Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
frösteln ließ.
»Hör auf zu zittern, Kate. Das ist nur Gas. In
diesen alten Abzugsschächten kommt das laufend vor.« Matt war es unerträglich,
dass sie sich derart fürchtete. »Wir finden ständig irgendwelche Einschlüsse.
Du warst doch nicht im Tunnel, oder? Dort könnte es nämlich außer den
eingestürzten Stellen auch alle möglichen Gaseinschlüsse geben.«
»Hast du jemals erlebt, dass Gas so etwas tut? Sich
zielstrebig durch den Raum bewegt?«
»Irgendwoher kommt Wind vom Meer, Kate. Kannst du
die Zugluft nicht spüren? Sie ist deutlich wahrnehmbar.«
»Ich muss mir diese Symbole ansehen, Matthew. Ich
glaube, unter diesem Verschluss war etwas eingesperrt und das Erdbeben hat das
Siegel aufgebrochen.« Sie wusste, dass ihre Worte ungeheuer lächerlich klangen.
Wahrscheinlich wirkte sie auf ihn wie eine Spinnerin, aber sie war sicher, dass
sie recht hatte. Etwas war aus dieser Abzugsöffnung hinausgeglitten, etwas, dem
es nicht bestimmt war, an die Erdoberfläche zu gelangen.
Matt musterte aufmerksam ihr ernstes Gesicht und
die Furcht in ihren Augen. »Lass mich erst nachsehen, ob du dort sicher bist,
Kate.« Er schob sie behutsam von sich und bahnte sich über den unebenen
Lehmboden einen Weg zu der zerbröckelnden Felsplatte im Boden.
»Sieh dich vor, Matthew.« Als er sie ansah,
wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten. Ihre Worte mussten zunehmend
paranoisch klingen.
Er schnupperte vorsichtig. Es stank ziemlich übel,
aber er konnte mühelos atmen, ohne zu husten. »Ich glaube, dir kann nichts
passieren, Kate. Ich kippe nicht um und mir wird auch nicht mulmig. Ich weiß
nicht, was zum Teufel deiner Meinung nach gerade hier vorgefallen ist, aber
wenn es dich derart erschreckt hat, dann werde ich daran glauben. Jonas sagt,
man soll an keiner von euch Drakes jemals zweifeln.«
Sie war ihm dankbar dafür, dass er versuchte, sie
zu verstehen, aber gleichzeitig wusste sie, dass es ihm unmöglich war. Kate
senkte den Kopf und wich seinem Blick aus, weil sie sich davor fürchtete zu
sehen, wie er sie jetzt anschaute. Sie ließ sich neben der Platte auf den Boden
sinken und strich behutsam mit ihren Fingern über den Stein, damit nicht noch
mehr abbrach.
Matt wartete stumm, so lange er es aushalten
konnte. Das Tosen des Meeres war im Hintergrund zu hören. Das Echo der Brandung
wurde gespenstisch von den Wänden zurückgeworfen. »Sagen dir die Zeichen
etwas?« Er bemühte sich, jede Spur von Ungeduld aus seiner Stimme fernzuhalten,
obwohl er Kate am liebsten geschnappt und aus diesem Keller herausgetragen
hätte.
Kate beugte sich dicht über die Zeichen, um die
Worte zu entschlüsseln. Sieben Schwestern. Sieben Drake-Schwestern. Ihre
Ahninnen. Sie hatten etwas unter die Erde verbannt, seinen Geist in diesen
Abzugsschacht gesperrt, um etwas zu beschützen. Sie konnte den Text nicht
präzise entziffern, da Teile der Buchstaben abgesplittert und abgewetzt waren,
aber sie fürchtete, dass die Bewohner des Städtchens Schutz brauchten. Sie
konnte auch etwas entziffern, was mit Weihnachten und Feuer und einer zu tun
hatte, die geboren werden würde und Frieden bringen könnte. Kate blickte zu
Matt auf. Das Entsetzen in ihren Augen würde sich unter gar keinen Umständen
verbergen lassen und sie versuchte es gar nicht erst. »Ich muss sofort nach
Hause.«
4.
Ein Adventskranz zum
freudigen Gruße gedacht
Macht sich besser geschleudert durch neblige Nacht.
Matt saß in seinem Wagen. Die Heizung lief und er
hatte seine Lieblings-CD aufgelegt. Joley Drake hatte mit ihrer einzigartigen
sinnlichen Stimme schnell die Hitparaden gestürmt. Die Titel auf dieser CD
liebte er ganz besonders und im Allgemeinen wirkte die Musik beruhigend auf
ihn, aber im Moment nutzte selbst das nichts. Er umklammerte das Lenkrad und
starrte die glühenden Lichter des Weihnachtsbaums vor dem Haus auf den Klippen
an. Der Nebel wälzte sich vom Meer heran und streckte weiße Finger nach dem
Land und nach dem Haus aus, das er beobachtete. Es brannte kein elektrisches
Licht, doch er konnte das Flackern des Kerzenscheins und gelegentlich einen
Schatten sehen, wenn eine der Drake-Schwestern am Fenster vorbeikam.
Die Beifahrertür wurde aufgerissen und Jonas
Harrington ließ sich auf den Sitz neben Matt gleiten und schloss die Tür gegen
die Kälte.
»Verdammt noch mal, Jonas, du hast mir einen
teuflischen Schrecken eingejagt!«, fauchte Matt. Ihm war nicht bewusst gewesen,
wie nervös und gereizt er war, bis Jonas die Tür
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