Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
direkt über den Baumwipfeln auf und steuerte die Klippen an.
»Jonas! Ty ist in diesem Hubschrauber. Er hat eine doppelte Schicht übernommen.« Elle war betroffen. »Hat er seit seinem Sturz schon wieder einen Rettungseinsatz durchgeführt?«
»Es ist erforderlich, alle neunzig Tage die obligatorische neue Bescheinigung vorzulegen, Elle, das weißt du doch«, beteuerte ihr Jonas. »Er ist sehr erfahren.«
»Ty war nicht in dem Laden«, sagte Jackson sanft, da er wusste, was ihr Sorgen bereitete.
»Er hat dem Tod aber schon einmal ein Schnippchen geschlagen«, sagte Elle. »Oder, genauer gesagt, Libby hat das getan. Was ist, wenn er zurückgekommen ist, um sich Ty zu holen?«
Sie presste sich den Handballen an die Stirn.
Der Hubschrauber flog über ihren Köpfen aufs Meer hinaus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der Feuerwehrhauptmann hatte ihnen die Information gegeben, und jetzt war es Sache der Rettungsmannschaft, die Entscheidung zu treffen, ob sie bereit waren, einen Rettungsversuch zu unternehmen oder nicht. Short-Haul-Manöver über Wasser, also Kurzstreckenrettungseinsätze in geringer Höhe oder sehr nah an den Klippen, zählten zu den gefährlichsten Manövern überhaupt. Jedes einzelne Mitglied des Rettungstrupps würde seine Zustimmung geben müssen, dass der Einsatz gerechtfertigt war, um ein Leben zu retten. Andernfalls würden sie zum Stützpunkt zurückkehren und die Opfer waren verloren.
Der Hubschrauber setzte in einem nahe gelegenen Feld auf, um Treibstoff zu sparen, während die Mannschaft sich absprach und eine Strategie plante. Jonas nutzte gemeinsam mit Jackson, der Elle fest an der Hand hielt, die Ablenkung, die der Hubschrauber bot, um die Schar von Freiwilligen weiter vom Rand der Klippen fortzudrängen. Jonas achtete darauf, dass Clyde, Trudy Drew und Reginald unter denjenigen waren, die sich inmitten der Menge befanden, fern von jedem potenziellen Unheil.
Elle stieß langsam ihren angehaltenen Atem aus und kletterte auf einen Geröllbrocken, um einen besseren Ausblick auf die Felsen unter ihnen zu haben. Sie konnte die beiden Opfer sehen, die dort lagen. Venitas rechter Arm hing schlaff von dem Felsen herunter, so dass jedes Mal, wenn eine Welle gegen den großen, mit Miesmuscheln bedeckten Felsen schlug, das Wasser an ihr zog und sie ins Meer zu zerren drohte. Die Felsen waren glitschig und blankpoliert vom Meer und den Lebensformen, die darauf wuchsen. Es musste schwierig sein, sich an der Oberfläche festzuhalten. RJ bewegte sein Bein und hielt ansonsten still. Er lag tiefer als Venita und das Wasser spritzte immer wieder hoch genug, um ihn zu besprühen.
Der Hubschrauber erhob sich in die Luft und ihr Herz fing an, heftiger zu schlagen, als er über den Opfern kreiste und sich in Position zu manövrieren begann. Durch die offene Tür konnte sie die Mannschaft sehen, auf deren Gesichtern die Anspannung deutlich zu sehen war, als sie sich den Klippen von rechts näherten. Die Winde waren beständig und Elle wusste aus Gesprächen mit Ty, wie entscheidend es war, dass es dabei blieb, da Böen von mehr als zwanzig Meilen die Stunde es unmöglich machten, eine Rettungsaktion an dieser Küste durchzuführen.
Das Herz schlug ihr im Hals, als sie beobachtete, wie der Hubschrauber langsamer flog und der Mannschaftskapitän sich dann zur Kufe bewegte und sich sicherte. »Es ist Ty«, sagte sie, als sich ein zweiter Mann zur Kufe begab. Er würde der Retter sein, das Mitglied des Rettungstrupps, das sich abseilte und sich in Gefahr brachte. »Ich wusste es doch gleich.« Das Schicksal hatte die Angewohnheit, sich einzumischen und sich zu wiederholen, wenn es nicht nach seinem Willen ging.
»Ty hat Nerven wie Drahtseile«, murmelte Jonas kopfschüttelnd. Als Ty das letzte Mal ein Short-Haul-Manöver über Wasser an der Küste durchgeführt hatte, war er abgestürzt und hatte ein massives Schädeltrauma erlitten.
Elle konnte sich nicht vorstellen, was ihm durch den Kopf ging, doch sie hielt panisch Ausschau nach der vermummten Schattengestalt, die irgendwo zwischen den Felsen umherschlich.
Ich kann ihn nicht sehen.
Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme verzweifelt. Sie klammerte sich an Jacksons Ärmel, während sie sich bei dem Versuch verrenkte, die anderen, die im Lebensmittelgeschäft gewesen waren, im Auge zu behalten. »Drew! Er ist drüben am Zaun. Sieh dir den Boden dort an.« Ein schmaler Riss war entstanden, wenn sie auch nicht wusste, ob durch die
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