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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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    Wallenstein (erwartungsvoll).
Nun?
    Buttler.
Er ist herein.
    Terzky und Illo.
Er ist herein?
    Wallenstein.
Mein Bote?
    Buttler.
Seit mehrern Stunden.
    Wallenstein.
Und ich weiß es nicht?
    Buttler.
Die Wache fing ihn auf.
    Illo. (stampft mit dem Fuß).
Verdammt!
    Buttler.
Sein Brief
Ist aufgebrochen, läuft durchs ganze Lager –
    Wallenstein (gespannt).
Ihr wißt, was er enthält?
    Buttler (bedenklich).
Befragt mich nicht!
    Terzky.
O – weh uns, Illo! Alles stürzt zusammen!
    Wallenstein.
Verhehlt mir nichts. Ich kann das Schlimmste hören.
Prag ist verloren? Ist's? Gesteht mir's frei.
    Buttler.
Es ist verloren. Alle Regimenter
Zu Budweis, Tabor, Braunau, Königingrätz,
Zu Brünn und Znaym haben Euch verlassen,
Dem Kaiser neu gehuldiget, Ihr selbst
Mit Kinsky, Terzky, Illo seid geächtet.
    (Terzky und Illo zeigen Schrecken und Wuth. Wallenstein bleibt fest und gefaßt stehen.)
    Wallenstein (nach einer Pause).
Es ist entschieden, nun ist's gut – und schnell
Bin ich geheilt von allen Zweifelsqualen;
Die Brust ist wieder frei, der Geist ist hell,
Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.
Mit zögerndem Entschluß, mit wankendem Gemüth
Zog ich das Schwert, ich that's mit Widerstreben,
Da es in meine Wahl noch war gegeben!
Nothwendigkeit ist da, der Zweifel flieht,
Jetzt fecht' ich für mein Haupt und für mein Leben.
    (Er geht ab. Die Andern folgen.)
Eilfter Auftritt.
    Gräfin Terzky kommt aus dem Seitenzimmer.
    Nein! ich kann's länger nicht – Wo sind sie? Alles
Ist leer. Sie lassen mich allein – allein
In dieser fürchterlichen Angst – Ich muß
Mich zwingen vor der Schwester, ruhig scheinen
Und alle Qualen der bedrängten Brust
In mir verschließen – Das ertrag' ich nicht!
– Wenn es uns fehl schlägt, wenn er zu dem Schweden
Mit leerer Hand, als Flüchtling, müßte kommen,
Nicht als geehrter Bundsgenosse, stattlich,
Gefolgt von eines Heeres Macht – Wenn wir
Von Land zu Lande, wie der Pfalzgraf, müßten wandern,
Ein schmählich Denkmal der gefallnen Größe –
Nein, diesen Tag will ich nicht schaun! ich könnt'
Er selbst es auch ertragen, so zu sinken,
Ich trüg's nicht, so gesunken ihn zu sehn.
Zwölfter Auftritt.
    Gräfin. Herzogin. Thekla.
    Thekla (will die Herzogin zurückhalten).
O liebe Mutter, bleiben Sie zurück!
    Herzogin.
Nein, hier ist noch ein schreckliches Geheimniß,
Das mir verhehlt wird – Warum meidet mich
Die Schwester? Warum seh' ich sie voll Angst
Umhergetrieben? Warum dich voll Schrecken?
Und was bedeuten diese stummen Winke,
Die du verstohlen heimlich mit ihr wechselst?
    Thekla.
Nichts, liebe Mutter!
    Herzogin.
Schwester, ich will's wissen.
    Gräfin.
Was hilft's auch, ein Geheimniß draus zu machen!
Läßt sich's verbergen? Früher, später muß
Sie's doch vernehmen lernen und ertragen.
Nicht Zeit ist's jetzt, der Schwäche nachzugeben,
Muth ist uns noth und ein gefaßter Geist,
Und in der Stärke müssen wir uns üben.
Drum besser, es entscheidet sich ihr Schicksal
Mit einem Wort – Man hintergeht Euch, Schwester.
Ihr glaubt, der Herzog sei entsetzt – der Herzog
Ist nicht entsetzt – er ist –
    Thekla (zur Gräfin gehend).
Wollt Ihr sie tödten?
    Gräfin.
Der Herzog ist –
    Thekla (die Arme um die Mutter schlagend).
O standhaft, meine Mutter!
    Gräfin.
Empört hat sich der Herzog, zu dem Feind
Hat er sich schlagen wollen, die Armee
Hat ihn verlassen, und es ist mißlungen.
    (Während dieser Worte wankt die Herzogin und fällt ohnmächtig in die Arme ihrer Tochter.)
    Dreizehnter Auftritt.
    Ein großer Saal beim Herzog von Friedland.
    Wallenstein (im Harnisch).
    Wallenstein.
Du hast's erreicht, Octavio! – Fast bin ich
Jetzt so verlassen wieder, als ich einst
Vom Regensburger Fürstentage ging.
Da hatt' ich nichts mehr als mich selbst – doch was
Ein Mann kann werth sein, habt ihr schon erfahren.
Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen,
Da steh' ich, ein entlaubter Stamm! Doch innen
Im Marke lebt die schaffende Gewalt,
Die sprossend eine Welt aus sich geboren.
Schon einmal galt ich euch statt eines Heers,
Ich Einzelner. Dahingeschmolzen vor
Der schwed'schen Stärke waren eure Heere,
Am Lech sank Tilly, euer letzter Hort;
Ins Bayerland, wie ein geschwollner Strom,
Ergoß sich dieser Gustav, und zu Wien
In seiner Hofburg zitterte der Kaiser.
Soldaten waren theuer, denn die Menge
Geht nach dem Glück – Da wandte man die Augen
Auf mich, den Helfer in der Noth; es beugte sich
Der Stolz des Kaisers vor dem Schwergekränkten,
Ich

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