das hat sie alles schön säuberlich von ihrer Familie und von Sea Haven
ferngehalten. Wahrscheinlich hatten sie alle schon Männerbekanntschaften, aber
hier bekommen wir nichts davon mit.« Jonas wandte sich mit finsterer Miene
wieder zu den Stimmen um, die der Wind zu ihnen trug, und sein Blick suchte die
Größte der Drake-Schwestern.
»Was hat es mit diesem verschlossenen Tor auf sich,
von dem sie alle reden?«, fragte Damon.
»Das berüchtigte Tor.« Jonas grinste hämisch. »Sie
achten sorgsam darauf, dass es immer abgeschlossen ist, als könnte sie das vor
etwas bewahren.«
»Wovor sollte es sie bewahren?«
Jonas zuckte die Achseln. »Vor der Liebe, wenn du
mich fragst. Manchmal höre ich, wie sie miteinander reden, aber viel erzählen
sie mir nicht und ich will, ehrlich gesagt, auch gar nicht alles wissen. In
ihrem Haus hat sich die Macht von Generationen angesammelt. Wirkliche Macht.
Ich rede nicht gern über diese Dinge, weil ich dann jedes Mal Zustände kriege.
Mir wird ganz anders, wenn ich bloß daran denke. Ich habe es lieber mit
Tatsachen zu tun, nicht mit Magie, aber in diesem Haus kann man geballte Kraft
spüren. Vor ein paar Jahren haben sie beschlossen, das Tor mit einem Vorhängeschloss
zu sichern, und seitdem hängt es dort.«
»In der Woche nach Sarahs Heimkehr war es nicht
verschlossen. Wenn ich den Pfad hinaufgekommen bin, der zum Haus führt, stand
es immer offen. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, das Haus hieße mich willkommen.
Und genau das besagen auch die Inschriften unten auf dem Tor, eine auf
Italienisch und die andere in Latein.«
»Du kannst Italienisch und Latein lesen?« Jonas
grinste ihn an. »Kein Wunder, dass sich Sarah zu dir hingezogen fühlt. Was
steht denn da? Das wollte ich schon immer wissen, aber die Drakes hätte ich
deshalb noch lange nicht gefragt.«
»›Wenn sich die sieben zusammentun, werden sie eins
miteinander.‹ Auch jedes der Symbole hat seine eigene Bedeutung. Etliche dienen
zum Schutz. Vollziehen sie kultische Riten?«
»Was zum Teufel sie tatsächlich tun, weiß keiner so
genau. Sie besitzen magische Kräfte und seltsame Gaben, die sehr
Weitere Kostenlose Bücher