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Dramen

Titel: Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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mit der ausgepreßten Zitrone? Sie haben ihn ja schon bis aufs Hemd ausgeraubt. Er muß drei Tage warten, bis er mir einen Pfennig bezahlen kann.
    v. Keith
gibt ihm einen Schein
    Da haben Sie tausend Mark.
    Simba, ein echtes Münchner Mädel, mit frischen Farben, leichtem Schritt, üppigem rotem Haar, in geschmackvollem schwarzem Kleid mit weißer Latzschürze, kommt mit einem Tablett voll halbleerer Weingläser aus dem Speisesaal.
    Simba
    Der Herr Kommerzienrat möchten noch an Spruch auf den Herrn Baron ausbringen.
    v. Keith nimmt ihr eines der Gläser ab und tritt inmitten der offenen Tür an die Tafel. Simba ins Spielzimmer ab.
    v. Keith
    Meine Damen und Herren! Die Feier des heutigen Abends bedeutet für München den Beginn einer alles Vergangene überstrahlenden Ära. Wir schaffen eine Kunststätte, in der alle Kunstgattungen der Welt ihr gastliches Heim finden sollen. Wenn unser Unternehmen allgemeine Überraschung hervorgerufen, so seien Sie der Tatsache eingedenk, daß stets nur das wahrhaft Überraschende von großen Erfolgen gekrönt war. Ich leere mein Glas zu Ehren des Lebenselementes, das München zur Kunststadt weiht, zu Ehren des Münchner Bürgertums und seiner schönen Frauen.
    Während noch die Gläser erklingen, kommt Sascha aus dem Speisesaal, schließt die Tür hinter sich und geht ins Spielzimmer ab. Simba kommt mit einer Käseglocke aus dem Spielzimmer und will in den Speisesaal.
    Saranieff
sie aufhaltend
    Simba! Bist du denn mit Blindheit geschlagen?! Bemerkst du denn nicht, Simba, daß dein Genußmensch auf dem besten Wege ist, dir aus dem Garn zu gehen und sich von dieser Gräfin aus der Perusastraße einfangen zu lassen?!
    Simba
    Was bleibst denn da heraußen? – Geh her, setz dich mit an den Tisch!
    Saranieff
    Ich werde mich unter die Karyatiden setzen! – Simba! Willst du denn das ganze schöne Geld, das dein Genußmensch in der Tasche hat, diesem wahnsinnigen Marquis von Keith in den Rachen jagen?!
    Simba
    Geh, laß mi aus! I muaß servieren.
    Saranieff
    Die Karyatiden brauchen keinen Käse mehr. Die sollen sich endlich den Mund wischen!
(Setzt die Käseglocke auf den Tisch und nimmt Simba auf die Knie)
Simba! Hast du denn gar kein Herz mehr für mich?! Soll ich mir von dem Marquis die Zwanzigmarkstücke unter Heulen und Zähneklappern erbetteln, während du die Tausendmarkscheine frisch aus der Quelle schöpfen kannst?!
    Simba
    I dank schön! Es hat mi fei noch koa Mensch auf dera Welt äso sekiert as wie der Genußmensch mit seim Mitg'fühl, seim damischen! Mir will der Mensch einreden, daß ich a Märtyrerin der Zivilisation bin! Hast schon so was g'hört?! Ich und a Märtyrerin der Zivilisation! Ich hab ihm g'sagt: Sag du das dena Damen in der G'sellschaft, hab i g'sagt. Die freut's, wann's heißt, sie san Märtyrerinnen der Zivilisation, weil's sunst eh nix san! Wann ich an Schampus trink und mich amüsier, soviel ich Lust hab, nachher bin ich a Märtyrerin der Zivilisation!
    Saranieff
    Simba! Wenn ich ein Weib von deinen Qualitäten wäre, der Genußmensch müßte mir jeden feuchten Blick mit einer Ahnenburg aufwiegen!
    Simba
    Akkurat a solche Sprüch macht er a! Warum as er a Mann ist, fragt er mi. Als gäb's net schon G'spenster gnua auf dera Welt! Frag i denn an Menschen, warum daß ich a Madel bin?!
    Saranieff
    Du fragst auch nichts danach, uns wegen deiner verwünschten Vorurteile fünfzig Millionen aus dem Netz gehen zu lassen!
    Simba
    Mei, die traurigen Millionen! An oanzigs Mal, seit ich den Genußmenschen kenn, hab ich ihn lachen g'sehn. I hab ihm doch g'sagt, dem Genußmenschen, daß er muaß radfahren lernen. Nachher hat er's g'lernt. Mir also radeln nach Schleißheim, und wie mir im Wald san, bricht a G'witter los, daß i moan, d'Welt geht unter. Da zum erstenmal, seit ich ihn kenn, fangt er z' lachen an. Mei, wie der g'lacht hat! Na, sag i, jetzt bist der rechte Genußmensch! Bei jedem Blitzschlag hat er g'lacht. Je mehr als blitzt und donnert hat, je narrischer lacht der! – Geh, stell dich doch net unter den Baum, sag i, da derschlagt di ja der Blitz! – Mi derschlagt koa Blitz net, sagt er, und lacht und lacht!
    Saranieff
    Simba! Simba! Du hättest unmittelbare Reichsgräfin werden können!
    Simba
    I dank schön! Sozialdemokratin hätt i können werden! Weltverbesserung, Menschheitsbeglückung, das san so dem seine Spezialitäten. Noa, woaßt, ich bin fei net für die Sozialdemokraten. Die san mir z' moralisch! Wann die amal z'regieren anfangen, nachher da is

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