Dramatische Werke
der Kühnheit weit entfernt,
Den Wunsch zu solchem Glück empor zu wagen.
Den Kastellan von Lemberg, ihren Freier,
Beleidigt meine Leidenschaft. Er setzt
Mich stolz zur Rede, und in blinder Wut
Vergißt er sich so weit, nach mir zu schlagen.
– – – – – – – – – –
So schwer gereizet, greif ich zum Gewehr,
Er, sinnlos wütend, stürzt in meinen Degen,
Und fällt durch meine willenlose Hand.
Mnischek.
Ja, so verhält sich – – – – –
Demetrius.
Mein Unglück war das höchste! Ohne Namen,
Ein Russ und Fremdling, hatt ich einen Großen
Des Reichs getötet, hatte Mord verübt
Im Hause meines gastlichen Beschützers,
Ihm seinen Eidam, seinen Freund getötet.
Nichts half mir meine Unschuld; nicht das Mitleid
Des ganzen Hofgesindes, nicht die Gunst
Des edeln Palatinus kann mich retten,
Denn das Gesetz, das nur den Polen gnädig,
Doch streng ist allen Fremdlingen, verdammt mich.
Mein Urteil ward gefällt, ich sollte sterben;
Schon kniet ich nieder an dem Block des Todes,
Entblößte meinen Hals dem Schwert –
(Er hält inn und – – – – –)
In diesem Augenblicke ward ein Kreuz
Von Gold mit kostbarn Edelsteinen sichtbar,
Das in der Tauf mir umgehangen ward.
Ich hatte, wie es Sitte ist bei uns,
Das heilge Pfand der christlichen Erlösung
Verborgen stets an meinem Hals getragen
Von Kindesbeinen an, und eben jetzt,
Wo ich vom süßen Leben scheiden sollte,
Ergriff ich es als meinen letzten Trost
Und drückt es an den Mund mit frommer Andacht.
Das Kleinod wird bemerkt, sein Glanz und Wert
Erregt Erstaunen, weckt die Neugier auf.
Ich werde losgebunden und befragt,
Doch weiß ich keiner Zeit mich zu besinnen,
Wo ich das Kleinod nicht an mir getragen.
Nun fügte sichs, daß drei Bojarenkinder,
Die der Verfolgung ihres Zars entflohn,
Bei meinem Herrn zu Sambor eingesprochen.
Sie sahn das Kleinod und erkannten es
An neun Smaragden, die mit Amethysten
Durchschlungen waren, für dasselbige,
Was Knäs Mstislawskoy dem jüngsten Sohn
Des Zaren bei der Taufe umgehangen.
Sie sehn mich näher an und sehn erstaunt
Ein seltsam Spielwerk der Natur, daß ich
Am rechten Arme kürzer bin geboren.
Als sie mich nun mit Fragen ängstigten,
Besann ich mich auf einen kleinen Psalter,
Den ich auf meiner Flucht mit mir geführt.
In diesem Psalter standen griechische Worte,
Vom Igumen mit eigner Hand hinein
Geschrieben. Selbst hatt ich sie nie gelesen,
Weil ich der Sprach nicht kundig bin. Der Psalter
Wird jetzt herbeigeholt, die Schrift gelesen;
Ihr Inhalt ist: daß Bruder Philaret
(Dies war mein Klostername), des Buchs Besitzer,
Prinz Dmitri sei, des Iwan jüngster Sohn,
Den Andrei, ein redlicher Diak,
In jener Mordnacht heimlich weggeflüchtet;
Urkunden dessen lägen aufbewahrt
In zweien Klöstern, die bezeichnet waren.
Hier stürzten die Bojaren mir zu Füßen,
Besiegt von dieser Zeugnisse Gewalt,
Und grüßten mich als ihres Zaren Sohn.
Und also gählings aus des Unglücks Tiefen
Riß mich das Schicksal auf des Glückes Höhn.
Erzbischof von Gnesen.
– – – – – – – – – –
Demetrius.
Und jetzt fiels auch wie Schuppen mir vom Auge!
Erinnrungen belebten sich auf einmal
Im fernsten Hintergrund vergangner Zeit;
Und wie die letzten Türme aus der Ferne
Erglänzen in der Sonne Gold, so wurden
Mir in der Seele zwei Gestalten hell,
Die höchsten Sonnengipfel des Bewußtseins.
Ich sah mich fliehn in einer dunkeln Nacht,
Und eine lohe Flamme sah ich steigen
In schwarzem Nachtgraun, als ich rückwärts sah.
Ein uralt frühes Denken mußt es sein,
Denn was vorherging, was darauf gefolgt,
War ausgelöscht in langer Zeitenferne;
Nur abgerissen,, einsam leuchtend, stand
Dies Schreckensbild mir im Gedächtnis da.
Doch wohl besann ich mich aus spätern Jahren,
Wie der Gefährten einer mich im Zorn
Den Sohn des Zars genannt. Ich hielts für Spott
Und rächte mich dafür mit einem Schlage.
Dies alles traf jetzt blitzschnell meinen Geist,
Und vor mir stands mit leuchtender Gewißheit,
Ich sei des Zaren totgeglaubter Sohn.
Es lösten sich mit diesem einzgen Wort
Die Rätsel alle meines dunkeln Wesens.
Nicht bloß an Zeichen, die betrüglich sind,
In tiefster Brust, an meines Herzens Schlägen
Fühlt ich – – – – – – – –
Und eher will ichs tropfenweis verspritzen,
Als – – – – – – – – –
Erzbischof von Gnesen.
Und sollen wir auf eine Schrift vertrauen
Die sich durch Zufall bei Euch finden mochte?
Dem Zeugnis einger Flüchtlinge vertraun?
Verzeihet, edler Jüngling! Euer Ton
Und
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