Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
verloren. Er kannte sogar den exakten Zeitpunkt, zu dem sie sich von ihm abgewandt und beschlossen hatte, ihre eigenen Wege zu gehen. Sie hatte ihn zurückgelassen, wie er es erwartet hatte, denn genau dazu hatte er sie schließlich getrieben. Jackson schüttelte den Kopf. Er hatte sie tatsächlich dazu getrieben. Er wollte der Zugvogel bleiben, ein unbeständiger Mann, der sich weigerte, jemanden zu brauchen. Er war entschlossen gewesen, ihr zu zeigen, dass sie diejenige war, die sich ändern musste. Er dachte gar nicht daran, ihr Erklärungen für sein Verhalten abzugeben oder sich für sie zu verändern. Sie hatte an seine Tür geklopft und war draußen auf seiner Veranda stehen geblieben. Hinter ihr das Tosen des Meeres, und ihre zarten Gesichtszüge waren sanft und wunderschön gewesen, ihre smaragdgrünen Augen tief und unergründlich, und ihr langes rotes Haar hatte im Wind geweht.
»Mein Haus hat sich offenbar geirrt«, hatte sie gesagt. »Du bist nicht Manns genug, um diese Aufgabe zu übernehmen, und ich habe es satt, auf dich zu warten.« Sie hatte sich von ihm abgewandt und war fortgegangen, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen. Noch schlimmer war, dass er sie nicht zurückgehalten hatte.
Er sah sich in ihrer Familie um und fühlte, wie die Drakes aus vergangenen Zeiten seinen Wert maßen. Und gerade jetzt, in diesem Augenblick, war er nicht allzu viel wert, und es war ihm ganz egal, dass sie alle es sehen würden. Elle war zu wichtig. Sie zurückzuholen war zu wichtig; alles andere würde er später mit ihr klären müssen. Im Moment schien keines seiner gründlich durchdachten Argumente, weshalb er nichts von ihrer Lebensweise hielt, auch nur die geringste Rolle zu spielen. Draußen vor der offenen Tür erhellten gezackte weiße Blitze den Himmel und ließen die Wassermassen des dunklen, aufgewühlten Meeres leuchten. Donner krachte, und unmittelbar darauf folgte das wütende Brausen der Wogen. Der Wind strömte ins Haus, wirbelte um die Frauen herum, speiste das Gebäude mit zusätzlichen Energien und verstärkte die Kraftströme im Raum.
Es war ausgeschlossen, nicht an die eigentümliche Magie zu glauben, die die Schwestern besaßen, wenn sie zusammen waren.
Er wusste, dass Jonas glaubte, ihre Liebe und ihre Nähe zueinander machten sie auf irgendeine Weise zu einer gewaltigen Kraft, doch Jackson wusste, dass es mehr als nur das sein musste – sie schienen elementare Bestandteile des Universums zu sein, vielleicht Segnungen, die den Familienmitgliedern bei ihrer Geburt zuteilwurden. Woran auch immer man glaubte – sie waren eine Kraft, die man nicht unterschätzen durfte.
Elektrizität knisterte im Zimmer. Energien ballten sich, bis die Wände wogten und der Boden sich verschob.
3.
Elle konnte in der Ferne eine Frau weinen hören. Hoffnungslos. Am Boden zerstört. Verzweifelt. Sie wünschte, jemand würde der Frau helfen, denn je dichter sie an die Oberfläche kam, desto schlimmer wurden die rasenden Schmerzen, die ihren ganzen Körper durchzuckten. Das Weinen zog sie immer wieder aus ihrem Kokon heraus. Sie konnte sich nicht vorstellen, was passiert war. Sie konnte sich nicht erinnern.
»Sheena. Mach die Augen auf. Hör auf zu weinen, meine Süße, ich bin jetzt hier, und es wird alles wieder gut werden.«
Ihr Körper zuckte beim Klang dieser Stimme unwillkürlich zusammen. Sie kannte ihn. Sie kannte seinen Geruch. Seine Berührungen. Er brachte Schmerzen oder nahm sie ihr. Er war zu ihrer Welt geworden. Sie kannte nichts und niemanden außer ihm. Er futterte sie. Er führte sie ins Badezimmer. Er entschied, ob sie Kleider tragen durfte oder nicht und wann sie duschen konnte. Seine Strafen, wenn sie sich ihm widersetzte - was oft der Fall war -, waren fürchterlich. Sein Tonfall veränderte sich nie. Seine Stimme blieb immer ruhig und sachlich und besaß große Macht.
Seine Hand strich über ihr Haar. Die wirre Mähne roter Strähnen war das Einzige, was ihr nicht wehtat. Ihr Rücken und ihr Po standen in Flammen. Ihre Brüste brannten. Und zwischen ihren Beinen fühlte sie einen pochenden Schmerz und eine solche Wundheit, dass sie sich nicht rühren wollte, aus Furcht, ihr Inneres würde sich nach außen stülpen und ihre Eingeweide würden herausfallen. Aber das Schlimmste von allem waren die Schmerzen in ihrem Kopf.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie begriff, dass sie selbst die weinende Frau war. Elle strengte sich an, um zu verstummen und sich daran zu erinnern,
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