Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
paar
Minuten lang in die Papiertüte und hob den Kopf. Sie sah aus, als würde sie
jeden Moment anfangen zu weinen. »Abbey, wenn du Hannah lieber nach Hause
bringen möchtest, ziehe ich mit Kate los und wir erledigen das, was euch allen
so wichtig erscheint, ganz gleich, was es ist.« Er machte das Angebot, bevor er
die Worte zurückhalten konnte. Kate zitterte in dem kalten Nebel. Es war völlig
überflüssig, dass sie in einer solchen Nacht draußen herumlief. Am liebsten
hätte er sie hoch gehoben, sie heimgebracht und sich mit ihr vor den Kamin gelegt.
Jonas stieß Hannah die üppige blonde Mähne aus dem
Gesicht. »Ist es jetzt wieder gut, Babypüppchen?« Die Wahl seiner Worte wäre
beleidigend gewesen, hätte seine besorgte Stimme sie nicht wie eine Liebkosung
klingen lassen.
Hannah nickte, aber sie sah keinen von ihnen an und
rang offensichtlich immer noch nach Luft.
»Vielleicht ist das eine gute Idee, Hannah. Ich
gehe mit Matt und sehe mich ein Weilchen um und ihr beide, Abbey und du, nehmt
euch die Tagebücher vor. Vielleicht findet ihr ja etwas, was uns Aufschluss
geben und uns weiterhelfen könnte«, sagte Kate. »Matthew, bist du ganz sicher,
dass es dir nichts ausmacht? Ich möchte durch die Straßen laufen, um mir ein
Bild davon zu machen, was hier vorgeht.«
»Mir macht das nichts aus. Bist du warm genug angezogen?«
»Wie groß ist die Gefahr, Kate?«, fragte Jonas.
»Ich weiß es wirklich nicht«, erwiderte sie. »Ich
wünschte, ich wüsste es. Wir dachten uns, wenn wir gemeinsam aus dem Haus
gehen, könnten wir vielleicht eine Spur finden, aber ich spüre es bereits. Ich
glaube, dass ich es ausfindig machen kann.«
Matt räusperte sich. »Du willst einen Schatten
verfolgen?« Wenn sie nicht alle so ernst gewesen wären, hätte er es für einen
Halloween-Scherz gehalten. Er blickte zu dem Haus auf. Der Nebel war so dicht,
dass er es nahezu verbarg. Er konnte die Lichter auf dem Weihnachtsbaum sehen,
aber nur als bleiche, orange glimmende Strahlenkränze, die durch den grauweißen
Schleier verzerrt wurden. Er erstarrte. Der Nebel veränderte seine Farbe und
verdunkelte sich, ging von seinem Weiß mit dem Graustich in Anthrazit über.
Genauso, wie es der Nebel in der Schneekugel getan hatte, als er sie in die
Hand genommen hatte, um sie genauer zu betrachten.
»Der Nebel ist ziemlich übel, Kate. So schlimm habe
ich ihn noch nie erlebt«, sagte Jonas. »Bleib dicht bei Matt. Ich bringe Hannah
und Abbey zum Haus zurück.«
Hannah zuckte zusammen und sah Abbey an. Abbey
lächelte. »Wir haben es nicht weit nach Hause, Jonas, nur den Hügel hinauf. Wir
kennen den Weg.«
»Ich komme mit, Abbey, du kannst dir deine Einwände
sparen.« Jonas machte abrupt auf dem Absatz kehrt und wandte sich zum Haus um.
»Matt, wenn dir etwas faul vorkommt oder wenn du glaubst, dass für Kate auch
nur die geringste Gefahr besteht, dann bringst du sie hierher zurück und lässt
dir keinen Unsinn von ihr erzählen.«
Kate lächelte Jonas an. »Ich rede nie Unsinn. Und
dir kann ich nur raten, gut auf meine Schwestern aufzupassen, denn wenn ihnen
etwas zustößt...«
»Ich weiß, das habe ich doch alles schon x-mal
gehört.« Jonas winkte ihr zu und der Nebel schluckte ihn und Kates Schwestern.
Er dämpfte sogar das Geräusch ihrer Schritte auf dem Weg. Kate blieb mit Matt
allein zurück.
Sie blickte zu ihm auf. »Versteh mich richtig, du
brauchst das nicht zu tun. Ich bin durchaus in der Lage, allein durch die
Straßen von Sea Haven zu schlendern.«
Matthew sah in ihre wunderschönen meergrünen Augen.
»Aber ich bin nicht in der Lage, von deiner Seite zu weichen, wenn auch nur
eine Spur von Gefahr auf dich lauert.« Er senkte langsam den Kopf, als würde er
magnetisch von ihr angezogen. Da er damit rechnete, dass sie sich ihm entziehen
würde, ließ er ihr jede Menge Zeit, es sich noch einmal zu überlegen.
Kate beobachtete, wie sich seine Augen veränderten
und vor Verlangen glühten, bevor sein Mund von ihren Lippen Besitz ergriff. Es
spielte keine Rolle, dass die Luft kalt war und der Wind sie frösteln ließ,
denn ihre Körper erzeugten eine ganz bemerkenswerte Hitze und ihre Münder
schmolzen in der Glut. Er zog sie eng an sich und seine muskulösen Arme umschlangen
sie und hielten sie fest, als sei sie für ihn der kostbarste Mensch auf Erden.
Er war herrlich roh und doch unglaublich sanft, so ausgehungert, dass er gierig
ihren Mund verschlang, und doch so zärtlich, dass ihr Tränen in die
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