Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
das verhüllte Wesen ihm den Finger an die Lippen und gebot ihm damit zu schweigen. Es reichte Goren eine Trinkschale mit einer stark nach Kräutern duftenden Flüssigkeit. Goren merkte, wie durstig er war, und trank gierig. Ihn störte es nicht einmal, dass es ein bitterer Sud war. Dann rieb die Kapuzengestalt ihm Stirn und Brust trocken und bedeutete ihm, sich wieder hinzulegen.
Goren gehorchte, ohne zu wissen, warum. Das Wesen sprach nicht, und es schien auch nicht über starke Kräfte zu verfügen. Trotzdem brachte er keine Kraft auf, zu widersprechen, sich zu wehren.
Der Unbekannte breitete eine Decke über ihm aus. Das nahe, kräftig brennende Feuer warf flackernde Schattenspiele auf den dunklen Umhang, doch von dem Gesicht war nichts zu erkennen, abgesehen von einem kurzen, verborgenen Glitzern der Augen. Aber zu wenig, um zu erkennen, wer der unbekannte Retter war.
Goren sah dunkle Haufen rund um das Feuer liegen, und er hörte leises, seufzendes, stöhnendes Atmen. Und ein kräftiges Schnarchen nicht weit von ihm.
Er war nicht allein, sondern umgeben von, wie es schien, Freunden.
Seine Ketten waren fort, kein Gerassel mehr, kein Schaben und Kratzen an der Haut. Handgelenke und FuÃfesseln waren verbunden.
Goren richtete den Blick wieder auf den Unbekannten, der weiteren Sud in die Schale goss und diese neben seinen Kopf stellte. Er hob einen Arm und versuchte, die Kapuze zu erreichen, doch er griff ins Leere. Mit einer unmerklichen Bewegung, so schnell, war die Kapuzengestalt aus seiner Reichweite gerückt. Aber Gorens Finger spürten noch den Rest Wärme an der Stelle, wo das Wesen gerade noch gesessen hatte.
Seine Lider wurden schwer, groÃe Müdigkeit umfing ihn. Er gab ihr nach, schloss die Augen, und sein Kopf sank zur Seite. Bald darauf schlummerte er tief und traumlos, ohne Fieber.
7.
Ein neuer Bund
»He, Meister des Schlafes, willst du nicht endlich erwachen?«
Jemand schüttete Goren eine Handvoll Wasser ins Gesicht, und er erwachte mit einem Schrei. Seine Hand schoss hoch und kräftige Finger schlossen sich um den Hals des Anderen. Der stieà einen überraschten Laut aus und erstarrte.
»Ist ja gut, keiner will dir ans Leder«, mischte sich eine ruhige, kräftige Stimme ein, und eine schwere Hand legte sich auf Gorens Arm. »Hier bist du unter Freunden.«
»Ver-Verzeihung«, stieà Goren verlegen hervor, löste den Griff und rieb sich die Augen, während er sich aufsetzte. »Das wollte ich gar nicht, es ist nur, ich â«
»Du bist ein Krieger, allerdings, das haben wir auch schon herausgefunden«, sagte derjenige, den er gerade beinahe erwürgt hätte, und lachte.
Goren starrte in das Gesicht eines augenscheinlich adeligen jungen Mannes mit markanten Gesichtszügen, tiefblauen Augen und dunkelblonden, schulterlangen Haaren. »Deine Stimme ...«, flüsterte er. »Ich kenne sie ...«
»Ganz recht!« Der junge Mann hielt Goren die Hand hin. »Wenn du es jetzt endlich gestattest: Ich bin Hag der Falke, aus dem Clan der Schneeadler der Nordberge. Ich lag in der Zelle neben dir. Und ich schleppte deinen fiebrigen Körper aus dem Tal der Tränen zusammen mit Buldr Rotbart hierher.«
Goren ergriff seine Hand und starrte dann einem stämmig gebauten Zwerg mit feuerroter Haarmähne ins Gesicht. Sein imposanter Bart war an den Enden des Schnurrbartes und links und rechts von der Kinngrube zu langen Zöpfen geflochten. »Ich hörte deine Stimme ebenfalls, als du mich hochgehoben hast ...«
»Mich kann man auch schlecht überhören!« Buldr lachte dröhnend und schlug Goren auf die Schulter. »Vielleicht hat genau meine liebliche Stimme dich im Diesseits gehalten, denn wir wollten schon kein Kupferstück mehr auf dich geben, so schlecht erging es dir. Aber Weylin Mondauge versteht sich auf Heilung, was ein Glück für uns ist.«
Ein in einen dunklen Kapuzenmantel gehülltes Wesen trat näher an Goren heran, und sein Herz schlug augenblicklich schneller. Als es die Kapuze zurückschlug, blickte er in die hellgrauen, fast silberfarbenen, mandelförmigen Augen einer Elfe. Ihr langes, glattes Haar hatte die Farbe von Herbstlaub, wenn es sich nach der Sonnenwende bunt verfärbt, ihre Haut war bleich wie der Mond, die Spitzen ihrer Ohren anmutig leicht nach innen gerundet. Er hatte noch nie ein so schönes, reines Wesen erblickt. Doch als sie seine
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg