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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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werden den ganzen Genuß meiner unschuldigen Kindheit zurückrufen müssen, meine Geister von diesem lebhaften Phantome zu heilen. Erlauben Sie darum, daß ich in die Arme meiner guten Mutter zurückkehre?
    Fiesco (äußerst bestürzt).
Gräfin?
    Leonore.
Es ist ein schwaches, verzärteltes Ding, mein Herz, mit dem Sie Mitleiden haben müssen. Auch die geringsten Andenken des Traums könnten meiner kranken Einbildung Schaden thun. Ich stelle deßwegen die letzten überbliebenen Pfänder ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück. (Sie legt einige Galanterieen auf ein Tischchen.) Auch diesen Dolch, der mein Herz durchfuhr – (seinen Liebesbrief) auch diesen – und (indem sie sich laut weinend hinausstürzen will) behalte nichts, als die Wunde!
    Fiesco (erschüttert, eilt ihr nach, hält sie auf).
Leonore! Welch ein Auftritt! Um Gotteswillen!
    Leonore (fällt matt in seinen Arm).
Ihre Gemahlin zu sein, hab' ich nicht verdient, aber Ihre Gemahlin hätte Achtung verdient – Wie sie jetzt zischen, die Lästerzungen! Wie sie auf mich herabschielen, Genuas Damen und Mädchen! »Seht, wie sie wegblüht, die Eitle, die den Fiesco heirathete.« – Grausame Ahndung meiner weiblichen Hoffart! Ich hatte mein ganzes Geschlecht verachtet, da mich Fiesco zum Brautaltar führte.
    Fiesco.
Nein, wirklich, Madonna! dieser Auftritt ist sonderbar.
    Leonore.
Ah, erwünscht. Er wird blaß und roth. Jetzt bin ich muthig.
    Fiesco.
Nur zwei Tage, Gräfin, und dann richten Sie mich.
    Leonore.
Aufgeopfert! – Laß mich es nicht vor dir aussprechen, jungfräuliches Licht! Aufgeopfert einer Buhlerin. Nein, sehen Sie mich an, mein Gemahl! Wahrhaftig, die Augen, die ganz Genua in knechtisches Zittern jagen, müssen sich jetzt vor den Thränen eines Weibes verkriechen. –
    Fiesco (äußerst verwirrt).
Nicht mehr, Signora. Nicht weiter.
    Leonore (mit Wehmuth und etwas bitter).
Ein schwaches Weiberherz zu zerfleischen! O es ist des starken Geschlechts so würdig. – Ich warf mich in die Arme dieses Mannes. An diesen Starken schmiegten sich wollüstig alle meine weiblichen Schwächen. Ich übergab ihm meinen ganzen Himmel – Der großmüthige Mann verschenkte ihn an eine –
    Fiesco (stürzt ihr mit Heftigkeit ins Wort).
Meine Leonore! nein –
    Leonore.
Meine Leonore? – Himmel, habe Dank! das war wieder echter Goldklang der Liebe. Hassen sollt' ich dich, Falscher, und werfe mich hungrig auf die Brosamen deiner Zärtlichkeit – Hassen? Sagte ich hassen , Fiesco? O glaub' es nicht! Sterben lehrt mich dein Meineid, aber nicht hassen. Mein Herz ist betrogen. (Man hört den Mohren.)
    Fiesco.
Leonore, erfüllen Sie mir eine kleine kindische Bitte.
    Leonore.
Alles, Fiesco, nur nicht Gleichgültigkeit.
    Fiesco.
Was Sie wollen, wie Sie wollen – (Bedeutend.) Bis Genua um zwei Tage älter ist, fragen Sie nicht, verdammen Sie nicht! (Er führt sie mit Anstand in ein anderes Zimmer.)
Vierter Auftritt.
    Mohr keuchend. Fiesco .
    Fiesco.
Woher so in Athem?
    Mohr.
Geschwind, gnädiger Herr –
    Fiesco.
Ist was ins Garn gelaufen?
    Mohr.
Lest diesen Brief. Bin ich denn wirklich da? Ich glaube, Genua ist um zwölf Gassen kürzer worden, oder meine Beine um so viel länger. Ihr verblaßt? Ja, um Köpfe werden sie karten, und der Eure ist Tarock. Wie gefällt's Euch?
    Fiesco (wirft den Brief erschüttert auf den Tisch).
Krauskopf und zehn Teufel! wie kommst zu diesem Brief?
    Mohr.
Ungefähr wie – Euer Gnaden zur Republik. Ein Expresser sollte damit nach Levanto fliegen! Ich wittre den Fraß, laure dem Burschen in einem Hohlweg auf. Baff, liegt der Marder – wir haben das Huhn.
    Fiesco.
Sein Blut über dich! Der Brief ist nicht mit Gold zu bezahlen.
    Mohr.
Doch dank' ich für Silber. (Ernsthaft und wichtig.) Graf von Lavagna! Ich habe neulich einen Gelust nach Eurem Kopf gehabt. (Indem er auf den Brief deutet.) Hier wär' er wieder – Jetzt, denk' ich, wären gnädiger Herr und Halunke quitt. Fürs Weitere könnt Ihr Euch beim guten Freund bedanken. (Reicht ihm einen zweiten Zettel.) Numero zwei.
    Fiesco (nimmt das Blatt mit Erstaunen).
Wirst du toll sein?
    Mohr.
Numero zwei. (Er stellt sich trotzig neben ihn, stemmt den Ellenbogen an.) Der Löwe hat's doch so dumm nicht gemacht, daß er die Maus pardonnierte? (Arglistig.) Gelt! er hat's schlau gemacht, wer hätt ihn auch sonst aus dem Garne genagt? – Nun? Wie behagt Euch das?
    Fiesco.
Kerl, wie viel Teufel besoldest du?
    Mohr.
Zu dienen – nur einen , und der steht in gräflichem

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