Dramatische Werke
Futter.
Fiesco.
Dorias eigene Unterschrift! – Wo bringst du das Blatt her?
Mohr.
Warm aus den Händen meiner Bononi. Ich machte mich noch die gestrige Nacht dahin, ließ Eure schönen Worte und Eure noch schönern Zechinen klingen. Die letzten drangen durch. Früh sechs sollt' ich wieder anfragen. Der Graf war richtig dort, wie Ihr sagtet, und bezahlte mit Schwarz und Weiß das Weggeld zu einem contrebandenen Himmelreich.
Fiesco (aufgebracht).
Ueber die feilen Weiberknechte! – Republiken wollen sie stürzen, können keiner Metze nicht schweigen. Ich sehe aus diesen Papieren, daß Doria und sein Anhang Komplott gemacht haben, mich mit eilf Senatoren zu ermorden und Gianettino zum souveränen Herzog zu machen.
Mohr.
Nicht anders, und das schon am Morgen der Dogewahl, dem dritten des Monats.
Fiesco (rasch.)
Unsere flinke Nacht soll diesen Morgen in Mutterleibe erwürgen – Geschwind, Hassan – meine Sachen sind reif – Rufe die Andern – wir wollen ihnen einen blutigen Vorsprung machen – Tummle dich, Hassan!
Mohr.
Noch muß ich Euch meinen Schubsack von Zeitungen stürzen. Zweitausend Mann sind glücklich hereinprakticiert. Ich habe sie bei den Kapuzinern untergebracht, wo auch kein vorlauter Sonnenstrahl sie ausspionieren soll. Sie brennen vor Neugier, ihren Herrn zu sehen, und es sind treffliche Kerl.
Fiesco.
Aus jedem Kopf blüht ein Scudi für dich – Was murmelt Genua zu meinen Galeeren?
Mohr.
Das ist ein Hauptspaß, gnädiger Herr. Ueber die vierhundert Abenteurer, die der Friede zwischen Frankreich und Spanien auf den Sand gesetzt hat, nisteten sich an meine Leute und bestürmten sie, ein gutes Wort für sie bei Euch einzulegen, daß Ihr sie gegen die Ungläubigen schicken mögt. Ich habe sie auf den Abend zu Euch in den Schloßhof beschieden.
Fiesco (froh.)
Bald sollt' ich dir um den Hals fallen, Schurke! Ein Meisterstreich! Vierhundert, sagst du? – Genua ist nicht mehr zu retten. Vierhundert Scudi sind dein.
Mohr (treuherzig.)
Gelt, Fiesco? Wir Zwei wollen Genua zusammenschmeißen, daß man die Gesetze mit dem Besen aufkehren kann – Das hab' ich Euch nie gesagt, daß ich unter der hiesigen Garnison meine Vögel habe, auf die ich zählen kann, wie auf meine Höllenfahrt. Nun hab' ich veranstaltet, daß wir auf jedem Thor wenigstens sechs Creaturen unter der Wache haben, die genug sind, die Andern zu beschwätzen und ihre fünf Sinne unter Wein zu setzen. Wenn Ihr also Lust habt, diese Nacht einen Streich zu wagen, so findet Ihr die Wachen besoffen.
Fiesco.
Rede nichts mehr. Bis jetzt hab' ich den ungeheuren Quader ohne Menschenhilfe gewälzt; hart am Ziel soll mich der schlechteste Kerl in der Rundung beschämen? – Deine Hand, Bursche! Was dir der Graf schuldig bleibt, wird der Herzog hereinholen.
Mohr.
Ueberdies noch ein Billet von der Gräfin Imperiali. Sie winkte mir von der Gasse hinauf, war sehr gnädig, fragte mich spöttelnd, ob die Gräfin von Lavagna keinen Anfall von Gelbsucht gehabt hätte? Euer Gnaden, sagt' ich, fragen nur einem Befinden nach, sagt' ich –
Fiesco (hat das Billet gelesen und wirft es weg).
Sehr gut gesagt; sie antwortete?
Mohr.
Antwortete, sie bedaure dennoch das Schicksal der armen Wittwe, erbiete sich auch, ihr Genugthuung zu geben und Euer Gnaden Galanterieen künftig zu verbitten.
Fiesco (hämisch).
Welche sich wohl noch vor Welt-Untergang aufheben dürften – Das die ganze Erheblichkeit, Hassan?
Mohr (boshaft).
Gnädiger Herr, Angelegenheiten der Damen sind es zunächst nach den politischen –
Fiesco.
O ja freilich, und diese allerdings. Aber was willst du mit diesem Papierchen?
Mohr.
Eine Teufelei mit einer andern auskratzen – Diese Pulver gab mir Signora, Eurer Frau täglich eins in die Chocolade zu rühren.
Fiesco (tritt blaß zurück).
Gab dir?
Mohr.
Donna Julia, Gräfin Imperiali.
Fiesco (reißt ihm solche weg, heftig).
Lügst du, Canaille, lass' ich dich lebendig an den Wetterhahn vom Lorenzothurm schmieden, wo dich der Wind in einem Athemzug neunmal herumtreibt – die Pulver?
Mohr (ungeduldig).
Soll ich Eurer Frau in der Chocolade zu saufen geben, verordnete Donna Julia Imperiali.
Fiesco (außer Fassung).
Ungeheuer! Ungeheuer! – dieses holdselige Geschöpf? – Hat so viel Hölle in einer Frauenzimmerseele Platz? – Doch, ich vergaß dir zu danken, himmlische Vorsicht, die du es nichtig machst – nichtig durch einen ärgeren Teufel. Deine Wege sind sonderbar. (Zum Mohren.) Du versprichst, zu
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