Dramatische Werke
den Raub des Feindes teilen.
Moskau ist reich an Gütern, unermeßlich
An Gold und edeln Steinen ist der Schatz
Des Zars; ich kann die Freunde königlich
Belohnen, und ich wills. Wenn ich als Zar
Einziehe auf dem Kremel, dann, ich schwörs,
Soll sich der Ärmste unter euch, der mir
Dahin gefolgt, in Samt und Zobel kleiden,
Mit reichen Perlen sein Geschirr bedecken,
Und Silber sei das schlechteste Metall,
Um seiner Pferde Hufe zu beschlagen.
(Es entsteht eine große Bewegung unter den Landboten)
Korela.
– – – – – – – – – –
Odowalsky.
Soll der Kosak uns Ruhm und Beute rauben?
Wir haben Friede mit dem Tartarfürst
Und Türken, nichts zu fürchten von dem Schweden.
Schon lang verzehrt sich unser tapfrer Mut
Im – – Frieden, die müßgen Schwerter rosten.
Auf, laßt uns fallen in das Land des Zars
Und einen dankbarn Bundesfreund gewinnen,
Indem wir Polens Macht und Größe mehren.
Viele Landboten.
Krieg! Krieg mit Moskau!
Andre.
Man beschließe es!
Gleich sammle man die Stimmen!
Sapieha (steht auf).
Krongroßmarschall!
Gebietet Stille, ich verlang das Wort.
Eine Menge von Stimmen.
Krieg! Krieg mit Moskau!
Sapieha.
Ich verlang das Wort
Marschall! Tut Euer Amt.
(Großes Getöse in dem Saal und außerhalb desselben)
Krongroßmarschall.
Ihr seht, es ist
Vergebens.
Sapieha.
Was? Der Marschall auch bestochen?
Ist keine Freiheit auf dem Reichstag mehr?
Werft Euren Stab hin und gebietet Schweigen!
Ich fodr es, ich begehrs und wills.
(Krongroßmarschall wirft seinen Stab in die Mitte des Saals, der Tumult legt sich)
Was denkt ihr? Was beschließt ihr? Stehn wir nicht
In tiefem Frieden mit dem Zar zu Moskau?
Ich selbst als euer königlicher Bote
Errichtete den zwanzigjährgen Bund.
Ich habe meine rechte Hand erhoben
Zum feierlichen Eidschwur auf dem Kreml,
Und redlich hat der Zar uns Wort gehalten.
Was ist beschworne Treu? Was sind Verträge,
Wenn ein solenner Reichstag sie zerbrechen darf?
Demetrius.
Fürst Leo Sapieha! Ihr habt Frieden
Geschlossen, sagt Ihr, mit dem Zar zu Moskau?
Das habt Ihr nicht , denn ich bin dieser Zar.
In mir ist Moskaus Majestät, ich bin
Der Sohn des Iwan und sein rechter Erbe.
Wenn Polen Frieden schließen will mit Rußland,
Mit mir muß es geschehen! Euer Vertrag
Ist nichtig, mit dem Nichtigen errichtet.
Odowalsky.
Was kümmert Eur Vertrag uns! Damals haben
Wir so gewollt, und heute wollen wir anders!
Sind wir – – – – – – – –
Sapieha.
Ist es dahin gekommen? Will sich niemand
Erheben für das Recht, nun so will ichs.
Zerreißen will ich dies Geweb der Arglist,
Aufdecken will ich alles, was ich weiß.
– Ehrwürdger Primas, wie? Bist du im Ernst
Gutmütig, oder kannst dich so verstellen?
Seid ihr so gläubig, Senatoren? König,
Bist du so schwach? Ihr wißt nicht, wollt nicht wissen,
Daß ihr ein Spielwerk seid des listgen Woiwoda
Von Sendomir, der diesen Zar aufstellte,
Des ungemeßner Ehrgeiz in Gedanken
Das güterreiche Moskau schon verschlingt?
Muß ichs euch sagen, daß bereits der Bund
Geknüpft ist und beschworen zwischen beiden,
Daß er die jüngste Tochter ihm verlobte?
Und soll die edle Republik sich blind
In die Gefahren eines Krieges stürzen,
Um den Woiwoden groß, um seine Tochter
Zur Zarin und zur Königin zu machen?
Bestochen hat er alles und erkauft,
Den Reichstag, weiß ich wohl, will er beherrschen;
Ich sehe seine Faktion gewaltig
In diesem Saal, und nicht genug, daß er
Den Seym Walny durch die Mehrheit leitet,
Bezogen hat er mit dreitausend Pferden
Den Reichstag und ganz Krakau überschwemmt
Mit seinen Lehensleuten. Eben jetzt
Erfüllen sie die Hallen dieses Hauses,
Man will die Freiheit unsrer Stimmen zwingen.
Doch keine Furcht bewegt mein tapfres Herz;
So lang noch Blut in meinen Adern rinnt,
Will ich die Freiheit meines Worts behaupten.
Wer wohl gesinnt ist, tritt zu mir herüber.
So lang ich Leben habe, soll kein Schluß
Durchgehn, der wider Recht ist und Vernunft;
Ich hab mit Moskau Frieden abgeschlossen,
Und ich bin Mann dafür, daß man ihn halte.
Odowalsky.
Man höre nicht auf ihn! Sammelt die Stimmen!
(Bischöfe von Krakau und Wilna stehen auf und gehen jeder an seiner Seite hinab, um die Stimmen zu sammeln)
Viele.
Krieg! Krieg mit Moskau!
Erzbischof von Gnesen (zu Sapieha).
Gebt Euch, edler Herr!
Ihr seht, daß Euch die Mehrheit widerstrebt,
Treibts nicht zu einer unglückselgen Spaltung.
Krongroßkanzler (kommt von dem Thron herab, zu Sapieha).
Der König läßt Euch bitten, nach zugeben,
Herr
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